Alte Tradition
Ramadan: Wann, wo, wie und von wem der Fastenmonat gefeiert wird

23.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:36 Uhr

Muslimische Gläubige verrichten am Vorabend des ersten Tages des heiligen muslimischen Fastenmonats Ramadan in der Türkei in der Hagia-Sophia-Moschee in Istanbul, Türkei, ein Nachtgebet, das "tarawih" genannt wird. Foto: Emrah Gurel/AP/dpa

Das Ende der Fastenzeit ist bald erreicht. Ganz neu gestartet ist hingegen der Ramadan, an dem sich hierzulande etwa 4,7 Millionen Muslime beteiligen. Während des Fastenmonats verzichten gläubige Muslime zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang auf Essen und Trinken. Doch es steckt noch mehr dahinter.



Der Ramadan ist der Fastenmonat der weltweit etwa 1,9 Milliarden Muslime. Es handelt sich um den neunten Monat des islamischen Kalenders. An seinem Ende steht traditionell das Zuckerfest, ein dreitägiges Fest des Fastenbrechens, das den zweithöchsten islamischen Feiertag nach dem Opferfest markiert.



Wann wird Ramadan gefeiert?

Heuer feiern die Muslime in der Zeit vom 23. März bis zum 21. April den Fastenmonat Ramadan. Dieser Fastenmonat lässt sich keiner genauen Jahreszeit zuordnen, da die Muslime nach einem reinen Mondkalender leben. Dadurch verschiebt sich der Ramadan von Jahr zu Jahr um etwa zehn bis elf Tage nach vorne. Das heißt, dass der Ramadan im Laufe der Zeit alle Jahreszeiten streift.

Seit 2008 begehen in Deutschland alle großen islamischen Religionsgemeinschaften den Ramadan und das Ramadanfest zum selben Zeitpunkt. Darauf weist der Zentralrat der Muslime in Deutschland hin. Hierbei folgen die im Koordinationsrat der Muslime in Deutschland (KRM) vertretenen Religionsgemeinschaften der von der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) bereits im Jahre 1978 erarbeiteten Vorgabe, dass der neue Monat nach der Geburt des Neumonds mit der berechneten möglichen frühesten Sichtung an jedem Ort der Welt beginnt.

Was bedeutet Ramadan?

Übersetzt bedeutet Ramadan so viel wie „der heiße Monat". Gemeint ist damit aber nicht unbedingt die hohe Außentemperatur, die in vielen islamischen Ländern vorherrscht. „Der heiße Monat“ bezieht sich vielmehr auf die Hitze, die im Inneren entsteht, wenn man Hunger und Durst hat. Eine weitere Interpretation deutet den Begriff als Ausbrennen der Sünde.

Der Überlieferung zufolge ist in diesem Monat der Koran aus dem Himmel herabgesandt worden. Deshalb fasten muslimische Gläubige von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang und üben sich in Enthaltsamkeit, was andere irdische Freuden wie Geschlechtsverkehr oder Rauchen angeht. Auch moralisch-ethische Aspekte sind zu beachten. So soll man während des Ramadan beispielsweise nicht lügen oder fluchen, sondern das Herz und den Geist möglichst rein halten. So steht es übrigens auch im Koran: „Für Gott hat es keine Bedeutung, dass jemand, der das Lügen und den Betrug nicht unterlässt, sich des Essens und Trinkens enthält.“

Der türkische Islamverband Ditib betont, der Ramadan sei ein „Monat der Solidarität“. „Der Ramadan ist ein Monat, der Hunger und Durst zum Gottesdienst transformiert, Teilen zur Freude des Fastenbrechens umwandelt, Geschwisterlichkeit und Solidarität zur Festtagsfreude überführt“, erklärte der Ditib-Bundesvorsitzende Muharrem Kuzey.

Ramadan: Wer nimmt am muslimischen Fastenmonat teil?

Alle Muslime, die gläubig und fit sind. Ausgenommen vom Fastenmonat Ramadan sind ausdrücklich Kranke, Alte, Schwangere, Menstruierende und Kinder. Für die Fastenden bedeutet der Fastenmonat Ramadan von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang kein Essen, Trinken, Rauchen und kein Sex.

Wie ist der Ramadan entstanden?

Laut der Überlieferung wurde der Koran von Allah selbst seinem Propheten Mohamed im Jahre 610 im Ramadan übergeben. So steht es in Al-Qadr, der 97. Sure des Koran: „Wahrlich, Wir haben ihn (den Qur'an) herabgesandt in der Nacht von Al-Qadr. Und was lehrt dich wissen, was die Nacht von Al-Qadr ist? Die Nacht von Al-Qadr ist besser als tausend Monate. In ihr steigen die Engel und Gabriel herab mit der Erlaubnis ihres Herrn zu jeglichem Geheiß. Frieden ist sie bis zum Anbruch der Morgenröte.“ Die innere Einkehr und die Konzentration auf Gott im Ramadan stellen einige der Grundpfeiler des Glaubens dar, neben den folgenden Säulen: Pilgerfahrt nach Mekka, Almosen an die Armen geben (Zakat), das Bezeugen der Einheit Gottes und der Prophetenschaft Mohammeds und das täglich fünfmalige Gebet.

Welches Gebet wird an Ramadan gesprochen?

Nach dem Nachtgebet (Salatu’l Ischa, türk. Yatsi Namazi) in der Moschee betet der gläubige Muslim in der Regel das Tarawih-Gebet. Dabei handelt es sich um ein freiwilliges zusätzliches Ritualgebet. Es ist in bis zu 20 Gebetsabschnitte (saka) aufgeteilt. Als einziges Gebet der Sunna wird das Tarawih-Gebet in der Gemeinschaft mit anderen Gläubigen gebetet. Im Anschluss an das Tarawih werden auch noch öfter das Schafi‘ und Witr-Gebet gesprochen.

Wie läuft das allabendliche Fastenbrechen ab?

Jeden Abend treffen sich Familie und Freunde, Nachbarn und Bedürftige zum gemeinsamen Fastenbrechen. Gegessen wird im großen Kreis zuhause oder in der Moschee. Das Fastenbrechen folgt einen immer gleichen Schema: Mit einer ungeraden Anzahl an Datteln und einem Schluck Wasser oder Milch wird begonnen. Der Dattel wird in diesem Zusammenhang nachgesagt, dass sie eine reinigende Wirkung auf Körper, Geist und Seele hat. Die letzte Möglichkeit zum Essen vor Sonnenaufgang ist „Sahur“, die Morgenmahlzeit kurz vor dem Morgengebet. Traditionell ist dieses frühe Frühstück aber nicht so reichhaltig wie das abendliche Fastenbrechen. Tagsüber empfinden viele Fastende daher Hunger, Müdigkeit und Kopfschmerzen. Doch Geduld und Aushalten gelten in diesem Monat als Tugend.

Wann dürfen Muslime in Deutschland das Fasten brechen?

Die etwa 4,7 Milliarden Muslime in Deutschland müssen sich deutlich länger im Verzicht üben als Glaubensgefährten an anderen Orten. Das geht aus einer Grafik von Statista hervor. Die Fastenzeit orientiert sich am Verlauf der Sonne. Wer näher am Äquator lebt, hat eine kürzere Phase der täglichen Enthaltsamkeit. Dadurch müssen beispielsweise Muslime in Oslo fünf Stunden länger durchhalten als ihre Glaubensbrüder und -Schwestern in Melbourne. In Deutschland dauert das Fasten in diesem Jahr rund 16 Stunden am Tag.

Wann endet der Ramadan?

Der Ramadan endet mit einem dreitägigen Fest, auf Arabisch: Eid al-Fitr (Fest des Fastenbrechens), auf Türkisch: Seker Bayrami (Zuckerfest). Gefeiert wird mit der ganzen Familie und allen Freunden – bei jeder Menge Essen und Süßigkeiten.