Mehrere Demonstranten mit Messern bei Corona-Protesten

06.01.2022 | Stand 07.01.2022, 22:32 Uhr

Polizisten kontrollieren Passanten in der Fußgängerzone. - Foto: Sven Hoppe/dpa

Unangemeldete Demonstrationen von Corona-Gegnern, die diese gern «Spaziergänge» nennen, beschäftigen die Polizei inzwischen immer häufiger. In München blieb es zuletzt zwar weitgehend friedlich - doch einige Demonstranten hatten aufgerüstet.

Messer, Festnahmen, ein Demonstrant in Haft: Bei Protesten gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen in München haben nach Polizeiangaben mehrere Teilnehmer Messer dabei gehabt. Das sagte ein Sprecher des Münchner Polizeipräsidiums am Donnerstag. Ein 44 Jahre alter Mann aus dem Landkreis Unterallgäu befand sich demnach am Donnerstag noch in Haft. Ihm werden tätliche Übergriffe auf Polizisten und Körperverletzung vorgeworfen. Zwei weitere festgenommene Männer aus Erding und München waren am Tag danach wieder auf freiem Fuß.

Insgesamt hatte die Polizei noch am Mittwoch von einer weitgehend ruhigen Lage in der Münchner Innenstadt gesprochen, wo rund 3000 Menschen gegen die Corona-Maßnahmen protestierten. Dennoch sei es zu Versuchen gekommen, Absperrungen zu durchbrechen. Die Beamten setzten dabei Schlagstöcke und Pfefferspray ein. Zwei Polizisten und drei Protestierende wurden dabei verletzt, rund 1200 Menschen wurden wegen Verstoßes gegen die Allgemeinverfügung angezeigt.

Die Beamten hätten per Lautsprecherdurchsagen auf die geltende Allgemeinverfügung der Stadt München hingewiesen, nach der nicht angemeldete Demonstrationen im Zusammenhang mit sogenannten Corona-Spaziergängen um die Feiertage herum untersagt waren. 35 Strafanzeigen gab es darüber hinaus wegen Beleidigung oder Angriffs auf Beamte gestellt.

Die Polizei war mit rund 1000 Beamten im Einsatz. Nach Angaben eines Sprechers waren unangemeldet schätzungsweise etwa 3000 Menschen in der Innenstadt unterwegs, um gegen die Corona-Maßnahmen zu protestieren. Diese hätten immer wieder versucht, sich in Gruppen zu formieren. Nach Angaben der Polizei gab es auch angemeldete Versammlungen mit wenigen hundert Menschen und Gegendemos mit rund 400 Teilnehmern. Diese verliefen demnach störungsfrei.

Die Polizei sperrte nach Angaben eines Sprechers zwischenzeitlich den Übergang vom Marienplatz zur Kaufingerstraße ab. Mehrere Gruppen von Protestiererenden hätten gemeinsam vom Marienplatz durch die Fußgängerzone zum Karlsplatz/Stachus laufen wollen. Das sei mittels einer Kette aus Polizeibeamten verhindert worden. Dem Sprecher zufolge gab es den einen oder anderen Versuch, die Kette zu durchbrechen. Die Polizei habe «unmittelbaren Zwang» anwenden müssen, also Schieben und Drücken unter Zuhilfenahme eines Schlagstocks.

Nicht nur in der Landeshauptstadt, auch in anderen bayerischen Kommunen hatten Gegner der Corona-Maßnahmen zu sogenannten Spaziergängen zum Zeichen des Protests aufgerufen. Viele Städte haben nicht ortsfeste Kundgebungen verboten und den Teilnehmern von nicht angemeldeten Demonstrationen Bußgelder angedroht.

In der Innenstadt von Würzburg gab es zeitlich parallel angemeldete Versammlungen von Kritikern der Corona-Maßnahmen und der Grünen Jugend. Die rund 400 versammelten Corona-Protestler hätten die Beschränkung der Stadt, die Versammlung stationär zu halten, eingehalten, teilte die Polizei mit. Bei der Gegendemonstration der Grünen Jugend habe es rund 120 Teilnehmer gegeben. «Mit Blick auf die Zukunft appelliert die Polizei weiterhin an alle Versammlungsteilnehmer, friedlich von ihrem Grundrecht Gebrauch zu machen und Versammlungen bei den Versammlungsbehörden anzuzeigen», hieß es.

In Fürth kamen laut Polizei rund 1000 Personen zu einer angemeldeten Versammlung unter dem Motto «Gesundheit in eigener Verantwortung» zusammen. Sicherheitsstörungen hätten die Einsatzkräfte nicht registriert. Der angeordnete Mindestabstand zwischen den Teilnehmern sei weitestgehend eingehalten worden, Verstöße seien nicht zur Anzeige gebracht worden.

«Ich glaube, dass wir insgesamt in einer aufgewühlten Situation sind», sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) im Interview mit dem TV-Sender Bild. Wichtig sei es nach zwei Jahren Pandemie «neben dem strammen Verkünden von Maßnahmen» auch darüber nachzudenken, «wie wir die Gesellschaft wieder heilen und versöhnen können».

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