«Hilferuf» von Hallen-Profisport: Vollauslastung mit 3G

27.08.2021 | Stand 28.08.2021, 22:09 Uhr

Volleybälle liegen in einer Halle.- Foto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild

In Bayern gelten schon mal eigene Regeln. Und das macht eine Initiative rasend. Die Interessengemeinschaft «Indoor-Teamsport-Bayern» kritisiert die Landesregierung scharf. Für sie ist die aktuelle Corona-Verordnung ein «Schlag ins Gesicht».

Jetzt reicht's! Kurz vor dem Saisonstart haben bayerische Profivereine aus dem Hallensport die Landesregierung scharf kritisiert. Angeführt von Clubs wie den Nürnberg Ice Tigers oder Brose Bamberg fordert eine Initiative die Vollauslastung ihrer Hallen unter Einhaltung der sogenannten 3G-Regel, wonach im konkreten Fall nur Geimpften, Genesenen oder Getesteten Zugang in eine Arena erlaubt wird.

«Wenn man den Hallen-Profisport eliminieren will, dann kann man so weitermachen», ätzte der Präsident des Handball-Erstligisten HC Erlangen, Carsten Bissel, am Freitag in Nürnberg in Richtung Landesspitze.

«Die wirtschaftlichen Folgen sind extrem. Es ist für viele, viele Vereine in Bayern existenzbedrohend. Da muss gehandelt werden», forderte der Geschäftsführer des Eishockey-Erstligisten Nürnberg Ice Tigers, Wolfgang Gastner.

Was treibt die Interessengemeinschaft «Indoor-Teamsport-Bayern» um? In Corona-Zeiten ist es die Sorge um Wettbewerbsfähigkeit und schlussendlich die Existenzangst. Die insgesamt 16 Hallen-Profisportvereine - Münchner Clubs sind nicht darunter - aus dem Eishockey, Basketball und Handball kritisieren die aktuell geltende Infektionsschutzmaßnahmenverordnung.

In der 13. Auflage, die seit Montag in Bayern gilt, ist für «große Sportveranstaltungen mit länderübergreifendem Charakter» im Freistaat geregelt, dass sich die «zulässige Höchstzuschauerzahl einschließlich geimpfter und genesener Personen» nach der Anzahl der vorhandenen Plätze bestimmt, «bei denen ein Mindestabstand von 1,5 m zu anderen Plätzen gewahrt» ist. Die Kapazität dürfe bis zu 50 Prozent betragen. Stehplätze sind nicht zugelassen, Alkoholausschank verboten.

«Das gibt's nur in Bayern», schimpfte Bissel mit Blick auf andere Regelungen in anderen Bundesländern. «Wer sich das ausgedacht hat, weiß ich nicht.» Neidvoll können Beispiele aus Nordrhein-Westfalen dienen. Dort gibt es zum Beispiel bei der Düsseldorfer EG den limitierenden Zuschauer-Faktor des Mindestabstands nicht, am Sitzplatz ist das Tragen einer FFP2-Maske nicht nötig - und dann ist auch der Ausschank von Alkohol in der Halle erlaubt. Maximal 6700 Fans können dann in der Arena für Stimmung sorgen.

Die Konferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Regierungschefs der Länder vom zehnten August hatte folgendes Vorgehen beschlossen: In Fußballstadien und bei Sportveranstaltungen mit mehr als 5000 Zuschauern soll maximal die Hälfte der Plätze der Veranstaltungsstätte oder des Stadions besetzt werden. Wie immer galt: Die konkrete Umsetzung ist Ländersache.

Und die bayerische Variante missfällt der Initiative, weil sie sich in Konkurrenz mit Hallenclubs aus anderen Bundesländern extrem benachteiligt sieht. Die in Bayern gültige Corona-Maßnahmenverordnung sei eine «schallende Ohrfeige, ein Schlag ins Gesicht», befand Gastner. Zumal bei ihrer Ausarbeitung wohl nur über den Fußball gesprochen worden sei, mutmaßte er spitz. «Das ist unser Hilferuf an den Freistaat, uns gleichberechtigt zu sehen.»

Der Blick in weniger restriktive Bundesländer ärgert die Initiative. Sie will Unterstützung. «Am Ende fordern wir Vollauslastung mit 3G», resümierte Gastner, der den Fans in der Arena auch wieder Alkohol gönnen und eine Masken-Pflicht am Platz ersparen will.

Die nächste Kabinettssitzung in Bayern findet am Dienstag statt. Bis dahin werden Details zu den Neuerungen erarbeitet. «Wir wollen nicht mit einer Klage wedeln», meinte Bissel, schloss sie aber auch nicht aus. Egal was der Dienstag bringt, die Zeit zur Umsetzung ist knapp. Die Ice Tigers bestreiten zum Beispiel am 12. September ihr erstes DEL-Heimspiel, der HC Erlangen in der HBL schon vier Tage zuvor.