Landgericht Regensburg
Trio für Diebstahl aus Geldtransporter verurteilt

03.11.2023 | Stand 04.11.2023, 21:02 Uhr

Prozess um Millionen-Diebstahl aus Geldtransporter - Der Hauptangeklagte spricht im Verhandlungssaal des Landgerichts mit seiner Verteidigerin Sidhu Prabhlin. - Foto: Armin Weigel/dpa

Ein Mann und zwei Frauen begehen einen Millionendiebstahl und fliegen schnell auf. Ein Teil der Beute bleibt verschwunden. In Regensburg ist das Trio jetzt verurteilt worden.

Für einen Millionendiebstahl aus einem Geldtransporter sind vor dem Landgericht Regensburg drei Angeklagte zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass ein 56-Jähriger, seine frühere Lebensgefährtin und deren Tochter die Tat im April in Cham gemeinschaftlich begangen haben. Dabei täuschte der Mann als Fahrer des Geldtransporters einen Überfall vor und übergab der Tochter einen Rucksack mit mehr als einer Million Euro. Die Ex-Freundin saß am Steuer des Autos, mit dem die beiden Frauen samt der Beute wegfuhren. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.

Der 56-Jährige und seine Ex-Partnerin wurden zu jeweils drei Jahren und sechs Monaten wegen Diebstahls mit Waffen verurteilt, die 28-jährige Tochter zu zwei Jahren und sechs Monaten wegen eines besonders schweren Falles von Diebstahl.

Von der Beute waren nach der Tat rund 820.000 Euro in einem Koffer sichergestellt worden. Der fehlende Betrag soll von Mutter und Tochter eingezogen werden, da die Richter überzeugt sind, dass sie die Beute komplett an sich genommen haben und die Frau ihrem damaligen Partner später lediglich 300 Euro gegeben haben soll, die aus der Beute stammen. Diese wiederum werden von dem 56-Jährigen eingezogen.

Der Mann habe als Fahrer des Transporters das Geschehen in der Hand gehabt, das Vertrauen seines Arbeitgebers und seiner Kollegen ausgenutzt und nach der Tat bei der Polizei zunächst eine falsche Fährte gelegt, indem er behauptete, überfallen worden zu sein, sagte der Richter. Zudem habe er eine Waffe bei sich gehabt und die Beutesumme sei sehr hoch. Positiv werteten die Richter, dass er dann schnell gestanden und zur Aufklärung beigetragen sowie ehrliche Reue gezeigt habe. Sie erkannten an, dass der Mann aus Verliebtheit und Verlustängsten heraus gehandelt habe, das sei eine starke Triebfeder.

Bei der Ex-Lebensgefährtin wirke sich strafverschärfend aus, dass sie nicht sage, was mit dem noch fehlenden Betrag aus der Beute geschehen sei. Die Tochter wiederum habe einen maßgeblichen Beitrag zur Tat geleistet und hätte es sich bis kurz davor anders überlegen können.

In ihren letzten Worten entschuldigten sich die drei Angeklagten. „Mir tut die Sache unendlich leid, ich habe wahnsinnig Angst dabei gehabt“, sagte der 56-Jährige unter Tränen. Er schäme sich für die Tat. Die Tochter sagte, sie könne das Geschehen leider nicht rückgängig machen und werde ihr Bestes tun, um den Schaden wiedergutzumachen. „Das war der größte Fehler meines Lebens.“

Die Staatsanwaltschaft hatte längere Haftstrafen gefordert. Dem Ankläger zufolge handelte es sich um „eine besonders dreiste Tat am helllichten Tag“. Nach Ansicht des Anklägers ist nicht relevant, wer wen zur Tat angestiftet hat. Der Angeklagte habe sich möglicherweise beeinflussen lassen, jedoch sei es seine eigene Entscheidung gewesen, mitzumachen, sagte der Staatsanwalt.

Der Verteidiger des Transporterfahrers sagte, sein Mandant sei „blind vor Liebe“ gewesen, habe selbst keine wirtschaftlichen Interessen gehabt und seine Waffe während der Tat abgelegt. Die Beute hätten die Frauen mitgenommen. Das bedeute nicht, dass er keine Schuld trage, jedoch sei klar, wer in dem Fall die treibende Kraft gewesen sei.

Die Ermittler waren dem Trio schon bald nach der Tat auf die Spur gekommen. Der Fahrer hatte der Anklage zufolge allein am Wagen gewartet, während zwei Kollegen mit einem Geldkoffer in ein Geschäft gegangen waren. Als sie zurückkehrten, gab er an, überfallen worden zu sein. Dabei machte er aber widersprüchliche Angaben.

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