Schatz des Wissens
Archäologische Funde mitten in Straubing: „Eine Sensation“

23.04.2022 | Stand 24.04.2022, 6:17 Uhr

Dieses fast vollständig erhaltene Gefäß aus dem 13. Jahrhundert wurde am Straubinger Pfarrplatz geborgen. −Foto: Bäumel-Schachtner

Von Melanie Bäumel-Schachtner

Archäologische Funde vom Straubinger Pfarrplatz geben Aufschluss über die Geschichte der Stadt. Sie gelten als einmalig in ganz Deutschland.



Der Erdboden unter dem Straubinger Pfarrplatz, der gerade bebaut wird, hat zuvor in zwei Jahren intensiver Grabung seine Schätze preisgegeben. Und diese sind richtungsweisend für die Stadt Straubing.

Dass die Neustadt im Jahre 1218 gegründet worden ist, war bislang historisch belegt. Nicht aber archäologisch. Es wurden auch Mauerreste von dieser Zeit bis zum 18. Jahrhundert gefunden. Schicht für Schicht verraten sie exakt, wie in der Stadt zur jeweiligen Zeit gebaut wurde.

Für Günther Moosbauer, Leiter des Gäubodenmuseums und verantwortlich für die Stadtarchäologie, ist dies eine Sensation: „Wir haben nun eine Referenz für alle künftigen Grabungen in der Stadt. Das bedeutet, wenn wir irgendwo auf Mauerreste stoßen, können wir anhand der Bauweise genau sagen, von wann diese datieren. Das ist bislang in keiner anderen Stadt möglich, es dürfte einzigartig sein.“

Archäologische Funde reichen bis ins 13. Jahrhundert

Die Funde erzählen von den ersten Stadtquartieren ab 1218 in der Neustadt und der ersten Basilika, dort, wo nun Sankt Jakob steht. Über die frühe Geschichte der Stadtpfarrkirche war bislang sehr wenig bekannt. Die archäologischen Schichten machen aber auch die Stadtbrände 1288, 1393 und 1780 wieder erlebbar und reichen bis in den Spätbarock.

Archäologin und Grabungsleiterin Ildikó Bösze und ihre Mitarbeiter haben zudem unter anderem drei vollständig erhaltene Gefäße aus dem 13. Jahrhundert sowie historische Münzen geborgen. Eine davon ist ein Reiterbrakteat, das in Bayern sehr selten ist. Auch ein Benediktuspfennig vom Kloster Metten ist dabei. Dieser Wallfahrtsmarke soll gegen so gut wie alles geschützt haben – von der Hexe bis zur Gicht. In den kommenden Jahren sollen die Funde aufgearbeitet werden, um mit dem Wissensschatz arbeiten zu können.