„Ratgeber Gesundheit“
Krankenhauskeime – wie kann man sich schützen?

20.12.2018 | Stand 04.08.2023, 3:46 Uhr
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Die Zahl an Krankenhausinfektionen mit zum Teil multiresistenten Erregern ist ein zunehmendes medizinisches Problem. Es herrscht eine große Verunsicherung über diese sogenannten „Krankenhauskeime“ und immer wieder hört man davon, dass Erkrankungen ausbrechen, die auf multiresistente Keime zurückzuführen sind. Viele Menschen haben deshalb Angst davor, ins Krankenhaus zu gehen, weil sie fürchten, sich dort mit diesen Erregern zu infizieren. Deshalb stand jetzt beim „Ratgeber Gesundheit“ am Klinikum St. Marien Amberg das Thema „Hilfe! Die Multiresistenten kommen! Und wo kommen sie her?“ im Mittelpunkt.

AMBERG In seinem Vortrag erklärte Prof. Dr. Hamid Hossain, der Chefarzt der Mikrobiologie am Klinikum St. Marien Amberg und dem Klinikum Weiden, dass es sich bei den Krankenhauskeimen um Bakterien handelt, die nicht krankmachender sind als ihre Artgenossen. Diese Bakterien gehören zur normalen Haut- und Schleimhautflora. Problematisch werden sie erst beim Ausbrechen einer Krankheit, wenn sie beispielsweise über Wunden in den Körper gelangen. Sie sind resistenter gegen Antibiotika und können sich im Krankenhausmilieu besser ausbreiten bzw. festsetzen.

Die zahlreichen Besucher des Vortrages konnten genau erfahren, welche Resistenzmechanismen die Keime entwickeln können. Das Antibiotikum gelangt an und in die Bakterienzelle, und greift seine Zielstruktur an. Ein multiresistenter Keim allerdings schafft es entweder das Antibiotikum einfach abzupumpen oder seine Zielstruktur so zu verändern, dass das Antibiotikum nicht gebunden werden kann, der Keim kann Enzyme entwickeln, die das Antibiotikum abbauen, oder aber der Keim bildet eine Barriere, sodass das Antibiotikum gar nicht erst in die Bakterie gelangt. Außerdem können die Erreger diese Resistenzeigenschaften über den Austausch von Resistenzgenen untereinander und über verschiedene Bakterienarten hinweg austauschen und so Resistenzen sehr schnell verbreiten.

Doch woher kommen diese multiresistenten Keime? Drei der bekanntesten sind der MRSA, das ist der Erreger, der sich auf unserer Haut finden kann, der MRGN und der VRE finden sich in unserem Darm wieder. Alle drei multiresistenten Erreger finden wir auch in der Tierhaltung, speziell in der Massentierhaltung. Und das ist auch wieder eine Möglichkeit, wie ein solcher Keim zu uns kommen kann. In der Nutztierhaltung werden oft ganze Tierbestände mit Antibiotika behandelt, auch wenn nur wenige Tiere erkrankt sind, um so die Ausbreitung der Infektion auf den ganzen Bestand zu vermeiden. Diese Tiere können dann allerdings resistente Keime im Darm entwickeln. Über deren Ausscheidungen können sowohl resistente Bakterien als auch Antibiotikareste in die Umwelt und somit in die Nahrungskette gelangen. Bei der Verarbeitung und beim Verzehr von Fleisch und Gemüse können resistente Bakterien unbemerkt aufgenommen werden und sich im Darm ausbreiten. Wir selbst können während einer Antibiotika-Behandlung natürlich auch resistente Bakterien entwickeln ohne dass wir es bemerken. Die multiresistenten Keime entstehen also nicht nur im Krankenhaus, sondern vor allem außerhalb des Krankenhauses. Und so kann es passieren, dass man als Patient, aber auch als Besucher multiresistente Keime unwissentlich ins Krankenhaus hineinträgt und dort dieser Keim dann an Patienten und auch Pflegepersonal weitergeben werden kann.

Die Ursachen für die Entstehung resistenter Keime liegen auf der Hand. Es ist der hohe Antibiotikaverbrauch in der Humanmedizin und Nutztierhaltung. „Und der muss in beiden Bereichen reduziert werden, um eine weitere Zunahme von Resistenzen zu verhindern“, so Prof Dr. Hossain.

Doch was kann getan werden, wie kann ich mich schützen? Das war wohl die wichtigste Frage, die die Besucher an Prof. Dr. Hossain hatten. Der Chefarzt der Mikrobiologie erklärte, dass Patienten, die möglicherweise Kontakt zu MRE-Patienten hatten oder kürzlich eine Antibiotika-Einnahme hatten, auf multiresistente Keime untersucht (im Fachjargon „gescreent“) werden und wenn nötig isoliert werden, um eine Übertragung zu verhindern. Das A und O ist und bleibt jedoch die Basishygiene, wie die Händedesinfektion. „Besucher, die Angehörige besuchen, sollten sich immer bei Betreten des Klinikums, bei Betreten des Patientenzimmers und nach dem Verlassen des Zimmers, die Hände desinfizieren, um einerseits den Patienten zu schützen und um andererseits keine Keime mit nach Hause zu nehmen“, so Prof. Dr. Hossain.

Dementsprechende Spender mit Desinfektionsmittel sind im Klinikum St. Marien überall zu finden und markante Hinweisschilder weisen Patienten und Besucher auf die Händedesinfektion hin.

Der nächste „Ratgeber Gesundheit“ findet wieder im März 2019 statt, zuvor kann das Gesundheitsforum am 12. Februar 2019 besucht werden. Thema von PD Dr. Christoph Birner ist dann „ wenn das Herz stolpert und die Klappen nicht mehr schließen – moderne Kardiologie“. Beginn ist im 19.30 im Großen Rathaussaal.

Schwandorf