Gefährliches Gift entdeckt
Eine tödliche Osterüberraschung

07.04.2020 | Stand 13.09.2023, 0:34 Uhr
Alexander Schmid
−Foto: n/a

Eine Hundehalterin hat bei Vilsheim (Landkreis Landshut) am Wegesrand ein Hühnerei mit einer lila Flüssigkeit gefunden. Es handelt sich höchstwahrscheinlich um das streng verbotene Gift Carbofuran. Die Polizei ist alarmiert. Auch für Menschen ist die Substanz hochgefährlich.

Landkreis Landshut. Die lilafarbene Substanz, die am Dienstag, 31. März, aus dem zerbrochenen Hühnerei am Rande eines Weges bei Vilsheim quoll, erkannte Michaela W. (Name geändert) sofort. „Das ist Carbofuran, ein absolut tödliches Gift, auch für Menschen“, sagt sie. „Die Farbe ist typisch!“ Kommt ein Tier in Kontakt mit der Flüssigkeit, geht es innerhalb kürzester Zeit jämmerlich zugrunde. „Das dauert bei einem Hund eine halbe Stunde, dann ist es tot.“ Aber auch für Kinder, die gerade jetzt an Ostern nach versteckten Eiern suchen, eine Gefahr. Seit Jahren ist Carbofuran, das früher als Insektizid eingesetzt wurde, streng verboten. Im Internet kann man es sich aber noch problemlos besorgen.

Michaela W. engagiert sich seit Jahren für den Tierschutz, unter anderem auch in Spanien, wo sie mit ihrem Mann oft viel Zeit verbringt. Dort führte die Polizei vor zwei Jahren sogar Razzien wegen des Gifts durch, weil massenhaft Tiere durch Carbofuran-Köder getötet worden waren. Es gab empfindliche Strafen für die Täter. Auch in Deutschland gab es im Juni letzten Jahres eine regelrechte Vergiftungswelle bei Vögeln. Bei Cham waren über Monate hinweg 60 vergiftete Vögeln gefunden worden, darunter auch geschützte Arten wie den Schwarzmilan, wie der Landesbund für Vogelschutz (LBV) berichtet.

Der LBV, den die Vilsheimerin eingeschaltet hat, befürchtet jetzt , dass auch im Landkreis Landshut viele Tiere jämmerlich verenden könnten. „Genauso wie es geschützte Greifvögel erwischen kann, stellen ausgelegte Giftköder aber auch für Kinder und Hunde eine echte Gefahr dar“, warnt LBV-Landesfachbeauftragter Dr. Andreas von Lindeiner. Gleichzeitig warnt die Organisation und die Gregor Louisoder Umweltstiftung (GLUS) alle Eltern in der Region: „Kinder sollen gerade in der Zeit vor Ostern keine herumliegenden Eier oder anderes Verdächtiges anfassen. Alle Hundehalter sollten ihre Tiere an die Leine nehmen.“ Das hochtoxische Gift Carbofuran wirke bereits bei Hautkontakt und führe selbst in geringen Dosen zu gefährlichen Krämpfen.

Der LBV hat in der Sache Prof. Hermann Ammer, Leiter des Lehrstuhls für Veterinärpharmakologie und Toxikologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), eingeschaltet. Auch er glaubt, dass es sich bei der Substanz aus dem Hühnerei um Carbofuran handelt. „Das ist für den Menschen, insbesondere für Kinder, sowie für Haus- und Wildtiere ein hochwirksames Kontaktgift. Jede Berührung oder Aufnahme kann eine lebensgefährliche Vergiftung hervorrufen“, warnt er in einer Pressemitteilung des LBV.

Spaziergänger, die im Raum Vilsheim oder andernorts einen toten Wildvogel oder weitere auffällig gefärbte rohe Eier auf einer Wiese oder im Feld finden, sollen diese deshalb sofort dem LBV melden – oder die Polizei verständigen.

Das hat auch Michaela W. gemacht, die ihren vollen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Sie hat Angst, dass ihre Hunde angegangen werden. Die Beamten aus Landshut hätten eine Probe genommen und an das Landeskriminalamt geschickt. Sollte es sich tatsächlich um Carbofuran handeln, „dann ist das hochkriminell!“, sagt die 56-Jährige.

Landshut