Es wird keine Austauschpflicht geben für bestehende Heizungen. Trotzdem müssen oder wollen viele Hausbesitzer ihre Heizung zeitnah tauschen. Eine Alternative könnte die Wärmepumpe sein.
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Skandinavien ist bereits so weit, wie Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck eigentlich auch bald sein wollte: Dort sind neue Öl- und Gasheizungen längst verboten, stattdessen setzen viele Skandinavier beim Heizen auf Wärmepumpen. Etwa zwei Drittel aller Haushalte werden mittels Wärmepumpe beheizt. Zum Vergleich: In Deutschland gibt es laut Habeck rund eine Million installierte Wärmepumpen. Im vergangenen Jahr sind rund 150.000 Geräte neu hinzugekommen. Und trotzdem machten Wärmepumpen im Jahr 2021 nur 17 Prozent bei den neu installierten Heizungen aus. Demgegenüber standen rund 70 Prozent neu installierte Gasheizungen. In Schweden liegt der Wärmepumpen-Marktanteil bei neu gebauten Einfamilienhäusern laut der Fachzeitschrift „IKZ-Haustechnik“ so hoch wie in keinem anderen europäischen Land. Die Durchdringung mit Wärmepumpen ist teilweise schon so weit fortgeschritten, dass sich manche Gemeinden inzwischen als „heizölfreies Gebiet“ bezeichnen. Übrigens setzt auch das schwedische Königshaus auf Erdwärme.
Wärmepumpen in Deutschland sind gefragt wie nie
In Deutschland gehört die Firma Wolf aus Mainburg zu den Pionieren im Wärmepumpenmarkt. 2010 bot Wolf seine erste Wärmepumpe an. Lange dümpelte dieser Markt dahin. Doch nun, mit der immer brisanter werdenden Klimakrise, gepaart mit der auch kriegsbedingten Knappheit beziehungsweise heftigen Verteuerung von Gas und Öl, sind Wärmepumpen gefragt wie nie. Die Prognosen schnellen nach oben. Geschäftsführer Thomas Kneip hat vor zwei Monaten gegenüber dem „Manager Magazin“ erklärt, dass Wolf 2025 „fast zehnmal so viele Wärmepumpen bauen“ will wie 2021. 2022 werde die Produktion bereits um zwei Drittel erhöht. Für 2023 sei eine weitere Verdopplung geplant.
Doch was genau ist eine Wärmepumpe eigentlich? Einfach gesagt wird mit Hilfe einer Wärmepumpe die Umweltwärme aus Erdreich, Grundwasser oder Luft genutzt. Die Wärme wird der Umwelt entzogen und anschließend mit Hilfe eines Kältekreislaufs auf ein höheres Temperaturniveau gebracht. Dieser Kältekreislauf in der Wärmepumpe wird mit einem Strom angetriebenen Kompressor betrieben. Somit können mit Wärmepumpen Gebäude geheizt und Warmwasser aufbereitet werden.
Funktionsweise vergleichbar mit Kühlschrank
Und so funktioniert das Ganze laut Bundesverband Wärmeverband e. V.: Man stelle sich einen Kühlschrank vor. In einem Kühlschrank wird ein flüssiges Kältemittel, das im Inneren zirkuliert, gasförmig. Durch diesen Prozess der Verdampfung oder Verdunstung wird die Umgebung gekühlt, und damit der gewünschte Effekt erreicht. Eine Wärmepumpe funktioniert genau umgekehrt. Dort zirkuliert ein Kältemittel, das einer Wärmequelle (beispielsweise Erdreich, Luft oder Grundwasser) Wärme entzieht und dabei verdampft. Das dampfförmige Kältemittel wird in einem mit Strom betriebenen Kompressor verdichtet. Dadurch erhöht sich die Temperatur so weit, dass die Wärme über einen Wärmetauscher an das Heizsystem abgegeben wird. Das Kältemittel wird durch die Wärmeabgabe wieder flüssig, über ein Expansionsventil auf niedrigeren Druck entspannt und der Kreislauf beginnt von vorne.
Verschiedene Arten von Wärmepumpen
Es gibt nicht die eine Wärmepumpe. Experten unterscheiden zwischen Erd-, Luft- und Grundwasserwärmepumpen. Grundsätzlich gilt: Die Wärmequelle, die zur Gewinnung der Wärmeenergie herangezogen wird, bestimmt die Art der Wärmepumpe.
Voraussetzung für Wärmepumpen
Trotz dieser Vielfalt eignet sich nicht für alle Hausbesitzer eine Wärmepumpe. Wärmepumpen arbeiten mit geringen Vorlauftemperaturen, deshalb sind sie als alleinige Heizung in der Regel nur für gut gedämmte Häuser geeignet. Es ist auch sinnvoll, sie mit Flächenheizungen und Fußbodenheizungen zu kombinieren, weil diese mit geringeren Temperaturen arbeiten können.
In Altbauten werden Wärmepumpen meist nur in Kombinationen mit mehreren verschiedenen Heizsystemen verwendet. Das kann beispielsweise eine Kombi aus Wärmepumpe und Gasheizung sein. Für den Fall, dass die Wärmepumpe an ihre Grenzen stößt, springt die Gasheizung ein.
Vor- und Nachteile von Wärmepumpen
Wärmepumpen punkten vor allem beim Bereich der Umweltfreundlichkeit. Denn anders als Öl oder Gas nutzt eine Wärmepumpe die in der Umwelt vorhandene Wärme. Das ist umweltfreundlich und dieser „Brennstoff“ ist quasi kostenlos. Um die Energie bereitzustellen, ist eine Wärmepumpe allerdings auf Strom angewiesen. Dadurch entsteht eine gewisse Abhängigkeit von öffentlichen Stromanbietern. Experten entkräften diesen vermeintlichen Nachteil aber, denn es gibt die Möglichkeit, spezielle Wärmepumpen-Stromtarife zu wesentlich günstigeren Konditionen für den Betrieb abzuschließen.
Die Kosten einer Wärmepumpe sind Vor- und Nachteil zugleich. Im direkten Vergleich mit einer herkömmlichen Öl- oder Gasheizung haben die Wärmepumpen bei den Anschaffungskosten oft das Nachsehen. Denn je nach Wärmepumpenart betragen sie etwa 10.000 bis 25.000 Euro. Luftwärmepumpen sind deutlich günstiger als Erdwärme- oder Grundwasserwärmepumpen. Zum Vergleich: Für eine Öl- oder Gasheizung sind rund 10.000 Euro fällig.
Staatliche Förderung für Wärmepumpe liegt bei 35 Prozent
Mit den staatlichen Förderungen, die es für eine Wärmepumpe gibt, relativieren sich die hohen Anschaffungskosten allerdings wieder. Laut Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle wird die Errichtung von effizienten Wärmepumpenanlagen einschließlich der Nachrüstung bivalenter Systeme, wenn sie überwiegend der Raumheizung oder kombinierten Warmwasserbereitung und Raumheizung von Gebäuden oder der Zuführung der Wärme in ein Wärmenetz dienen, gefördert. Die Förderung beträgt dabei bis zu 35% der förderfähigen Kosten.