Was länger schon hinter vorgehaltener Hand von den Mitarbeitern vermutet wurde, ist für sie nun traurige Gewissheit: Der Kunststoffhersteller Deceuninck hat per Mitteilung bekanntgegeben, die Standorte in Bogen und Hunderdorf zu schließen. 230 Mitarbeiter sind betroffen.
Das Unternehmen am Standort existierte seit 1956 als Kunststoffbetrieb und heißt seit 2019 Deceuninck Germany. Deceuninck mit Sitz in Belgien nennt sich selbst einen der größten Hersteller von Kunststofffenstern und Bauprodukten und beschäftigt in 90 Ländern rund 3700 Mitarbeiter.
Schon vor vier Jahren waren rund 100 Stellen abgebaut worden. Schon damals war Straubing-Bogens Landrat Josef Laumer (CSU) mit der Konzernspitze in Belgien im Gespräch, um das Unternehmen in seinem Landkreis am Leben zu erhalten. „Leider griffen die damals getroffenen Maßnahmen für die Zukunftsfähigkeit von Deceuninck offensichtlich nicht. Wir haben schon mitbekommen, dass in letzter Zeit die Absatzzahlen nach unten gingen, auch durch den Einbruch in der Baubranche“, gibt Betriebsratsvorsitzender Markus Kiefl Einblick.
Überkapazitäten sollen reduziert werden
Am Mittwoch wurde nun offiziell vom Konzern mitgeteilt, dass der Produktionsstandort in Bogen und der Logistikstandort in Hunderdorf geschlossen werden sollen. Dadurch, so das Unternehmen, sollen bestehende Überkapazitäten reduziert und langfristig die Wettbewerbsfähigkeit der Deceuninck-Gruppe sichergestellt werden.
Der Konzern hat einen Interessensausgleich und einen Sozialplan für die Arbeitnehmer angekündigt. Am Mittwochnachmittag fand in Bogen dazu ein Gespräch mit der Konzernleitung aus Belgien, die laut Markus Kiefl gerade in Bogen zu Gast ist, mit Landrat Laumer und Bürgermeisterin Andrea Probst (CSU) statt. Dass die Entscheidung noch einmal rückgängig gemacht wird, daran glaubt der Betriebsratsvorsitzende nicht: „Auch die Aktionäre erhielten (...) eine Mitteilung. Da kann man wohl nicht mehr viel dagegen unternehmen.“
Noch kein Stichtag bekannt
Nun gelte es jedoch, das Bestmögliche für die Mitarbeiter auszuhandeln, auch in Sachen Abfindungen. Einen bestimmten Stichtag, an dem Schluss sein soll, gebe es noch nicht. Kiefl geht er von einer scheibchenweisen Verlagerung von Produktionsabläufen aus, also dass Kollegen nach und nach das Unternehmen verlassen müssen und nicht alle auf einen Schlag. Auch um das Wie und Wann sollte es in dem gestrigen Gespräch gehen.
Laut Betriebsratsvorsitzendem sind unter den Deceuninck-Mitarbeitern zum Beispiel angelernte Produktionskräfte, aber auch Facharbeiter, Schlosser, Elektriker, Werkzeugmacher und Logistiker. Für die Jüngeren sollte es in seinen Augen auf dem Arbeitsmacht „nicht allzu schlecht aussehen“, durch die langjährige Firmentradition seien aber auch viele ältere Mitarbeiter von der Schließung betroffen, für die sozialverträgliche Lösungen gefunden werden müssten.
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