Rosenkavaliere aufgepasst:
So erkennen Sie, ob Blumen frisch sind

08.02.2023 | Stand 17.09.2023, 3:35 Uhr |

Rote Rosen sind der Klassiker schlechthin zum Valentinstag. Doch es gibt auch günstigere Alternativen. −F.: Christian Charisius dpa/lno

Rote Rosen und Valentinstag – das gehört irgendwie für viele Menschen einfach zusammen. So wie Topf und Deckel, Arsch und Eimer. Im Jahr 2021 wurden insgesamt rund 1,6 Milliarden Rosen nach Deutschland importiert. Wir haben mit Erni Salzinger-Nuener vom Fachverband Deutscher Floristen über die Faszination Rose gesprochen – und darüber, was wir tun können, um möglichst lange Freude an den Schnittblumen zu haben.



Frau Salzinger-Nuener – Sie werden bestimmt auch immer wieder mit dem Vorwurf konfrontiert, dass der Valentinstag doch nur eine Erfindung der Floristen ist, oder?

Ich finde es total schade, dass dieses Vorurteil immer noch so kursiert. Der Valentin hat ja einen geschichtlichen Bezug. Gemeint ist ja der Bischof Valentin, der Menschen getraut hat, die eigentlich nicht zusammenkommen sollten. Denen hat er auch immer Blumen in die Hand gedrückt. Dieser Bischof Valentin ist am 14. Februar gestorben und deshalb ist das jetzt sein Ehrentag. Um sein Andenken zu wahren, schenken sich Liebende an diesem Tag Blumen.

Nichtsdestotrotz spielt der Valentinstag den Floristen in finanzieller Hinsicht schon in die Karten, oder?

Der Valentinstag ist ein umsatzstarker Tag, ja. Das ist aber deshalb so, weil halt jeder dran denkt, dass er einmal im Jahr Blumen schenkt (oder vielleicht zwei Mal, wenn man noch den Muttertag dazu rechnet). Es ist halt leider so, dass nicht jedes Wochenende einen Blumenstrauß mit nach Hause gebracht wird. Am Valentinstag werden wir alle dran erinnert – und deshalb werden einfach rund um den 14. Februar viele Blumen gekauft.

Aber warum müssen Rosenkavaliere am 14. Februar so tief in die Tasche greifen?

Sie müssen sich vorstellen, Blumen werden ja übers ganze Jahr gezüchtet, auf den Farmen und Plantagen und in den Zuchtbetrieben. Der Platz, der zur Verfügung steht, der wird nicht für den 14. Februar mehr. Es werden halt einfach mehr Blumen gebraucht, die eben nicht zur Verfügung stehen. Und das ist jetzt eine ganz logische Sache: Angebot und Nachfrage regeln den Preis.

Klassische rote Rosen wandern rund um den 14. Februar verstärkt über den Verkaufstresen. Gibt es irgendwelche Alternativen, die vielleicht auch billiger sind?

Im Moment gehen ganz viele Menschen auf Frühlingsblumen. Es ist einfach jetzt auch die Jahreszeit, in der man sich gerne Farbe ins Haus holt. Ich denke ein Frühlingsstrauß – entweder bunt oder farblich abgestuft – ist eine sehr gute Alternative und vielleicht auch eine Preisalternative. Frühlingsblumen stehen jetzt ja sowieso zur Verfügung und deshalb sind sie im Vergleich zu den roten Rosen bedeutend günstiger. Was auch eine schöne Alternative ist, sind Exoten, sprich das ganze Programm von Orchideen und Proteen – alles, was uns so aus Südafrika zur Verfügung steht. Da ist ja jetzt der Frühling vorbei, da blühen diese Sachen und die stehen uns jetzt auch in einem relativ großen Umfang zur Verfügung. Das sind auch sehr haltbare Blumen.

Wenn wir bei den Exoten aus Südafrika bleiben – wie wichtig ist in diesem Zusammenhang das Fairtrade-Label?

Fairtrade ist natürlich eine Geschichte, die man jederzeit befürworten kann. Fairtrade sorgt einfach dafür, dass in den Produktionsbetrieben die Sozialleistungen nach vorne kommen. Aber nicht alles, was nach Fairtrade ausschaut, ist auch wirklich Fairtrade. Man muss da einfach unbedingt auf das entsprechende Label achten und sich informieren. Wenn ein Florist kein Fairtrade führt, hat das auch einen bestimmten Grund. Vielleicht hat er in dem Fall andere Anbieter, die zwar nicht das Label haben, aber nachhaltig produzieren.

Wenn ich am Valentinstag schon so viel Geld ausgebe: Wie erkenne ich als Laie, ob die Blumen frisch sind?

Das kommt jetzt erstmal auf die Blumensorte an. Blumen haben unterschiedliche Blütenformen. Wenn wir jetzt mal an eine Tulpenblüte oder eine normale Edelrose denken, die einen länglichen Kopf hat - wir Floristen sprechen in diesem Fall von einer länglichen Blütenform mit einfachen Blüten - dann sollte die Knospe natürlich ziemlich geschlossen sein, aber Farbe zeigen. Das ist ganz wichtig. Denn wenn die Knospe keine Farbe zeigt, dann ist der Reifezustand noch nicht so ausgeprägt und dann schafft sie es unter Umständen in der Vase gar nicht, dass sie sich öffnet, sondern lässt vorher den Kopf hängen. Aber wenn die Farbe da ist, dann wird sie sich in der Vase bei guter Pflege so entwickeln, dass sie sich einfach schön öffnet. Ein Unterschied ist es dann, wenn ich einen runden Blütenkopf habe, wie z. B. bei gefüllten Rosen oder bei der Gerbera, bei Pfingstrosen oder Hortensien. Das ist ja so ein großer, runder Ball. Da muss man einfach schauen, wenn man sie so angreift, dass sie fest ist. Bei der Gerbera lohnt sich genaues Hinschauen. Hier kann man anhand der Staubgefäße erkennen, wie frisch die Blume ist. Die Staubgefäße entwickeln sich in der Mitte, wenn die Blüte einfach reif ist. Man sieht die Staubgefäße, wenn die Blumen nicht reif sind, nicht. Das heißt, wenn man da innen ein bisschen was Wolliges sieht, dann sind die Staubgefäße voll ausgeprägt, dann ist die Gerbera nicht mehr ganz frisch. Es gibt ja auch die Blütenstände, die in Rispenform sind oder diese Sprayblumen – da sollte man drauf achten, dass wirklich nur eine oder zwei Blüten geöffnet sind und die anderen zwar farbig, aber noch ganz knospig. Also wenn so ein rispenförmiger Blütenstand schon bis oben hin geöffnet ist, ist das kein gutes Zeichen. Und es gibt noch ein ganz klares Indiz für frische Blumen: Schauen Sie sich den Blumenstiel genau an. Wenn eine Blume schon lange im Vasenwasser gestanden hat, dann verfärbt sich der Stil ein bisschen dunkel. Man erkennt dann ganz deutlich eine Verfärbung. Wenn die Blume frisch ist, dann ist der Stiel durchgängig gleich grün und die Schnittfläche unten hell.

Wie hab ich lange Freude an meinen Blumen?

Da gibt es ein paar ganz klare Regeln. Sehr wichtig ist eine saubere Vase. Und eine Vase ist nicht sauber, wenn ich sie im Spülbecken einmal ausschwemme, sondern die muss wirklich gereinigt sein. Bakterien, die vielleicht am Vasenrand eingetrocknet sind, verschließen unten, wo der Anschnitt an der Schnittblume ist, die Leitungsbahnen. Wenn die Bakterien sich unten auf diesen Anschnitt und die Leitungsbahnen setzen, dann ist das wie ein Pfropfen. Und dann verdurstet die Blume im frischen Wasser. Das Wasser sollte sauber sein, nicht aus der Regentonne, am besten vielleicht ein bisschen handwarm. Ganz wichtig ist dafür zu sorgen, dass das Wasser nicht ausgeht. Mindestens genauso wichtig ist Frischhaltemittel. Das Frischhaltemittel enthält halt verschiedene Zusätze – da sind Stoffe drin zur Ernährung, da sind auch bakterienhemmende Stoffe drin, Stoffe, die den PH-Wert senken. Die Pflanze nimmt ihre Nahrung aus dem Boden. Die ist mit den Wurzeln im Boden verankert, nimmt über die Wurzelhaare Wasser und die darin gelösten Nährstoffe und Mineralien aus dem Boden auf. Wenn sie jetzt abgeschnitten ist, dann kommt sie einfach nur in pures Wasser. Stellen Sie sich vor: Sie bekommen eine Woche lang nichts zu essen, sondern nur Wasser vorgesetzt. Dann überleben Sie auch irgendwie aber irgendwann geht Ihnen die Puste doch aus. Genauso ergeht es der Blume: Sie braucht ja Kraft und Energie, um sich entwickeln zu können. Beim Frischhaltemittel muss man unbedingt drauf achten, dass man es genau nach Gebrauchsanweisung dosiert. Diese Stoffe, die der Ernährung dienen, das ist was Traubenzucker-ähnliches. Wenn zu wenig Frischhaltemittel in der Vase ist, dann hilft es halt nicht. Aber wenn zu viel drin ist, dann ist das Wasser überzuckert und dann bilden sich erst recht die Bakterien. Wenn Sie das alles beachten, zusätzlich noch ein Blick auf die Zimmertemperatur werfen und die Blumen vielleicht nachts in einen kühleren Raum stellen, dann haben sie lange Freude an den Blumen.

Stichwort Zucker. Es gibt ja immer noch Omas alten Ratschlag: Tu Zucker ins Blumenwasser…

Bitte unbedingt die Finger davon lassen. In einem Frischhaltemittel ist zwar Zucker drin, aber halt auch Stoffe, die das Bakterienwachstum hemmen. Das fehlt dem normalen mit Zucker versetzten Wasser.

Apropos Wasser: Wie mache ich es richtig – gieße ich nach oder tausche ich das Wasser komplett aus?

Wenn Frischhaltemittel im Wasser ist, dann sollte das Wasser auf jeden Fall mal für drei, vier Tage bei Zimmertemperatur klar und frei von Bakterien bleiben. Das heißt: Hier kann man problemlos Wasser nachgießen – aber bitte dann auch dran denken, neues Frischhaltemittel aufzufüllen. Wenn von Haus aus kein Frischhaltemittel im Wasser ist, wird sich das Wasser nach drei Tagen verfärben, trüb sein, schmutzig ausschauen. Dann ist ganz wichtig: Wasser raus, Stiele abwaschen, Stiele frisch anschneiden, Vase sauber machen und frisches Wasser rein.

Last but not least: Freuen Sie sich als Floristin am 14. Februar über einen Blumenstrauß oder muss sich ihr Mann etwas anderes einfallen lassen?

Valentinstag ist ein Blumentag. Der Valentin hat seinen liebenden Brautpaaren Blumen geschenkt und keine Pralinen oder Gutscheine. Deshalb dürfen es bei mir am Valentinstag auch „nur“ Blumen sein. Lieblingsblumen habe ich übrigens keine: Ich finde jede Blume schön, jede Blume ist ein Wunder der Natur.

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