Aussteiger in Griechenland
Astrid und Christoph lieben Griechenland: „Irgendwann bleiben wir dann dort“

14.02.2018 | Stand 26.07.2023, 8:58 Uhr
−Foto: n/a

Sechs Monate im Jahr leben Astrid und Christoph Schicker aus Ach auf einer kleinen griechischen Insel und erzeugen Olivenöl.

BURCGHAUSEN/HOCHBURG ACH. Als Aussteiger auf eine griechische Insel - viele träumen davon, für Astrid und Christoph Schicker ist es Realität – jedenfalls gute sechs Monate im Jahr. Wobei das, was die beiden, die ansonsten in Hochburg Ach wohnen, auf der Insel machen, nicht viel mit dem zu tun hat, was man unter Aussteigen im Allgemeinen so versteht. Denn die beiden vertreiben sich die Zeit nicht Rotwein trinkend am Strand, sondern arbeiten fast täglich in den Olivenhainen, die sich rund um ihr Haus befinden.

„Wenn mir vor zwanzig Jahren jemand gesagt hätte, dass ich unter die Olivenbauern gehe, hätte ich abgewunken“, erzählt Astrid lachend, deren Wurzeln in Griechenland liegen. Bis sie 17 war, hat sie mit der griechischen Mutter und ihrem deutschen Vater in Thessaloniki gelebt, zog dann nach Pirach und lernte Christoph in einer Disco kennen und lieben.

In den 70ern kauften Astrids Eltern ein Grundstück auf der kleinen Insel Alonissos (Nördliche Sporaden, 3.500 Einwohner), die vor allem wegen ihrer Ruhe, dem Nationalpark und dem dort lehrenden alternativen Nobelpreisträger und Homöopathen Georgos Vithoulkas bekannt ist.

Christoph, der Schreinermeister, baute dort später mit Astrids Familie ein Haus auf. „Schon von Berufs wegen bin ich sehr interessiert an Holz, vor allem Olivenbäume haben mich schon immer fasziniert“, erzählt der 48-Jährige. Deshalb kauften die beiden damals ihren ersten, kleinen Olivenhain, um für sich selbst Olivenöl erzeugen zu können. „Oliven selbst haben wir damals beide überhaupt nicht gegessen“, lacht das Ehepaar.

Inzwischen ist aus der Leidenschaft für die Bäume mehr geworden: Astrid und Christoph fanden immer mehr Gefallen am Olivenanbau, kauften und pachteten mehr Haine dazu. Das spezielle Know-how über die ganz besonderen „trockenen Olivenbäume“ der Insel zeigten ihnen alteingesessene Olivenbauern

Freunde helfen im Herbst jedes Jahr fleißig bei der Ernte der Oliven. −Foto: Schicker

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Hobby-Olivenbauer: Arbeit statt Auszeit

Jedes Jahr im Frühjahr werden die Koffer gepackt, Oma und Hauskatze kommen mit und Familie Schicker fliegt Richtung Alonissos. Denn nun muss die Erde im Frühjahr vorsichtig gelockert werden, ohne die Wurzeln zu beschädigen, die Bäume müssen beschnitten und gedüngt werden – übrigens mit Ziegenmist, der auf der Insel „produziert“ und mit viel Muskelkraft zu den Bäumen transportiert werden muss.

Zwischen Oktober und November steht die Ernte an: das klappt nur mit viel Handarbeit und mithilfe von Freunden. Wenn dann die ersten Tropfen Öl in der privaten Gemeinschaftspresse abgefüllt werden, sind die beiden „Aussteiger“, die sich beide als Arbeitstiere bezeichnen, glücklich. Ganz nebenbei hat sich Astrid angewöhnt, Kräuter, die unter den Bäumen wachsen, zu sammeln, schließlich ist die Insel auch für die 360 Sorten an Kräutern und Heilpflanzen bekannt. Die Mutter des befreundeten Ziegenbauern hat Astrid, die früher daheim nicht mal Lust auf Garteln hatte, diesbezüglich viel gezeigt.

Auch Tochter Laura (25) hat das Lebensgefühl auf Alonissos schon „inhaliert“. Sie ist nicht nur bei der Olivenernte voll dabei, sondern hat ihr Studium der Meeresbiologie mit ihrer Masterarbeit über Plankton im Nationalpark der Insel abgeschlossen.

Die Familie ist inzwischen „eingebürgert“, hat viele Freunde gefunden und betreut nun fast 500 Bäume. Unter anderem in Form von Olivenbaumpatenschaften, die die Schickers selbst ins Leben gerufen haben: „Wir hatten zeitweise mehr Öl, als wir selbst brauchen konnten, und boten das Bekannten in der Heimat an. Daraus resultierte größere Nachfrage, und wir überlegten, woher wir mehr Olivenbäume bekommen konnten“, erzählt Astrid. Ein zweiter Punkt war, dass die Griechen während der Krise kein Geld mehr hatten, Heizöl zu kaufen, und deshalb Jahrhunderte alte Olivenbäume verheizten.

Eine Schandtat, findet Christoph, der die Olivenhaine erhalten und mit der Idee der Patenschaften auch einem griechischen Freund sprichwörtlich unter die Arme greifen wollte. Dieser hatte sich bei einem Arbeitsunfall die Hand abgeschnitten und ein behindertes Kind zu betreuen. „Mit den Patenschaften von Freunden daheim konnten wir ihm und seiner Familie helfen, dafür hat er uns Olivenhaine verpachtet“, erklärt Christoph.

Eine Idee also, die für alle viele Früchte – nein – Oliven trägt. So viele, dass die Wahl-Griechen einen Teil ihres Öls nun auch in ausgewählten Geschäften in Burghausen verkaufen. Infos zum Öl gibt es unter Tel. +43 664 2042394.

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