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Sturm flaut allmählich ab - Hoher Schaden auch in Südostbayern

22.10.2021 | Stand 22.10.2021, 9:30 Uhr

Im Landkreis Passau zersägt die Feuerwehr einen Baum, der durch den Sturm auf eine Straße gefallen war. −Foto: dpa

Nachdem der Herbststurm am Donnerstag noch in weiten Teilen Deutschlands gewütet hatte, entspannte sich die Lage am Freitag zunehmend. Auch in Südostbayern hinterließ der Sturm seine Spuren.



Für Freitag sagte der Deutsche Wetterdienst (DWD) im Norden und in der Mitte Deutschlands erneut Böen oder Sturmböen voraus, dazu einzelne Gewitter im Laufe des Tages.

Der Sturm hatte am Donnerstag vielerorts für Unfälle und Verletzungen gesorgt. So fiel in Hessen auf einer Landstraße ein Baum auf ein fahrendes Auto, der 58-jährige Fahrer wurde schwer verletzt. In Thüringen erfasste ein Ast das Auto eines Fahrers, der dann ebenfalls ins Krankenhaus musste. Ein Radfahrer in Sachsen-Anhalt wurde von einem umfallenden Baum verletzt. Ein 17-jähriger Motorradfahrer in Mecklenburg-Vorpommern wurde ebenfalls verletzt. Mehrere Menschen wurden durch umgestürzte Bäume in ihren Autos eingeklemmt.

Fliegendes Gartenhaus in Niederbayern

Auch Bayern und die Region waren betroffen. In Loitzendorf im Landkreis Straubing-Bogen wurde der Notruf über ein fliegendes Gartenhaus informiert. Die örtlich zuständige Feuerwehr Rißmannsdorf konnte das fliegende Gartenhaus einfangen. Im Landkreis Rottal-Inn wehte eine Windböe den Anhänger eines Lkw-Gespanns von der Straße. Im Landkreis Kelheim flog ein Trampolin auf die Bahngleise bei Saal a.d. Donau. Das Trampolin konnte laut Polizei schnell entfernt werden, sodass es zu keiner größeren Beeinträchtigung des Schienenverkehrs auf der Strecke zwischen Regensburg und Ingolstadt kam. In Ergolding wurde eine Ampel so verdreht, dass sie für Verkehrsteilnehmer kaum noch einsehbar war. Die meisten Einsätze in Niederbayern waren umgestürzte Bäume, die auf den Straßen zu Verkehrsbehinderungen geführt haben. Grundsätzlich sei die Lage in Niederbayern allerdings glimpflich gewesen, teilt das Polizeipräsidium Niederbayern mit.

Baum stürzt in der Oberpfalz auf fahrendes Auto

Auch in der Oberpfalz wurde der heftige Wind zwei Fahrzeugführern zum Verhängnis. Auf der Staatsstraße 2235 bei Laaber (Landkreis Regensburg) erfasste eine Böe einen Anhänger mit Aufbau, der daraufhin umkippte und total beschädigt wurde. Auch das Zugfahrzeug wurde in Mitleidenschaft gezogen. Ebenfalls im Landkreis Regensburg, in Sinzing, stürzte ein Baum auf ein fahrendes Auto. Der Fahrer blieb unverletzt. An seinem Fahrzeug entstand jedoch Schaden in Höhe von ca. 3000 Euro.

Oberbayern Süd bleibt überwiegend verschont

In Bereich Oberbayern Süd meldet das zuständige Präsidium keine gravierenden Einsätze. Bayernweit kam es am Donnerstag allerdings zu Stromausfällen. „Gegen 13 Uhr waren rund 10.000 Haushalte im Bayernwerk-Netzgebiet von Stromausfällen betroffen“, teilte die EON-Tochter am Donnerstagabend mit. Ursache seien oft entwurzelte Bäume oder Äste gewesen, die in die Mittelspannungs-Freileitungen fielen. Die Versorgung „konnte in den meisten Fällen sehr zügig wiederhergestellt werden“, teilte Bayernwerk mit.

Ein umstürzender Baum im niedersächsischen Wolfsburg verfehlte nur knapp eine 20-Jährige, die gerade aus dem Auto stieg. Ein Ast traf sie jedoch am Kopf, sie kam in eine Klinik. Eine 22-Jährige gab an, ihr Wagen sei auf der A31 von einer Windböe erfasst worden. Die Frau verlor die Kontrolle und kam von der Fahrbahn ab, ihr Auto überschlug sich - sie kam schwer verletzt ins Krankenhaus.

In Nordrhein-Westfalen stellte die Deutsche Bahn zeitweise den Fernverkehr ein. Erst nach mehr als drei Stunden rollten ab dem Nachmittag wieder Schnellzüge auf den wichtigen Strecken von Hamburg oder Berlin. Auch im Regionalverkehr gab es Verspätungen und Beeinträchtigungen durch Äste oder andere Gegenstände auf den Gleisen und in den Oberleitungen. In Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt stellte die Deutsche Bahn zeitweise den Regionalverkehr ganz ein.

Windgeschwindigkeiten um die 150 Kilometer im Harz

Der erste Herbststurm habe insbesondere im Harz gewütet, teilte der DWD mit. Auf dem Brocken seien Windgeschwindigkeiten um die 150 Kilometer pro Stunde gemessen worden. Bilder vom Gipfel zeigten demnach Kinder, die dort herumwirbelten und sich nicht mehr hätten halten können, sowie Erwachsene mit Kinderwagen.

Eine Sturmflut setzte den Fischmarkt im Hamburger Stadtteil St. Pauli unter Wasser. Der Scheitel sei am frühen Donnerstagabend mit 1,72 Metern über dem mittleren Hochwasser erreicht worden, sagte eine Sprecherin des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). Zahlreiche Schaulustige wollten das sehen.

Auch in Rheinland-Pfalz rückten Feuerwehr und Polizei zu vielen Einsätzen aus. „Die Telefone standen bei den Polizeidienststellen in der Westpfalz nicht still“, teilte etwa das Polizeipräsidium in Kaiserslautern mit. Bei Kastellaun riss der Sturm ein Rotorblatt eines Windrades ab, die Polizei Mayen berichtete von einem „Trümmerfeld im Umkreis von etwa 150 Metern“. Im Saarland wurden Unterführungen überflutet.

Ausflugsziele stellten Führungen ein

Telefon- und Stromleitungen wurden beschädigt, in mehreren Regionen Deutschlands fiel der Strom aus. In vielen Städten wie Rostock, Leipzig und Osnabrück wurden Zoos und andere Einrichtungen geschlossen, teils wegen der alten und hohen Baumbestände. Auch Parks und Gärten wie in Dresden und Friedhöfe wie in Chemnitz und Erfurt wurden sicherheitshalber gesperrt, geplante Bestattungen und Trauerfeiern fielen aus. In Köln wurde ein Teil des Dom-Vorplatzes gesperrt. „Vorsicht Steinschlag“ war auf Warnschildern zu lesen.

Auch Ausflugsziele wie die Festung Königstein in der Sächsischen Schweiz schlossen aus Sicherheitsgründen ihre Tore. Die KZ-Gedenkstätte Buchenwald beendete alle Führungen, nachdem mehrere Bäume umgestürzt und der Strom zeitweise ausgefallen war.

Auch in den Nachbarländern Tschechien und Frankreich wütete der Sturm und sorgte für Polizeieinsätze und Zugausfälle. Mehrere Menschen wurden verletzt. Auch aus den Niederlanden wurden Verletzte und Schäden gemeldet.

− dpa/pnp



Auch in der Region haben starke Winde für Einsätze gesorgt. Mehr dazu lesen Sie hier im Liveticker: