Abendführung im Volkskundemuseum
Flucht und Vertreibung – was lasse ich zurück und was nehme ich mit?

17.09.2019 | Stand 31.07.2023, 7:59 Uhr
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Am Dienstag, 1. Oktober, findet im Oberpfälzer Volkskundemuseum um 19 Uhr eine Abendführung in der 2017 neu eröffneten Sudetendeutschen Heimatstube statt. Neben Museumsleiterin Dr. Margit Berwing-Wittl wird auch Dr. Sigrid Ullwer-Paul anwesend sein, die als Vorsitzende der SL-Kreisgruppe Burglengenfeld die Idee zur Einrichtung dieser Gedächtnisecke hatte und für die Sammlung vieler dort ausgestellter Exponate bei den Mitgliedern der Sudetendeutschen Landsmannschaft zuständig war. Die Führung dauert circa eine Stunde, der Eintritt pro Person ab 8 Jahren kostet 50 Cent.

BURGLENGENFELD Wenn man sich die Koffer und Kisten, Schlitten, Taschen und vor allem die vielen nützlichen Gebrauchsgegenstände anschaut, die 1945/46 bei der Vertreibung aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten mitgenommen wurden, dann wird schnell klar, dass es sich bei diesen Dingen um die klassischen „Habseligkeiten“ handelt, die das Museum im laufenden Jahr zu seinem Jahresmotto erkoren hat. Insbesondere bezeichnet „Habseligkeiten“ ja jene Gegenstände, die den Opfern einer Katastrophe oder den Flüchtlingen geblieben sind und auch die Dinge, die Betroffene in letzter Not retten konnten. Es sind zum einen natürlich wertvolle und emotional hoch besetzte Schätze wie Schmuck (z.B. ein originaler silberner „Huasnoantoutara“ aus dem Egerland), Wallfahrtsandenken, Familienfotos und Ansichtskarten, aber auch Kinderspielzeug, Geschirr und Kleidung aus der alten Heimat. Oft sind es aber auch staunenswerte praktische Dinge, wie ein Waschbrett aus Marmor (!) oder eine ganze Nähmaschine, die meist von den Frauen unter größten Schwierigkeiten über die Grenze geschafft wurden.

Schnell stellt sich der Betrachter dann die entscheidende Frage angesichts von Flucht und Vertreibung: „Was lasse ich zurück und was nehme ich mit?“ In der kleinen Ausstellungsabteilung im Museum können solche Fragen an vielen verschiedenen Aspekten durchdiskutiert und hautnah nachvollzogen werden. Dr. Ullwer-Paul, frühere Rektorin an der Geschwister-Scholl-Grundschule Burglengenfeld, hat selbst als Kleinkind die Vertreibung aus dem Sudetenland erlebt und seitdem mit vielen Schicksalsgenossen über ihre Erlebnisse und ihre Traumata gesprochen. Natürlich geht es auch darum, wie die Vertriebenen in ihrer neuen Heimat angekommen sind, Arbeit und ein Zuhause gefunden und ihr Leben gemeistert haben. Auf einem von Josef Paul zusammengestellten Notebook können Interviews, Lieder und Veranstaltungen der SL-Mitglieder abgerufen werden.

Hinweis: Am Tag der Deutschen Einheit, Donnerstag, 3. Oktober, bleibt das Museum ganztags geschlossen.

Schwandorf