Laut Studie
Dramatisches Insektensterben in deutschen Wäldern nachweisbar

04.04.2023 | Stand 17.09.2023, 0:01 Uhr

Besonders stark ging die Zahl der Insekten den Studienangaben zufolge in Wäldern mit hohem Anteil an Nadelbäumen zurück. −Symbolbild: Sina Schuldt/dpa

In deutschen Wäldern findet ein dramatisches Insektensterben statt – mehr als 60 Prozent der Arten sind rückläufig.



Nicht nur auf Feldern und Ackerböden ist die Anzahl an Insekten deutlich gesunken, sondern auch in deutschen Wäldern. Das Bildungsinstitut gab am Dienstag bekannt, dass eine neue Studie unter Leitung der Technischen Universität (TU) Darmstadt zu diesem Ergebnis kommt. Demnach erlitten die meisten Arten von Insekten zwischen 2008 und 2017 Verluste in den Wäldern.

Insgesamt nahmen die Darmstädter Forscher zusammen mit Kollegen der TU in München die Entwicklung von 1805 Insektenarten unter die Lupe. „Über 60 Prozent der untersuchten Insektenarten waren rückläufig“, erklärte Michael Staab als Hauptautor der Studie. Da sich dadurch die Nahrungsketten verschieben würden, sei es „sehr wahrscheinlich“, dass dieses Artensterben Auswirkungen auf alle Organismen in deutschen Wäldern habe, warnte der Biologe von der TU Darmstadt.

Fichten und Kiefern



Laut den Studienergebnissen ging die Anzahl der Insekten vor allem in Wäldern mit einem hohen Anteil an Nadelbäumen stark zurück. Diese, wie Fichten und Kiefern, waren meistens kultiviert und nicht Teil des natürlichen Untersuchungsgebieten. Die Verluste in heimischen Buchenwäldern fielen hingegen deutlich geringer aus.

Dabei erlitten vor allem größere und häufigere Insektenarten einen starken Rückgang ihrer Individuenzahlen. Pflanzenfresser konnten sich dagegen besser behaupten: Während bei pflanzenfressenden Arten mehr Spezies zunahmen als abnahmen, sank die Anzahl der anderen Ernährungstypen deutlich stärker.

In ungenutzten Wäldern



Darüber hinaus existierten Insekten in ungenutzten Wäldern, die geschützt waren, in vergleichsweise stabilen Beständen. Im Gegensatz dazu war das Sterben von Insekten in intensiv bewirtschafteten Wäldern deutlich größer.

„Unsere Wälder sind durch die Klimakrise gerade dabei, sich drastisch zu verändern“, betont Nico Blüthgen, Leiter der Arbeitsgruppe Ökologische Netzwerke an der TU Darmstadt. Mit einer gezielten Waldbewirtschaftung, einer Förderung natürlicher Baumarten und einer reduzierten Holzfällung könnten den Forschern zufolge die Fortsetzung des Insektensterbens behindert werden.

Bisher umfangreichste Studie



In Deutschland machen Wälder etwa ein Drittel der Gesamtfläche aus. Nach eigenen Aussagen war die Untersuchung die bisher umfangreichste Studie über das Insektensterben in mitteleuropäischen Wäldern. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Communications Biology“ veröffentlicht.

− afp, kix, kse