Gebet
Streit um das „Vater unser“ – Regensburger Bischof widerspricht dem Papst!

08.12.2017 | Stand 13.09.2023, 1:53 Uhr
−Foto: Foto: Christian Eckl

Dass ein Bischof einem Papst widerspricht, kann in der heiligen Mutter Kirche kaum Absicht sein. Schon gar nicht bei einem integren Mann wie Bischof Rudolf Voderholzer. Der Regensburger Oberhirte wirkt nicht wirklich wie ein Revolutionär. Von seiner Ausrichtung her ist Voderholzer eher konservativ, wenn auch nicht reaktionär. Insofern dürfte es eher ein unglücklicher Zufall sein, dass er faktisch Papst Franziskus ins Wort fällt – und sich gegen ihn stellt.

REGENSBURG/ROM Hintergrund ist eine Zeile im „Vater unser“, dem Gebet, bei dem die Kirche glaubt, es ginge im Wortlaut auf Jesus selbst zurück. In Jerusalem findet sich sogar der Ort, an dem Jesus seinen Jüngern das Gebet gelehrt haben soll, nämlich im Garten Gethsemane. Streit entbrannt ist nun, weil die französischen Bischöfe, von jeher eher eigen, eine Zeile neu übersetzen ließen. Im Deutschen heißt es nach wie vor: „... und führe uns nicht in Versuchung.“ Gemeint ist Gott selbst. In der veränderten Übersetzung heißt es künftig wörtlich „und lasse uns nicht eintreten in die Versuchung“ („ne nous laisse pas entrer en tentation“). Laut Voderholzer seien hingegen die Worte „und führe uns nicht in Versuchung“ biblisch überliefert und es gehe „nicht an, Jesus zu korrigieren“. Der Regensburger Bischof verwies auch auf die Erbsünde. „Wo die Sünde nicht in der Verfehlung der menschlichen Freiheit begründet wird, bleibt nur, Gott selbst für das Böse verantwortlich zu machen nicht nur im Sinne des Zulassens, sondern im Sinne der aktiven Urheberschaft“, hieß es in der Mitteilung.

Seit dem 1. Advent gilt die Übersetzung nun in Frankreich. Und es war ausgerechnet Papst Franziskus, der nun klar sagt, wie er das sieht: „Ein Vater tut so etwas nicht; ein Vater hilft sofort, wieder aufzustehen. Wer dich in Versuchung führt, ist Satan“ so der Papst. Franziskus kritisierte vor allem die deutsche Übersetzung.

Voderholzer hatte zuvor kritisiert, dass die Textstelle im Matthäus- und im Lukas-Evangelium so vorkomme. Dass er dem Papst widerspricht, wusste er da wohl noch nicht.

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