Zwei Jugendliche starben
Tränen im Prozess: Autofahrer (26) äußert sich nach tödlichem Unfall bei Mitterfels

02.05.2024 | Stand 02.05.2024, 18:46 Uhr

Der Angeklagte sitzt im Verhandlungssaal des Amtsgerichts. Der Autofahrer ist wegen fahrlässiger Tötung zweier junger Menschen angeklagt. Er soll unter Alkoholeinfluss den Zusammenstoß mit einem entgegenkommenden Wagen verschuldet haben. − Foto: Armin Weigel/dpa

Ein Autofahrer (26) ist in Straubing wegen des Todes zweier junger Menschen angeklagt. Er soll unter Alkoholeinfluss den Zusammenstoß mit einem entgegenkommenden Wagen verschuldet haben.



Knapp ein Jahr nach einem schweren Verkehrsunfall in Mitterfels ist ein 26 Jahre alter Mann in Straubing wegen zweifacher fahrlässiger Tötung angeklagt. Er war laut Anklage mit seinem Wagen bei Mitterfels unter Alkoholeinfluss auf die Gegenfahrbahn geraten, wo er ein Auto rammte, in dem vier junge Leute zwischen 16 und 18 Jahren saßen. Zwei von ihnen starben, die beiden anderen erlitten schwere Verletzungen. „Es tut mir aus tiefstem Herzen leid“, sagte der Angeklagte am Donnerstag vor dem Amtsgericht.

Staatsanwaltschaft: Mann hätte mit Unfall rechnen müssen

Die Staatsanwaltschaft legt dem Mann, der selbst Vater ist, auch fahrlässige Körperverletzung sowie fahrlässige Gefährdung des Straßenverkehrs zur Last. Die Anklagebehörde geht davon aus, dass er aufgrund seiner Alkoholisierung mit der Möglichkeit eines von ihm verursachten Verkehrsunfalls rechnen musste und der Zusammenstoß vermeidbar gewesen wäre. Im Raum steht zudem die Frage, ob er möglicherweise eingeschlafen ist.

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Als Nebenkläger sind die zwei überlebenden Insassen sowie Angehörige der getöteten jungen Leute an dem Prozess beteiligt. Deren Anwälte kritisierten, dass sich der Angeklagte erst Monate nach dem Unfall per Brief an die Familien der Unfallopfer gewandt habe. Zudem bezweifelten sie, dass der Angeklagte die Schreiben selber verfasst hat. Die Angehörigen verfolgten den Prozessauftakt emotional aufgewühlt, teils unter Tränen.

16-Jährige verlor ihre Zwillingsschwester

Die zwei Überlebenden des Unfalls sagten als Zeugen aus. Das Mädchen, inzwischen 17 Jahre alt, hatte mehrere Knochenbrüche erlitten. Wochenlang lag sie in verschiedenen Kliniken, wurde sechsmal operiert und ist seither körperlich stark eingeschränkt. Ihre Ausbildung zur Kinderpflegerin hat sie unterbrochen. Weinend erzählte sie, was sie aus der Unfallnacht weiß.

Wie ihr Leben jetzt aussehe, fragte der Richter. „Allein“, entgegnete die 17-Jährige. Die Tote war ihre Zwillingsschwester. Mit ihr habe sie alles geteilt, sagte das zierliche Mädchen mit brüchiger Stimme. Dass sich der Unfallfahrer damals nicht gleich gemeldet habe, habe sie sehr getroffen. Es habe gewirkt, als würde es ihn nicht interessieren, was sie und die anderen durchmachten.

Der zweite Überlebende, der am Steuer des Wagens saß, berichtete ebenfalls von den gravierenden physischen und psychischen Unfallfolgen. Der getötete Mitfahrer sei sein „allerbester Freund“ gewesen. Sie seien immer als Vierergruppe unterwegs gewesen.

Angeklagter äußert sich

Der Angeklagte hatte zuvor – ebenfalls sichtlich mitgenommen – den Unfallabend aus seiner Sicht geschildert. Er habe bei einem Freund vier Bier getrunken, sich aber nicht fahruntüchtig oder müde gefühlt. An den Zusammenprall habe er keine Erinnerung. Nach dem Unfall sei er in einer psychiatrischen Klinik zur Behandlung gewesen. Es vergehe kein Tag, an dem er nicht an den Unfall und die Opfer denke, beteuerte er. Seit jenem Abend habe er keinen Alkohol mehr getrunken und würde gerne alles ungeschehen machen. „Das hat nicht nur mein Leben, sondern viele andere Leben zerstört.“

− dpa