Risiko am Steuer?
Fahrtauglichkeitsprüfung für Senioren ab 70 nötig? Das sagt die Unfallstatistik

24.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:10 Uhr

Sind Senioren ein Risiko am Steuer oder haben sie dank oft jahrzehntelanger Fahrpraxis im Verkehr häufig einfach nur die Ruhe weg? Das diskutieren nach einem Vorschlag der EU gerade viele. −Symbolbild: dpa

Die Debatte um den Vorschlag der EU, Senioren ab 70 Jahren regelmäßig zu einer Fahrtauglichkeitsprüfung schicken zu wollen, erhitzt auch die Bürger in Deutschland. Deshalb hat die Mediengruppe Bayern bei Bayerischen Innenministerium nachgefragt: Sind Senioren im Straßenverkehr wirklich eine Gefahr?



„Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Senioren ab 70 Jahren im Pkw (ohne Kleinunfälle) ist in Bayern in den vergangenen fünf Jahren um 38,0 Prozent und die Zahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden sogar um 43,6 Prozent zurückgegangen“, teilt dazu das bayerische Innenministerium mit. Die Zahl der verletzten Personen reduzierte sich dabei um 47,0 Prozent und die Zahl der Getöteten um 17,3 Prozent.

Bedeutet in absoluten Zahlen: Im Jahr 2018 ereigneten sich in Bayern 20.025 Verkehrsunfälle, wenn man von Kleinunfällen absieht. Bei 2113 davon waren Senioren über 70 beteiligt. Im Jahr 2022 waren es insgesamt „nur noch“ 12.414 Verkehrsunfälle ohne Kleinunfälle im Freistaat. Bei 1180 davon waren Senioren über 70 Jahren beteiligt.

Jahrzehntelange Fahrpraxis



„Für einen pauschalen gesetzlichen Zwang zu Gesundheitsscreenings zum Fahrerlaubniserhalt für alle älteren Personen sehen wir keinen Anlass“, teilt dazu das Bayerische Innenministerium mit. Nur weil jemand eine bestimmte Altersgrenze erreicht hat, sage das nichts über seine individuelle Eignung zum Autofahren aus. Viele ältere Autofahrer haben eine jahrzehntelange Fahrpraxis und seien auch nach der Unfallstatistik sicher mit dem Pkw unterwegs. Normale altersbedingte Beeinträchtigungen würden sie etwa durch eine defensivere und umsichtige Fahrweise ausgleichen, so ein Ministeriumssprecher.

„Senioren sind also keineswegs die schlechteren Autofahrer“, erklärt der Sprecher weiter. Pauschale Überprüfungen seien daher „nicht nur übertrieben, sondern auch altersdiskriminierend“.

„Wir setzen hier auf Eigenverantwortung“



Aus dem Ministerium heißt es: „Wir setzen hier auf die Eigenverantwortung: Alle Verkehrsteilnehmer müssen sich vor Fahrtantritt selbstkritisch hinterfragen, ob sie in der Lage sind, sicher am Straßenverkehr teilzunehmen oder Krankheiten, Medikamente oder sonstige Einschränkungen dem entgegenstehen. Hierzu gibt es zahlreiche Informations- und Fortbildungsangebote. Es gibt auch professionelle Sicherheitstrainings, die sich speziell an ältere Verkehrsteilnehmer richten.“