Vortragsreihe jüdische Geschichte
Brennpunkt Israel – Experte hält Vortrag über hundertjährige Spannungsgeschichte

20.05.2019 | Stand 28.07.2023, 14:40 Uhr
−Foto: n/a

Vor 500 Jahren, am 21. Februar 1519, beschloss der Rat die Vertreibung der Juden aus der Reichsstadt Regensburg. Innerhalb weniger Tage musste die jüdische Bevölkerung ihre Heimat verlassen, anschließend wurde deren Viertel auf dem heutigen Neupfarrplatz dem Erdboden gleichgemacht. Das bedeutete das abrupte Ende einer Gemeinde, die im Mittelalter zu den größten und wichtigsten im gesamten Heiligen Römischen Reich gezählt hatte. Dieses dunkle Kapitel der Stadtgeschichte ist der historische Anlass für das kulturelle Jahresthema 2019 „Stadt und Gesellschaft“, das deshalb einen besonderen Fokus auf die jüdische Vergangenheit Regensburgs legt.

REGENSBURG Herzstück eines umfangreichen Veranstaltungsprogramms ist die von Januar bis November stattfindende öffentliche Vortragsreihe „Jüdische Geschichte und Kultur Regensburgs vom Mittelalter bis zur Moderne“, die gemeinsam vom Kulturreferat (Kulturamt, Amt für Archiv und Denkmalpflege) und der jüdischen Gemeinde organisiert wird. Die Vorträge spannen einen zeitlichen Bogen vom Mittelalter bis zur Gegenwart, in der mit der Eröffnung der neuen Synagoge am Brixener Hof auch ein neues Kapitel jüdischen Lebens in Regensburg aufgeschlagen wird. Sowohl ausgewiesene lokale Experten wie auch renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – national und international – werden dabei neue Erkenntnisse zu verschiedenen Aspekten der wechselvollen jüdischen Stadtgeschichte präsentieren.

Die Vortragsreihe wird am Donnerstag, 23. Mai, mit einem Vortrag von Prof. Dr. Noam Zadoff (Ludwig-Maximilians-Universität München / Indiana University Bloomington) fortgesetzt. Fast wöchentlich wird in den Medien über den israelisch-palästinensischen Konflikt berichtet. Dabei wird selten erwähnt, dass diese heutigen Nachrichten ihre Wurzeln in einer fast hundertjährigen Spannungsgeschichte zwischen der Zionistischen Bewegung und dem arabischen Nationalismus haben und im Aufeinandertreffen der jüdischen Einwanderer mit den lokalen Bewohnern des Landes. Im Vortrag wird die historische Vorgeschichte diskutiert, die hinter den aktuellen Nachrichten steckt. Der Vortrag findet um 19 Uhr im Jüdischen Gemeindezentrum (Am Brixener Hof 2) statt, der Eintritt ist frei. Es wird empfohlen, wegen der Sicherheitskontrollen ausreichend Zeit für den Einlass einzuplanen und keine Rucksäcke oder größere Taschen mitzunehmen.

Der nächste Vortrag der Reihe findet statt am Dienstag, 4. Juni. Dabei geht Holger Nath M.A. (Institut für Slavistik, Slavisch-Jüdische Studien, Universität Regensburg) der Frage „Wer spricht heute noch Jiddisch?“ auf den Grund. Jiddisch wird schon seit über hundert Jahren totgesagt, aber auch heute, im 21. Jahrhundert, ist diese Sprache weiterhin lebendig.

Gleich am nächsten Tag geht die Veranstaltungsreihe weiter mit einem Vortrag von Ahuva Liberles Noiman (Hebräische Universität Jerusalem / Ben Gurion Universität / Ludwig-Maximilians-Universität München) zum Thema „Finanzielle Beziehungen zwischen Juden, Christen und Bekehrten im spätmittelalterlichen Regensburg“. Die Vortragssprache ist Englisch.

Regensburg