St.Pauli-Senkrechtstarter Saad als Vorbild
Jonas Wieselsberger und die Zwölf-Spiele-Chance: Ex-Dingolfinger lebt bei der Spvgg Bayreuth (fast) wie ein Profi

23.02.2024 | Stand 23.02.2024, 9:35 Uhr
Michael Seidl

Seit Saisonbeginn ist er ein Bayreuther: Jonas Wieselsberger (rechts) mit Spvgg-Geschäftsführer Jörg Schmalfuß. Am Ende der Saison wird Bestandsaufnahme gemacht. − Foto: Spvgg

Mit seinem Sommertransfer zum Drittliga-Absteiger Spielvereinigung Bayreuth hatte Jonas Wieselsberger viele neutrale Beobachter überrascht, waren dem Außenverteidiger aus Weng (Gemeinde Wörth/Isar, Landkreis Landshut) doch Chancen auf eben jene dritte Liga nachgesagt worden. Jedoch bedeutete der Wechsel vom TSV Buchbach nach Oberfranken auch eine enorme Umstellung für den 25-Jährigen, schließlich arbeitet die Spvgg Bayreuth auch in der Regionalliga unter professionellen Bedingungen und peilt nach einem Übergangsjahr in der Saison 2024/25 den Wiederaufstieg an.

„Die Unterschiede sind enorm. In Buchbach musste ich Studium, Praktikum und Trainings an den Abenden in Einklang bringen, hier kann ich mich voll auf den Fußball fokussieren“, skizziert Jonas Wieselsberger die elementaren Vorteile, die das Profi-Dasein mit sich bringt und schwärmt gleichzeitig mit einem Augenzwinkern von den Bedingungen in Bayreuth. „Vom Physioteam über die Betreuer und den Zeugwart ist alles hervorragend, die Wäsche zu waschen würde ich aber auch selbst noch hinbekommen.“ Nach einem kurzen Intermezzo in einem städtischen Hotel ist der ehemalige Jugendspieler des FC Dingolfing und der Spvgg Landshut aber definitiv in der Stadt der Richard-Wagner-Festspiele angekommen. „Ich habe mittlerweile eine zentrumsnahe Wohnung gefunden, es lebt sich richtig schön in Bayreuth.“

Sportlich jedoch blieb die Spielvereinigung im bisherigen Saisonverlauf deutlich hinter den eigenen Erwartungen zurück, wenngleich nach dem Abstieg ein großer personeller Umbruch vollzogen werden musste und auch diverse Verletzungen die Findungsphase der neuen Mannschaft verlangsamte.

Harmonie im Niederbayern-Quartett



Als Ausrede will Jonas Wieselsberger das allerdings nicht gelten lassen: „Die Spvgg Bayreuth sieht sich in einem Übergangsjahr, ist mit dem aktuellen Tabellenplatz aber keinesfalls zufrieden. Das ist nicht unser Anspruch, aber wir sind auf einem guten Weg, das in der Rückrunde zu korrigieren.“ Mental hilft dem Außenverteidiger dabei auch weiter die „Niederbayern-Connection“ bestehend aus Marco Stefandl, Vincent Ketzer, dem derzeit am Kreuzband verletzten Jonas Kehl und Wieselsberger selbst. Denn während der ersten Wochen und auch in schweren Phasen tut es dem Wenger gut, „wenn man sich auch mal im niederbayerischen Dialekt unterhalten kann.“

Die Professionalität des ehemaligen Buchbachers schärft dagegen speziell ein Bayreuther Verantwortlicher: Als Coach, aber eben auch als Spieler kann die Nürnberg-Ikone Marek Mintal auf enorme Erfahrung zurückgreifen und Neu-Profis wie Jonas Wieselsberger auf ihrem Weg viel mitgeben. „Marek Mintal arbeitet extrem akribisch, ist immer drei Stunden vor dem Training auf dem Gelände und bereitet alles vor. Er lebt den Fußball, gibt uns Tipps für Kraft- und Regenerationstraining und will sein Wissen einfach vermitteln. Es ist ein Genuss, unter ihm zu arbeiten“, lobt Wieselsberger seinen Trainer in höchsten Tönen und erwähnt beiläufig, dass dieser auch am Ball noch immer große Klasse vorweisen kann: „Er kickt auch immer wieder mal mit und zaubert dann selbst ohne Aufwärmen bessere Flanken oder Schüsse auf den Rasen als wir.“

Das Beispiel von Elias Saad bei St. Pauli vor Augen



Während das Ziel der Spvgg Bayreuth für die restliche Saison die bestmögliche Punkteausbeute und ein einstelliger Tabellenplatz im Jahr des Übergangs ist, denkt Jonas Wieselsberger bereits jetzt an die kommende Spielzeit. „Bayreuth will den Wiederaufstieg in die 3. Liga anpacken. Beim derzeitigen Tabellenplatz hat sich entsprechend jeder zu hinterfragen, ob es dafür dann reicht. Persönlich will ich so viel Einsatzzeit wie möglich sammeln. Vielleicht gelingt es mir auch, mich in der Rückrunde mehr in der Offensive einzuschalten und ein paar Scorerpunkte einzusammeln. Im Vordergrund steht aber der Teamerfolg.“ Denn die Vertragssituation des 25-Jährigen ist eindeutig: Der Vertrag läuft zum Jahresende aus, die weitere Zukunft Wieselsbergers im Profifußball hängt stark von seiner Performance in den verbleibenden zwölf Regionalliga-Partien ab.

Optimistisch hinsichtlich seiner Chancen, langfristig als Profi Fuß zu fassen, bleibt Jonas Wieselsberger trotz seines bereits „fortgeschrittenen Alters“ dennoch: „Ich will definitiv weiter im Profifußball bleiben und den Schritt in die dritte oder zweite Liga wagen. Dazu gehört aber auch viel Glück, ob man das Anforderungsprofil der Vereine erfüllt und dann auch noch ins Budget passt. Ich muss zunächst dafür aber in der Rückrunde gut performen und dann werden wir sehen, wo die Reise hingeht.“

Beispiele wie die des St.Pauli-Senkrechtstarters Elias Saad, der vor zwei Jahren noch in der Regionalliga Nord bei Norderstedt aktiv war, ermutigen Wieselsberger dabei, weiter an seinen Weg zu glauben, wenngleich er keinerlei Zugzwang verspürt. „Ich habe nichts zu verlieren, stehe vor dem Abschluss meines Bachelors, habe eine Ausbildung in der Tasche und muss entsprechend auch nichts erzwingen.“