Nationalpark Berchtesgaden
Bartgeier Recka verteidigt jüngere Sisi gegen Adler

06.09.2023 | Stand 07.09.2023, 22:57 Uhr

Die Bartgeier im Nationalpark Berchtesgaden zeigen eine große Verbundenheit. Geierweibchen Recka habe die jüngere Sisi gegen einen Adler verteidigt, berichtete Toni Wegscheider, Projektleiter des Naturschutzverbandes LBV, am Mittwoch. Nach einem Angriff eines Steinadlers auf Sisi Ende August habe Recka in das Geschehen eingegriffen und den Adler kurzzeitig vertrieben. Danach hätten sich Sisi und Recka noch spielerische Luftkämpfe geliefert.

Sisi war zusammen mit Nepomuk dieses Jahr im Nationalpark ausgewildert worden. Regelmäßig gebe es Begegnungen mit dem dortigen Steinadlerpärchen. Sisi und Nepomuk gewinnen laut Wegscheider aber an Flugfähigkeit - und behaupten sich besser gegen die Adler. Besonders Sisi sei mehrmals dabei beobachtet worden, wie sie die Adler in die Flucht schlagen konnte; Nepomuk stehe dem kaum nach.

Die ein Jahr ältere Recka war gemeinsam mit Dagmar im Vorjahr ausgewildert worden. Im August stattete Recka nun den in der Nähe der gemeinsamen Auswilderungsnische lebenden jüngeren Artgenossen einen überraschenden Besuch ab. Sie kehrte laut Wegscheider in die sogenannte Halsgrube zurück, ein Felskessel, wo die frisch ausgewilderten jungen Bartgeier ihren Standort haben und wo auch Recka zusammen mit Dagmar ihre ersten Monate verbracht hatte.

Nun ziehe es Recka, bisher eher eine Stubenhockerin, erstmals in die Ferne, berichtete Wegscheider. Sie sei zu weiteren Flügen aufgebrochen und gerade in Osttirol unterwegs. Die gleichaltrige «Weltenbummlerin» Dagmar tourte bereits durch Frankreich, Italien und die Schweiz. Alle ausgewilderten Tiere tragen GPS-Sender, über die ihre Flüge verfolgt werden können. Zeitweise hatten Recka und die schon 2021 ausgewilderte Bavaria eine Art «Wohngemeinschaft» am Rand des österreichischen Tennengebirges nahe des Nationalparks gebildet. Die auch 2021 ausgewilderte Wally war durch Steinschlag gestorben.

Bartgeier waren 140 Jahre lang in Deutschland ausgerottet. Seit 2021 werden sie im Nationalpark Berchtesgaden wieder angesiedelt. Sie zählen mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt.

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