„Nicht bezifferbarer Wert“
Vor Missbrauchsprozess: Brustkreuz von Papst Benedikt in Traunstein gestohlen

20.06.2023 | Stand 14.09.2023, 22:59 Uhr

Dieses Brustkreuz, das der emeritierte Papst Benedikt XVI. seiner Heimatpfarrei vermacht hatte, ist in Traunstein gestohlen worden. Nun ermittelt das Bayerische Landeskriminalamt. −Foto: LKA

Zufall oder Absicht? Kurz vorm Prozessbeginn gegen einen Pfarrer und das Erzbistum München am Dienstag in Traunstein ist bekannt geworden, dass ein Brustkreuz des emeritierten Papstes Benedikt XVI. aus der Stadtkirche St. Oswald in Traunstein gestohlen wurde. Die Klage hatte sich ursprünglich auch gegen Benedikt XVI. gerichtet.



Wie das Bayerische Landeskriminalamt (BLKA) mitteilte, hatten mehrere unbekannte Täter am Montag zwischen 11.45 Uhr und 17 Uhr eine in der Wand eingelassene Ausstellungsvitrine in der Stadtkirche Traunstein aufgebrochen und entwendeten das darin ausgestellte Brustkreuz. Bei dem Brustkreuz handelte es sich laut BLKA um die päpstliche Pektorale, die Papst Benedikt XVI. seiner Heimatpfarrei vermacht hatte.. Es wird als Insigne kirchlicher Würdenträger über der Brust getragen. Darüber hinaus sei von den unbekannten Tätern die Kasse des Zeitschriftenverkaufsstandes aufgebrochen und das Bargeld entwendet worden.

„Nicht bezifferbarer Wert“



Das Kreuz, das wahrscheinlich vergoldet war, trug auch einen Edelstein. Der materielle Wert war zunächst unbekannt. „Für die katholische Kirche ist der Wert des sakralen Gegenstandes nicht bezifferbar“, teilte das BLKA mit. Dieses hat unter der Sachleitung der Staatsanwaltschaft Traunstein die weiteren Ermittlungen übernommen. Jenseits des Wertes für die Kirche handele es sich bei dem Kreuz auch um ein herausragendes Kulturgut.

Ob ein Zusammenhang mit dem am Dienstag in Traunstein gestarteten Missbrauchsprozess besteht, bei dem auch Benedikt XVI. ursprünglich zu den Beklagten gehörte, bevor dessen Verfahren vom Prozess abgetrennt wurde, war zunächst nicht klar, erklärte eine Sprecherin des BLKA auf Nachfrage der Mediengruppe Bayern: „Wir können noch nichts bestätigen oder ausschließen.“ Weitere Angaben zum konkreten Tathergang konnte das BLKA zunächst „aus ermittlungstaktischen Gründen“ noch nicht machen.

Benedikt besaß als Papst mehrere Brustkreuze. Jenes, das nun aus der Kirche in Traunstein gestohlen wurde, trug er oft bei besonderen Anlässen, etwa Papstmessen im Petersdom oder wichtigen Audienzen und Empfängen. An die Pfarrei ging es, als der Papst schon emeritiert war, wie der Sprecher des Erzbistums München und Freising, Christoph Kappes, erläuterte. „An dem Ort, von dem es jetzt gestohlen wurde, wurde es seit dem Jahr 2020 ausgestellt, als die Renovierung der Kirche abgeschlossen wurde.“

Bereits mehrere Diebstähle



Die Kirche St. Oswald war auch früher schon Ziel gewöhnlicher Diebstähle. Unter anderem hatten Diebe im März einen historischen Opferstock entwendet, die eher geringe Beute an Geld mitgenommen und das wertvolle etwa 500 Jahre alte Stück achtlos weggeworfen. Mehrfach waren in diesem Jahr auch Kreuze aus Metall und Weihwasserbehälter auf mehreren Friedhöfen im Landkreis Traunstein gestohlen worden. Im Februar hatten Polizisten der Inspektion Traunstein Mitglieder einer Bande festgenommen, die diverse Diebstähle auf Friedhöfen und aus Kirchen begangen haben sollen. Ob die Spur eventuell in diese Richtung führen könnte, werde ebenfalls geprüft, sagte Waldinger.

BLKA sucht Zeugen



Das Bayerische Landeskriminalamt bittet um Mithilfe aus der Bevölkerung und stellt folgende Fragen: Wem sind zwischen 11.45 Uhr und 17 Uhr im Bereich der Stadtkirche Traunstein verdächtige Personen aufgefallen? Wer hat im Vorfeld in der näheren Umgebung verdächtige Wahrnehmungen gemacht, die im Zusammenhang mit dem Einbruch stehen könnten? Wer kann sonst sachdienliche Hinweise zur Tat, zu den Tätern oder dem gestohlenen Brustkreuz geben? Hinweise nimmt das Bayerische Landeskriminalamt unter der Telefonnummer 089/1212 – 0 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.

− cav/dpa