Auszeichnung
Schlammige Brille und ein Nagel als Heimatschatz

18.07.2018 | Stand 31.07.2023, 8:52 Uhr
−Foto: Foto: Stadt Deggendorf

Stadtmuseum Deggendorf und Museum Quintana Künzing wurden ausgezeichnet.

DEGGENDORF Das Bayerische Staatsministerium der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat und das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst suchten im Rahmen eines Wettbewerbs „Heimatschätze“ regionaltypische Kleinode, die mit besonderen Bezügen zur bayerischen Heimat verbunden sind.

Die 100 spannendsten Heimatschätze wurden in Kooperation mit der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern und dem Bayerischen Landesverein für Heimatpflege ermittelt und in München ausgezeichnet. Auch das Stadtmuseum Deggendorf und das Museum Quintana in Künzing sind bei den ausgezeichneten Museen dabei.

Die eher unscheinbare Brille ist mit eingetrocknetem Schlamm überzogen. Sie ist damit ein beredtes Zeugnis der Hochwasserkatastrophe 2013, von der Deggendorf heimgesucht wurde. Ingeborg Kostial aus Fischerdorf hat die Brille auf ihrem Wohnzimmertisch liegen gelassen, als sie wegen des drohenden Dammbruchs ihr Haus verlassen musste. „Ich dachte nicht, dass das Wasser so hoch steigen würde. Als wir zurückkamen, war das ganze Erdgeschoss überflutet.“

Gerade dieser einfache alltägliche Gegenstand mit seinen Spuren vom schlammigen Wasser, das alles in den betroffenen Häusern überzogen hatte, kann die Geschichte vom Hochwasser 2013 erzählen, wie es die Menschen aus ihrem Alltag gerissen hat.

Im Stadtmuseum wird im Rahmen des von der EU geförderten Projektes „Museum Uploaded“ gemeinsam mit der Technischen Hochschule und Partnern in Tschechien eine neue Dauerausstellung zur Stadtgeschichte erarbeitet. Die Brille und das Interview, das vom Museum mit Ingeborg Kostial geführt wurde, werden Teil dieser neuen Ausstellung werden.

Die Künzinger Museumsleiterin Dr. Eva Bayer-Niemeier hatte sich mit einem bronzenen Ziernagel beworben, der auf der großen flachen Scheibe des Nagelkopfes eine in einfachen Strichen eingeritzte Darstellung des römischen Sonnengottes Sol trägt. Die prägnante Darstellung mit guter Wiedererkennbarkeit wurde in das Logo des Museums integriert und soll im Selbstverständnis der modernen Künzinger die vielen Sonnentage in Künzing symbolisieren.

Der Ziernagel kam 1997 bei einer Ausgrabung in der römischen Zivilsiedlung östlich des in Künzing belegten Hilfstruppenkastells Quintanis zu Tage. Schon bei der Auffindung schien dieser Fund darauf hinzudeuten, dass in der Nähe ein römischer Kultplatz, ein kleiner Tempel gelegen haben musste. Und tatsächlich konnte die Kreisarchäologie Deggendorf bei der Fortsetzung der archäologischen Untersuchungen im Folgejahr ein kleines Mithras-Heiligtum entdecken. Das Mithräum von Künzing stellt für die Provinz Raetien, in der das römische Bayern lag, eine außerordentliche Besonderheit dar, da bisher im ganzen Gebiet der großen Provinz nur zwei weitere solche Heiligtümer bekannt sind.

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