Vizemeister und Meister
Ingolstadts Torhüter Jonas Stettmer über seine ereignisreichen Wochen – und die Zukunft

27.04.2023 | Stand 16.09.2023, 22:58 Uhr

Plötzlich Finalheld: Gleich in seinem ersten DEL-Spiel von Anfang an führte Jonas Stettmer den ERC Ingolstadt im dritten Duell zum 4:3-Sieg in München. Foto: Red Bull München/City-Press GmbH

Jonas Stettmer avancierte unverhofft zum Shootingstar der Finalserie des ERC Ingolstadt gegen den EHC München, als er für den erkrankten Torhüter Kevin Reich einsprang und die Aufgabe mit Bravour löste.



Nach der Vizemeisterschaft mit den Panthern durfte der 21 Jahre alte Straubinger auch noch die Meisterschaft mit ERC-Kooperationspartner Ravensburg Towerstars feiern, der im Finale gegen den EC Bad Nauheim seinen dritten Titel in der DEL2 holte.

Herr Stettmer, Sie hatten gesagt, Sie möchten „Doppel-Meister“ werden. Jetzt wurde es immerhin die DEL2-Meisterschaft mit Ravensburg. Wie haben Sie den entscheidenden 7:3-Sieg am Dienstagabend gefeiert?

Jonas Stettmer: Ich bin unfassbar glücklich. Nach der schmerzhaften Niederlage im ersten Finale war es nun natürlich deutlich angenehmer, einen Sieg zu feiern. Nach der Zeremonie durften alle Fans aufs Eis, wir haben viele Fotos mit dem Pokal gemacht. Danach haben wir in der Kabine und später noch in einer Bar gefeiert. Ich war erst sehr spät im Bett.

Sie hatten in der Saison per Förderlizenz 15 Einsätze für die Towerstars bestritten, inklusive zweier Spiele in den Play-offs im Viertelfinale gegen Landshut. Dazu kamen die vier Partien mit dem ERC im Finale. Fühlen Sie sich mehr als DEL-Vizemeister oder als DEL2-Meister?

Stettmer: Ich fühle mich als beides. Ich war beide Male Teil des Teams und fühle mich auch bei beiden Mannschaften gleich aufgehoben.

Wie ist die Stimmung in Ravensburg nach der Meisterschaft? Schließlich werden die Towerstars nicht aufsteigen, weil sie sich nicht für eine Erstliga-Lizenz beworben haben, da der Klub die DEL-Anforderungen nicht erfüllen kann.


Stettmer: Ich glaube, das ist für die Spieler nicht so entscheidend wie für den Klub. Dass wir nicht aufsteigen, wusste jeder von vornherein. Es ist viel entscheidender, dass wir die Meisterschaft gewonnen haben. Die Spieler sind natürlich jetzt alle unfassbar glücklich. Es hatte uns keiner zugetraut, dass wir am Ende der Saison mit der jungen Truppe Meister werden.

Sie wurden in Ingolstadt ausgebildet, hatten jahrelang mit den ERC-Profis trainiert, und wurden nun plötzlich ins kalte Wasser geworfen. Sie absolvierten Ihre ersten drei DEL-Einsätze von Beginn an – ausgerechnet im Play-off-Finale. Konnten Sie das schon verarbeiten?

Stettmer: Auf jeden Fall. Das war eine einmalige Sache – ich habe sehr viele Erfahrungen gesammelt, wirklich tolle Eindrücke bekommen und unfassbar viel Spaß gehabt. Das war echt sehr schön. Ich bin Mark French und dem ganzen Trainerteam sehr dankbar, dass sie mir dann auch in der weiteren Finalserie das Vertrauen geschenkt haben.

Sie wurden von Spiel zu Spiel sicherer. Hatten Sie Ihre Nervosität dann besser im Griff?

Stettmer: Definitiv. Im ersten Spiel, besonders im ersten Drittel, war ich schon sehr nervös. Aber das konnte ich dann wirklich ablegen. Besonders im zweiten und dritten Spiel ging es mir schon deutlich leichter von der Hand.

Obwohl Kevin Reich nach seiner Erkrankung zurück im Kader war, setzte French weiter auf Ihre Fähigkeiten. Hat Sie das überrascht?

Stettmer: Natürlich. Ich war stolz auf meine Leistung, und meine Leistung hat auch dieses Vertrauen bestätigt. Aber es war definitiv jedes Mal eine kleine Überraschung, dass ich wieder zum Einsatz kam.

Wie belohnen Sie sich für die verrückten zurückliegenden Wochen?

Stettmer: Erst mal freue ich mich auf die Vizemeisterfeier am Samstag auf dem Ingolstädter Rathausplatz, danach geht’s in den Urlaub nach Italien und später noch nach Mallorca.

Danach werden Sie Ihre Zelte sowohl in Ravensburg als auch in Ingolstadt abbrechen und zu den Eisbären Berlin wechseln, wo Sie Berichten zufolge einen Dreijahresvertrag unterschrieben haben und für Kooperationspartner Lausitzer Füchse in der DEL2 Spielpraxis sammeln sollen. Was versprechen Sie sich von diesem Wechsel?

Stettmer: Ich möchte mich dazu noch nicht äußern, solange es noch nicht offiziell ist, wie es für mich weitergeht.

Dass die Meldung vom Wechsel ausgerechnet vor Spiel fünf der Finalserie des ERC veröffentlicht wurde, hatte einen Beigeschmack. Wie konnte das passieren?

Stettmer: Das weiß ich leider nicht, aber das war natürlich ein unglücklicher Zeitpunkt. Ich konnte das allerdings alles gut von mir weghalten und mich komplett auf das letzte Spiel konzentrieren.

DK