Auch Kind (6) unter den Opfern
Polizei nennt neue Details: So kam es zum Schleuser-Unfall mit sieben Toten auf der A94

13.10.2023 | Stand 14.10.2023, 12:51 Uhr

In der Ausfahrt Ampfing verlor der Mann mit weit überhöhter Geschwindigkeit die Kontrolle über den Wagen und das Fahrzeug überschlug sich. Im für neun Personen ausgelegten Mercedes-Kastenwagen befanden sich laut Polizei 23 Menschen einschließlich Fahrer. − Foto: dpa

Mindestens sieben Menschen sind in der Nacht bei der Flucht eines Schleuserautos vor der Polizei auf der A94 im Landkreis Mühldorf gestorben, darunter ein sechs Jahre altes Kind. Am Freitagmittag nannte die Polizei neue Details zum Unfallhergang.



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Demnach wollte eine Streifenwagenbesatzung des Bundespolizeireviers Mühldorf am Inn gegen 3.15 Uhr einen Kastenwagen mit österreichischer Zulassung kontrollieren. Auf Anhalteversuche der Beamten reagierte der Fahrzeuglenker nicht, stattdessen beschleunigter er den Mercedes-Van stark auf bis zu 180 Stundenkilometer und entzog sich einer Kontrolle.

An der Anschlussstelle Ampfing/Waldkraiburg kam es bereits kurz danach zu dem folgenschweren Verkehrsunfall. In der Ausfahrt verlor der Mann mit weit überhöhter Geschwindigkeit die Kontrolle über den Wagen und das Fahrzeug überschlug sich. Im für neun Personen ausgelegten Mercedes-Kastenwagen befanden sich laut Polizei 23 Menschen einschließlich Fahrer.

Mehrere Insassen wurden aus dem Fahrzeug geschleudert



Mehrere Insassen wurden bei dem Unfall aus dem Wagen geschleudert, teilten die Beamten mit. Für sieben Menschen, darunter ein sechsjähriges Kind, kam jede Hilfe zu spät. Weitere 16 Insassen – allesamt mit syrischer oder türkischer Staatsangehörigkeit – wurden zum Teil schwer verletzt. Sie wurden mit Rettungsfahrzeugen und vier Rettungshubschraubern in Krankenhäuser eingeliefert. Darunter befindet sich auch der mutmaßliche Schleuser und Fahrer des Mercedes, ein staatenloser Mann aus Österreich.

Rund 90 Feuerwehrleute, 40 Rettungsdienstmitarbeiter und drei Notärzte im Einsatz



Insgesamt waren laut Polizeiangaben etwa 90 Helfer der Feuerwehr und rund 40 Helfer des Rettungsdienstes mit drei Notärzten und einem Kriseninterventionsteam in dem laut einem Sprecher „sehr belastenden Einsatz“. Von Seiten der Polizei waren neben Beamten der Autobahnpolizeistation Mühldorf auch die Zentralen Einsatzdienste, Streifenwagenbesatzungen aus Mühldorf und von umliegenden Dienststellen, die Betreuungsgruppe des Polizeipräsidiums, ein Polizeihubschrauber und die Ermittler des K1 der sachbearbeitenden Kriminalpolizei Mühldorf am Inn sowie Spurensicherungsexperten im Einsatz.

Schleuser wurde im Krankenhaus die vorläufige Festnahme erklärt



Unter der Sachleitung der Staatsanwaltschaft Traunstein ermittelt die Kriminalpolizei Mühldorf am Inn gegen den 24-jährigen Fahrer mit Wohnsitz in Österreich unter andere wegen eines Tötungsdelikts. „Dem Tatverdächtigen wurde im Krankenhaus die vorläufige Festnahme erklärt. Die Staatsanwaltschaft wird Haftantrag gegen den 24-Jährigen stellen“, so ein Polizeisprecher am Freitagmittag.

Sperre der A94 in Richtung München dauerte auch Freitagmittag noch an



Die Richtungsfahrbahn München wurde nach dem Unfall voll gesperrt. In Fahrtrichtung Passau musste in der Nacht ebenfalls zeitweise gesperrt werden, laut Polizei landeten dort Rettungshubschrauber. Die Autobahn konnte erst gegen 12 Uhr mittags wieder vollständig freigegeben werden, die ebenfalls gesperrte Ausfahrt Ampfing um 15 Uhr.