Abschied trotz möglichem Aufstieg
Hankofens Florian Sommersberger: Der „Aggressive Leader“ schlägt leisere Töne an

13.04.2024 | Stand 13.04.2024, 15:48 Uhr

Dynamik und Einsatz pur: Der Hankofener Florian Sommersberger gibt auf dem Platz immer 100 Prozent, motiviert seine Mitspieler mit lauten Ansagen – und bei eigenen Treffern jubelt er auch laut. − Foto: Paul Hofer

Der Fußball ist seine große Leidenschaft, aber in diesem Sommer macht er einen Schnitt: Florian Sommersberger (27), seit 2019 Stürmer in Diensten des Bayernligisten Spvgg Hankofen-Hailing, verlässt trotz eines möglichen Regionalliga-Aufstiegs die „Dorfbuam“ und wird gleichberechtigter Spielertrainer beim Bezirksligisten FSV Landau.

„Es wird immer schwieriger, Arbeit, Leben und Fußball unter einen Hut zu bringen“, begründet der 27-Jährige, der inzwischen als Geschäftsleiter der Gemeinde Wallersdorf „40 Stunden plus“ arbeitet – für Sommersberger undenkbar in der „Champions League der bayerischen Amateure“.

Und er weiß, was es bedeutet, in Liga 4 zwischen Memmingen oder Aschaffenburg zu tingeln, denn in der Saison 22/23 stand er für den Dorfverein aus dem Landkreis Straubing-Bogen in der Regionalliga 33 Mal auf dem Platz. Irgendwie bezeichnend für den markigen Angreifer, dass ihm in dieser geschichtsträchtigen Spielzeit zwar nur ein einziger Treffer gelang, mit seinem Tor zum 5:3-Endstand beim TSV Aubstadt vier Minuten vor Toresschluss verabschiedeten sich Hofer & Co. jedoch vom „Abenteuer Regionalliga“.

„Ich hatte mir in der Saison zuvor den Ellenbogen am rechten Arm gebrochen und es dauerte seine Zeit, bis ich mich an Tempo und Intensität in der Regionalliga gewöhnt hatte“, entschuldigt sich Sommersberger geradezu für eine unglückliche Torquote für einen Angreifer. In dieser Bayernliga-Runde läuft’s da besser: Bei 27 Einsätzen netzte der beidfüßige Angreifer sieben Mal ein und legte dir Kugel dreimal mustergültig den Kollegen auf.

Doch Sommersberger schätzen seine Kameraden nicht nur wegen seiner Tore oder Zuspiele: Der Mann ist auf dem grünen Rasen laut, richtig laut. Sommersberger brüllt 90 Minuten, wenn‘s sein muss, motiviert so seine Kollegen. In seinem Team eckt er mit dieser Eigenschaften nicht an, von Gegenspielern hört er schon mal: „Nun halt doch mal deinen Mund“ – Sommersberger lässt sich freilich nicht über den Mund fahren.

„Beim Sport kann man andere Emotionen zeigen“



„Das ist seit jeher meine Spielweise, beim Sport kann man eben andere Emotionen zeigen als im Privaten oder im Job.“ Und: „Eine Mannschaft ist keine homogene Einheit aus feinen Kickern, sondern dazu gehören auch Fußballern, die physisch und mental vorangehen.“ Sommersberger ist bei den „Dorfbuam“ einer dieser Leader, zudem rennt er stets volle Pulle über den Platz, Halbgas gibt’s bei ihm nicht. „Ich gebe immer 100 Prozent“, sagt der Offensivmann, „war schon immer so.“

Schon als kleiner Steppke, der 27-Jährige stammt aus Reichstorf in der Gemeinde Eichendorf (Landkreis Dingolfing-Landau), ließ er auf dem Fußballplatz den Emotionen freien Lauf. Zunächst beim FC Dornach, weil sich 1. FC Reichstorf die Jugendmannschaft seinerzeit aufgelöst hatte, später beim FSV Landau und schließlich beim FC Künzing. Bei den „Römern“ fuhr er dabei zweigleisig, lief in der U19-Bezirksoberliga- und in der damaligen Kreisliga-Truppe auf.

Die Senioren eilten dabei von Sieg zu Sieg und feierten am Ende einen glanzvollen Aufstieg in die Bezirksliga, weil Sommersberger und sein damals kongenialer Sturm-Partner Chris Seidl (29/36 Saisontore) die Gegner nach Strich und Faden narrte. Und dieses Duo fiel natürlich den Spähern anderer Vereine auf, Sommersberger & Seidl spielten unter anderem beim Jahn in Regensburg vor, eine höherklassige Karriere scheiterte beim Hankofener aber nicht an sportlichen Ambitionen. „Ich wollte damals mein Abitur machen, und dann hätte ich in der 12. Klasse die Schule wechseln müssen – das hätte so nicht funktioniert“, blickt der 27-Jährige zurück. Sommersberger trauert einer verpassten Chance indes nicht nach, er ist auf seinem sportlichen Weg mit sich im Reinen. Der Niederbayer absolvierte ein Studium zum Diplom-Verwaltungswirt (FH) sowie ein Masterstudium im Personalmanagement – und entschied sich so für eine Laufbahn im öffentlichen Dienst.

Seit 2019 dient er dem Staat nun bei der Marktgemeinde Wallersdorf. Vor einem Jahr ging dort der frühere Geschäftsleiter in Pension, seither sitzt Sommersberger auf dessen Stuhl, ihm obliegt die Geschäftsleitung, des Weiteren ist er zuständig fürs Baurecht und das Personalwesen.

Regionalliga-Aufstieg und ein Tor zum Abschied



Die Arbeit macht ihm Spaß und er weiß einen fußball-interessierten Bürgermeister hinter sich, aber sein Pensum steigt natürlich zusehends. Zupass kommt dem Rathaus-Angestellten, dass er in Wallersdorf zusammen mit seiner Freundin lebt. Und zum Training nach Hankofen sind’s gerade einmal 15 Kilometer. Doch eine zweite Regionalliga-Saison schließt er kategorisch aus, „auch wenn die Spvgg Hankofen etwas ganz besonderes ist – das ist eine coole Sache und wahrscheinlich einzigartig in Bayern, was dort auf die Beine gestellt worden ist“. Sommersberger möchte sich mit dem Aufstieg („Ein anderes Ziel kann jetzt nicht mehr unser Anspruch sein“) verabschieden, am liebsten mit einem Tor am letzten Spieltag in Coburg.

Deshalb wagt der Beamte jetzt den Einstieg in die Trainer-Karriere. Beim FSV Landau. In der Bezirksliga West. Sommersberger wird auf dem Platz die Dinge regeln, an der Seitenlinie steht ihm sein gleichberechtigter Partner Christoph Schambeck (32) zur Seite. Sein Karriere-Ende steht hingegen nicht zur Debatte, „ich spiele sehr gerne Fußball und kann mir ein Leben ohne rundes Leder noch gar nicht vorstellen“ – der Fußball ist einfach seine Leidenschaft, auch wenn der „Aggressive Leader“ jetzt leisere Töne auf dem grünen Rasen anschlägt.