„Besser Kleingeld als kein Geld...“
Was ist dran an Geld-Weisheiten? Neun Finanz-Bauernregeln im Realitäts-Check

01.08.2023 | Stand 13.09.2023, 1:44 Uhr

Finanz-Bauernregel 5: „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not.“ Das ist auch heute noch schlaun – vom Sparschwein sollte das Geld aber tunlichst nicht auf ein Sparbuch wandern. Inzwischen gibt es bessere Geldanlagen. −Symbolbild: dpa

Bauernregeln gibt es seit anno dazumal. Sie drehen sich nicht nur rund um Aussaat und Ernte, sondern mitunter auch ums liebe Geld. Aber sind sie auch heute noch aktuell? Neun Bauernregeln in Sachen Finanzen auf dem Prüfstand.



Lesen Sie auch: Sie interessieren sich nicht für Geld und Finanzen? Darum kann das fatal sein

„Spare in der Zeit, dann hast du in der Not.“ Schön mal gehört? Oder den hier: „Auf Sparen folgt Haben.“ Weisheiten wie diese machten schon vor Jahrhunderten die Runde – und doch bemühen wir sie auch heute noch. Tun wir das zu Recht? Immerhin könnten inzwischen einige ihre Aktualität eingebüßt haben. Ein Check bringt Klarheit.

Lesen Sie auch: Mehr Geld auf der hohen Kante: Wie eine fast 100 Jahre alte Methode beim Sparen helfen soll

Regel 1: „Das Geld hat Beine!“



Klar, wer das Geld nicht zusammenhält, dem rinnt es schnell durch die Finger – es läuft quasi davon. Damit das nicht passiert, ist es hilfreich, ein Haushaltsbuch zu führen. „Entweder am PC in einer Excel-Liste, per Stift und Papier oder mit einer App auf dem Handy“, rät Ute Regina Voß, unabhängige Vermögensberaterin und Finanzcoachin aus Kiel. Auf diese Weise lässt sich schwarz auf weiß nachverfolgen, wo das Geld bleibt. Und es lässt sich rechtzeitig gegensteuern, wenn man feststellt, dass man ungeschickt haushaltet.

Lesen Sie auch: Aktuelle Analyse der Arbeitsagentur: So viel verdienen Angestellte in der Region

Regel 2: „Gesundheit geht übers Reichsein.“



Ohne jeden Zweifel: Es gibt Wichtigeres als viel Geld, nämlich die eigene Gesundheit. Nur um reich zu sein, muss man nicht Raubbau am eigenen Körper betreiben und irgendwelchen Idealen hinterherjagen, die nicht den persönlichen Wertvorstellungen entsprechen. „Man gewinnt mehr Zufriedenheit und damit eine höhere Lebensqualität, wenn man seine eigenen Stärken und Interessen reflektiert und einsetzt - auch im Umgang mit Geld“, sagt Verena von Hugo, Co-Vorsitzende des Bündnisses Ökonomische Bildung Deutschland.

Das könnte Sie auch interessieren: Tiktok-Trend #cashstuffing: Spar-Trick aus Omas Zeiten hilft vielen, hat aber Haken

Regel 3: „Borgen macht Sorgen, drum soll man nicht mehr verzehren, als der Pflug kann ernähren.“



Mit anderen Worten: Am besten gibt man nicht mehr Geld aus als man einnimmt. Schließlich muss man für geliehenes Geld in der Regel draufzahlen – nämlich den Zins. Insofern trifft die Weisheit auch heute noch zu.

„Ausnahmen davon sind natürlich Kredite für größere Investitionen wie eine Immobilie oder eine Maschine in einer Firma“, sagt Voß. Investitionen also, bei denen es einen entsprechenden Gegenwert gibt.

Regel 4: „Über Geld redet man nicht, man hat es.“



„Falsch! Es ist total wichtig, über Geld zu sprechen“, sagt Verena von Hugo. Sowohl zu Hause als auch mit Freunden und in der Schule. Eltern sollten schon mit ihren Kindern altersgerecht über ökonomische Dinge reden und den Umgang mit Geld üben.

Je älter die Kinder werden, desto mehr kommt es darauf an, sie mit einer umfassenden Wirtschafts- und Finanzbildung fit fürs Leben zu machen - und zu verhindern, dass sie über ihre finanziellen Verhältnisse leben und in eine Schuldenspirale geraten.

Lesen Sie auch: Das große Geld im Glücksspiel abgeräumt? Diese fünf Finanz-Tipps gibt eine Lotto-Gewinnberaterin

Regel 5: „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not.“



Auch heute noch Geld für Notzeiten zurücklegen? Aber ja - sofern es möglich ist! Und nicht auf dem Sparbuch. Besser eignet sich ein Tagesgeldkonto, auf dem es mittlerweile auch wieder ein paar Zinsen gibt. Hier lässt sich etwa Geld für eine Auto- oder Waschmaschinenreparatur oder für den Fall eines Jobverlusts zurücklegen.

„So ist man gut gewappnet“, sagt Voß, und müsse nicht vorzeitig langfristige Geldanlagen auflösen, wenn die Kurse gerade im Keller seien. Auch den teuren Überziehungskredit kann man sich dann sparen. Als Faustregel für einen Notgroschen auf dem Tagesgeldkonto gelten drei Monatsgehälter bei Angestellten und sechs bei Selbstständigen.

Lesen Sie dazu auch: „Nicht mehr zeitgemäß“: Wie regionale Banken das Auslaufmodell Sparbuch ersetzen



Regel 6: „Besser Kleingeld als kein Geld.“



Kein Geld zu haben, das ist schlecht. Kleingeld indes wird häufig belächelt. Was nicht der richtige Ansatz ist. „Man kann durchaus ein Vermögen aufbauen, wenn man kontinuierlich kleines Geld spart, das liegt am Zinseszinseffekt“, sagt von Hugo. Warum also nicht schon in jungen Jahren beispielsweise jedes Zwei-Euro-Stück, das im Portemonnaie landet, in ein Sparschwein stecken? Was monatlich auf diese Weise zusammenkommt, lässt sich etwa als Sparrate für einen Sparplan nutzen.

Regel 7: „Wer ausgibt und nicht Rechnung führt, der wird bald arm, ohn’ dass er’s spürt.“



Auch bei diesem Spruch kommt wieder das Haushaltsbuch ins Spiel. „Das hilft dabei herauszufinden, wo eigentlich genau das Geld bleibt“, so Voß. Wofür wird es ausgegeben und wie sinnvoll ist die jeweilige Investition? Macht mich die 23. Bluse wirklich glücklich? Tätige ich Frustkäufe? Dieses Reflektieren kann dazu führen, dass man achtsamer mit Geld umgeht.

Regel 8: „Wo der Geldbeutel anfängt, hört die Gemütlichkeit auf.“



„Leider verbinden viele Menschen Finanzthemen mit etwas Negativem“, sagt von Hugo. Da spielt etwa Unsicherheit eine Rolle, denn für viele ist die Finanzwelt ein Buch mit sieben Siegeln. „Umso wichtiger ist eine umfassende Wirtschafts- und Finanzbildung“, so von Hugo. Es gehe um nichts anderes als um finanzielles Wohlbefinden, das es ermöglicht, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Regel 9: „Gibst du viel im Kleinen aus, kommst du bald um Hof und Haus.“



„Völlig richtig“, findet Ute Regina Voß. Wer jeden Morgen beim Bäcker oder an der Tankstelle fünf oder zehn Euro für Kaffee und Brötchen lässt, anstatt zu Hause ein Frühstück zuzubereiten und gegebenenfalls mitzunehmen, der hat am Monatsende zwischen 100 und 300 Euro weniger im Geldbeutel. Und auch andere Kleinausgaben können sich im Laufe eines Monats schnell summieren.

Ein Tipp von Voß: Einmal im Monat ganz bewusst die täglichen Kleinausgaben, die im Haushaltsbuch aufgelistet sind, prüfen - und gegensteuern. Das Geld, das man daraufhin nicht mehr ausgibt, wandern abends in ein Sparschwein, das am Monatsende geschlachtet wird. „Wetten, dass sich der achtsame Umgang mit dem Geld dann gelohnt hat?“, sagt Voß.

− dpa