Üben fürs Volksfest
Wie früher: Laberweintinger liefert Rundballen per Pferdefuhrwerk

29.05.2022 | Stand 29.05.2022, 12:00 Uhr

Lori und Fanni sind bei der Arbeit ganz in ihrem Element. −F.: Bäumel-Schachtner

Willi Spannfellner aus Laberweinting (Landkreis Straubing-Bogen) liefert Pferdebesitzern in der Region Heu und Stroh nicht mit dem Bulldog, sondern wie früher mit dem Pferdefuhrwerk aus - Auch beim Auszug zum Gäubodenfest ist er vertreten.

Um Heu und Stroh auszuliefern, braucht Willi Spannfellner keinen Traktor. Er braucht auch kein Benzin. Es reichen ihm zwei Pferdestärken. Die haben einen Namen und hören auf Lori und Fanni. Denn der 65-jährige Landwirt bringt Pferdebesitzern in der Region mit dem Fuhrwerk seine Rundballen. Dabei spannt er zwei belgische Kaltblutstuten ein und sitzt selbst hoch auf dem grünen Wagen. Aber auch bei Volksfestauszügen ist Willi Spannfellner mit seinen Tieren gerne dabei. Jetzt steht er schon in den Startlöchern: Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause warten nun wieder Veranstaltungen auf ihn. Ein besonderer Höhepunkt ist für ihn immer wieder, beim Auftakt zum Gäubodenfest dabei zu sein und die Kutsche des Niederlindharter Schützenvereins zu ziehen.

„Wiaaaah“, sagt Willi Spannfellner und schnalzt mit der Zunge. Lori und Fanni reagieren sofort. Die beiden braven Brabanter Stuten fallen umgehend in einen bereitwilligen Schritt. Der Wagen, auf dem der Kutscher sitzt, setzt sich mit einem leichten Ruckeln in Bewegung. Hinter ihm sind zwei große Rundballen Heu fixiert. Die will er heute ausliefern – an Pferdebesitzer Daniel Buhmann, der fünf Kilometer entfernt von Spannfellners Hof entfernt lebt. Alle vier Wochen bekommt Buhmann so das Futter für seine drei Pferde. CO2 wird dabei nicht produziert. „Beim ersten Mal war es eine wahnsinnige Attraktion, als er so ankam“, sagt der Pferdefreund. Das ist auch für die Menschen so, die Willi Spannfellner mit Lori und Fanni und ihrer schweren Ladung durch die Gegend fahren sehen. Immer noch ist das etwas ganz Besonderes.

Für Willi Spannfellner, eigentlich gelernter Metzgermeister und vor seinem Ruhestand bei der BMW tätig, ist es alltäglich. Er macht darum keinen Wirbel. Überhaupt stapelt der Landwirt nur dann hoch, wenn es darum geht, das Heu mit dem kleinen Gabelstapler hoch auf das Pferdefuhrwerk zu hieven. Was sein Können und seinen Pferdeverstand betrifft, stapelt er dagegen eher tief. „Ich hab die Rösser schon immer gemocht und mich halt viel mit ihnen beschäftigt“, sagt er bescheiden. Als sein früheres Reitpferd, ein Friese, starb, da liebäugelte er mit Nachfolgern, die er vor die Kutsche spannen kann. Er wurde in Oberbayern fündig und kaufte zwei Branbanter Stuten, also Belgische Kaltblüter. Eine von ihnen überlebte allerdings eine Kolik nicht. So suchte er noch einmal zwei schwere Belgierinnen und fand sie an der Nordsee.

Lori und Fanni sind geländegängig und unerschrocken

Seit ihrer Grundausbildung sind Lori und Fanni im Einsatz. Was sie können, hat Willi Spannfellner den beiden schwergewichtigen Damen selber beigebracht. „Ein paar Stunden“ hat es schon gedauert, bis sie soweit waren, wie sie jetzt sind: Geländegängig, unerschrocken und auch in Menschenmengen zuverlässig und gelassen. Und stellt der Mann mit dem gezwirbelten Schnauzbart sein Licht unter den Scheffel. Denn es dauert, bis ein Kutschenpferd soweit ist. Ein Geheimrezept aber kann er verraten: „Ruhe und Geduld.“ Er rät, am Anfang nur Schritt zu fahren, ganz gemächlich. „Schneller gehen die Pferde dann von selber, aber erst müssen die Grundlagen sitzen“, sagt er. Es ist zudem wichtig, Vertrauen zu seinen Tieren zu haben, aber auch zu sich selbst. „Wenn jemand zitternd auf dem Kutschbock sitzt, dann merken das die Pferde. Da sollte man es lieber bleiben lassen“, weiß er.

Bei allem ruhigen Umgang muss aber bisweilen auch mal ein Machtwort her. Wenn er das Geschirr überstreift und eine Stute dabei nicht stillsteht, dann gibt es auch einmal zwischendurch ein paar mahnende Worte. Denn eine Branbanterin wiegt ungefähr eine Tonne – zu viel, um zuzulassen, dass sie einem auf der Nase herumtanzt. Willi Spannfellner macht es sanft, aber mit Nachdruck. „Nur mit Duziduzi allein kommt man nicht zum Ziel“, sagt er augenzwinkernd. Ein Rezept, das aufgeht. Lori und Fanni machen überall eine gute Figur. Gerade erst haben sie den Maibaum zum Dorfplatz nach Hofkirchen gezogen, wo er dann aufgestellt wurde. Sie können nicht nur vor dem Wagen oder der Kutsche ziehen, sondern auch als Rückepferde eingesetzt werden, also Waldarbeit erledigen.

Auch bei Volksfest-Auszügen dabei

Vor allem aber können sie Volksfest. So werden sie auch heuer wieder beim Auszug im nahen Pfaffenberg (Landkreis Straubing-Bogen) mitmarschieren. Ein besonderes Erlebnis ist für den Pferdefreund aber auch immer, wenn er beim Gäubodenfest mit seinen Rössern dabei sein kann und mit ihnen zum Hagen marschiert. Er macht es aber nicht gewerblich: „Es ist mein reines Hobby.“ Aus dem Training sind weder er noch seine Tiere nicht, denn er hat auch eingespannt, als Corona Auszüge nicht erlaubten. „Im Wald, allein mit den Pferden, trifft man kein Virus“, sagt er verschmitzt. Aber dass er dagegen jetzt wieder auch die anderen Rosserer treffen darf, das macht ihn froh. Deshalb hat er, zum zweiten Mal, im April unter der Schirmherrschaft des Labertaler Reit- und Fahrvereins auch ein Kutschentreffen mit 20 Teilnehmern organisiert. Es fand statt bei sich auf dem idyllisch im Grünen gelegenen Hof mit Charolais-Rinderzucht und 100 Strohschweinen, die teilweise selbst und teilweise über die IG Bayerisches Strohschwein vermarktet werden. Dort züchtet Multitalent Spannfellner auch Obstbäume. Doch seine größte Liebe gehört den Pferden. Geht es um Lori, dann kommt sogar ein eher zurückhaltender Landwirt ins Schwärmen: „Mit ihr habe ich einen guten Kauf gemacht. Sie ist immer entspannt und ein Traum von einem Pferd“, sagt er begeistert. Auch dann, wenn sie durch Menschenmengen marschiert und eine Blaskapelle hinter sich weiß. Wie Fanni hat sie ihre Bewährungsprobe bei den Auszügen gemeistert. Für heuer sind die beiden längst angemeldet.

− mel