Diakonie
Mit Handyfotos zur Beraterin – Eva Würf berät Menschen, die zu viele Schulden haben

26.01.2021 | Stand 21.07.2023, 3:17 Uhr
−Foto: n/a

Noch bevor das Gespräch mit der Schuldnerberaterin Eva Würf richtig beginnt, klingelt das Telefon. Es ist eine Kollegin aus dem Stadtosten Regensburgs. Sie berichtet, dass eine Klientin von Würf eine Sozialleistung bei der Bank nicht ausgezahlt bekommen hat. Sozialleistungen aber dürfen nicht gepfändet werden und müssen ausbezahlt werden. Jetzt könne die Frau, eine allein erziehende Mutter mit Kindern, keine Lebensmittel einkaufen.

Regensburg. Würf bespricht kurz die Vorgehensweise und gibt Tipps, was die Klientin bei der Bank anmahnen soll. Dann wendet sie sich hinter der Trennscheibe wieder dem Journalisten zu. Tatsächlich habe sie corona-bedingt eine stärkere Nachfrage feststellen können, meint die Sozialpädagogin auf die Frage, ob seit Ausbruch der Pandemie mehr Menschen zur Beratung ins Wiener-Haus kämen. Verändert habe der harte Lockdown auch die Beratungen selbst, denn „es fehlt der persönliche Kontakt.“ Dadurch gehe „einiges an Informationen verloren“, ist Würf überzeugt. Beim direkten Kontakt würde sie merken, wenn ein Ratsuchender „zögert oder an einer bestimmten Stelle herumdruckst“, telefonisch sei das kaum möglich.

Zudem sei der „sozialpädagogische Auftrag“, mit Klienten darüber zu sprechen wo sie sich möglicherweise falsch verhalten, schwerer zu erfüllen. Dennoch funktioniere die Beratung „auch so ganz gut“. Mit einem höheren Aufwand allerdings, weil „alles über Briefe mit Kopien, Mails oder Fotos geht“. Häufig würden Klienten Unterlagen und Dokumente, die für die Beratung notwendig sind, mit ihren Handys fotografieren und schicken.

Seit die 58-Jährige im November letzten Jahres begonnen hat als Schuldnerberaterin bei der Diakonie zu arbeiten, sind zu den unerledigten Fällen ihres Vorgängers viele neue hinzugekommen. Überwiegend seien es zeitaufwändige Fälle, wenn beispielsweise Menschen Kredite aufgenommen haben, die sie plötzlich nicht mehr bedienen können. Oft weil sie die Arbeit verloren, sich getrennt haben oder „mehrere Sachen zusammengekommen sind“, erläutert Würf die Ursachen für eine Überschuldung. Bereits beim Werkhof, wo sie zuvor beschäftigt war, hat sie neben anderen Aufgaben Menschen geholfen der Schuldenfalle zu entkommen und sich dabei das notwendige Know-how angeeignet.

Nach zwanzig Jahren sei „aber die Zeit da gewesen, etwas Neues zu beginnen“, meint Würf und freut sich „über die Chance“ bei der Diakonie „genau das machen zu können, was zu mir passt“. Sie ist gern mit Menschen in Kontakt und schätzt auch die Zusammenarbeit mit den Kollegen der beiden weiteren Schuldnerberatungsstellen bei Caritas und Kontakt e.V. Mit ihnen tauscht sie sich bei Treffen regelmäßig aus. Dabei geht es auch um Präventions- und Aufklärungsarbeit, mit der die Sozialpädagogin möglichst in diesem Jahr beginnen möchte.

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