Auf Flucht vor Polizei
Sieben Tote bei Unfall mit Schleuserauto auf A94 – Auch Kind (6) unter den Opfern

13.10.2023 | Stand 13.10.2023, 15:31 Uhr

An der Anschlussstelle Ampfing/Waldkraiburg kam das Fahrzeug von der Fahrbahn ab und verunfallte schwer. Im Fahrzeug befanden sich laut Polizei mehr als 20 Personen. − Foto: fib/Eß

Ein schwerer Unfall hat sich in der Nacht auf Freitag auf der der A94 im Landkreis Mühldorf ereignet. Mindestens sieben Menschen sind bei der Flucht eines Schleuserautos vor der Polizei gestorben, darunter ein sechs Jahre altes Kind. Im Wagen waren 23 Menschen.



Wie die Polizei in der Nacht mitteilte, ereignete sich der Unfall gegen 3.15 Uhr auf der Richtungsfahrbahn München auf Höhe der Anschlussstelle Ampfing/Waldkraiburg. Ein mutmaßliches Schleuserfahrzeug war zuvor einer Streifenwagenbesatzung der Bundespolizei aufgefallen. Der Fahrer des Mercedes Vito hatte daraufhin sein Fahrzeug stark beschleunigt und sich einer Kontrolle entzogen.

An der Anschlussstelle Ampfing/Waldkraiburg kam das Fahrzeug von der Fahrbahn ab und verunfallte schwer. Im für neun Personen ausgelegten Fahrzeug befanden sich laut Polizei 23 Personen, von denen – Stand 6:50 Uhr – sieben tödliche Verletzungen erlitten. Unter den Todesopfern ist auch ein sechs Jahre altes Kind.

Alle weiteren Insassen wurden leicht bis schwer verletzt und kamen in umliegende Krankenhäuser. Bei ihnen handle es sich um Syrer und Türken, der Fahrer sei ein staatenloser Mann aus Österreich. Auch er kam verletzt ins Krankenhaus.

Zahlreiche Helfer auch am Morgen noch im Einsatz



Zahlreiche Helfer der Rettungsdienste und der Feuerwehr waren auch am Morgen noch vor Ort im Einsatz. Ein Staatsanwalt übernahm vor Ort die Sachleitung zu den Ermittlungen wegen eines Tötungsdelikts , die der Kriminalpolizei übertragen wurden.

Die Richtungsfahrbahn München wurde nach dem Unfall voll gesperrt. In Fahrtrichtung Passau musste ebenfalls zeitweise gesperrt werden, laut Polizei landeten dort Rettungshubschrauber. Die A94 konnte erst gegen 12 Uhr mittags wieder vollständig freigegeben werden, die Ausfahrt Ampfing ab 15 Uhr.

Genauer Ablauf der Verfolgung noch Gegenstand der Ermittlungen



Bislang ist klar, dass die Polizei den Mann einer Kontrolle unterziehen wollte und dieser davonfuhr. Ob es sich im wahrsten Sinne des Wortes um eine Verfolgungsjagd handelte oder der Streifenwagen – wie die Bild-Zeitung berichtete – sogar einen Sicherheitsabstand von 200 bis 300 Metern einhielt, sei Gegenstand der Ermittlungen. Ebenso werde noch untersucht, mit welchen Geschwindigkeiten die Wagen unterwegs waren.

Bereits mehrere Fälle von halsbrecherischen Fluchtversuchen vor Polizeikontrollen



Bereits mehrmals kam es in letzter Zeit zu halsbrecherischen Fluchtversuchen mutmaßlicher Schleuser vor Polizeikontrollen. Erst vor wenigen Tagen raste ein 32-Jähriger mit 120 Sachen durch Leobendorf und Laufen (Berchtesgadener Land). Er hatte 14 Personen in seinem Kastenwagen. Im Landkreis Passau rammte ein Schleuser auf der Flucht ein Polizeifahrzeug - auch er hatte 14 Migranten an Bord. Und in Burghausen (Landkreis Altötting) fuhr Anfang Oktober ein Schleuser mit Tempo 140 vor der Polizei davon. Als er aus dem Auto sprang und zu Fuß weiterflüchten wollte, stürzte er und wurde vom eigenen Wagen überrollt.

Landrat von Rottal-Inn warnte erst kürzlich vor gefährlichen Situationen mit Schleusern



Michael Fahmüller, Landrat des Landkreises Rottal-Inn warnte erst kürzlich vor gefährlichen Situationen mit Schleusern. Knapp die Hälfte der Aufgriffe von illegalen Einwanderern in Niederbayern passiere aktuell bei ihm im Landkreis Rottal-Inn. Die dadurch immer häufiger werdende Verfolgung von Verdächtigen innerhalb des Landkreises berge ein hohes Unfall-, aber auch Gewaltpotenzial. „Das kann sowohl für die Bürgerinnen und Bürger als auch für die Polizeibeamten selbst zur Gefahr für Leib und Leben werden, von der zusätzlichen Belastung für die ohnehin ausgelasteten Rettungsdienste ganz zu schweigen“, teilte er in einer Pressemitteilung mit. Er forderte, die Schleuser bereits an der Grenze zu stoppen.

− dpa