Therapiemöglichkeiten
Wenn der Darm Probleme macht – „Ratgeber Gesundheit“ zur Behandlung von Divertikulitis

16.05.2018 | Stand 28.07.2023, 11:20 Uhr
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Divertikel sind Ausstülpungen der Wand eines Hohlorgans wie Speiseröhre oder Darm. Sie können angeboren oder erworben sein. Etwa 14 Millionen Menschen in Deutschland haben solche Divertikel – viele ohne Beschwerden. „Denn die Divertikel an sich verursachen nicht zwingend Symptome. Ohne Symptome braucht es auch keine spezielle Therapie“, erklärte Dr. Wolfram Schief, der Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie am Klinikum St. Marien Amberg bei seinem Vortrag beim „Ratgeber Gesundheit“. Betroffene sollten in so einem Fall aber möglichst auf eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung und regelmäßige Bewegung achten, denn die Darmtätigkeit ist um ein Vielfaches höher, wenn man sich regelmäßig bewegt.

AMBERG Die Ursachen dafür, dass Divertikel entstehen können, sind verschieden: Ein Faktor sind natürliche Schwachstellen in der Darmwand. „Aber auch der Darminnendruck spielt eine Rolle“, schilderte Dr. Schief. „Je größer der Druck ist, umso höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Darmwand geschwächt wird und sich Divertikel schneller bilden können.“ Divertikel können an verschiedenen Orten im Körper auftreten: in der Speiseröhre, im Magen, in der Harnblase, im Dünndarm oder Dickdarm. „Am häufigsten finden wir sie im sogenannten Sigma“, erläuterte Dr. Schief. „Das ist der unterste Teil des Dickdarms, der wie ein ‚S‘ gekrümmt ist. Hier entsteht im Darm der größte Druck – deshalb ist diese Stelle besonders anfällig für Divertikel.“

Sind mehrere Divertikel vorhanden, heißt das im Fachjargon „Divertikulose“. Verursachen diese Divertikel auch Beschwerden, spricht man von einer Divertikelkrankheit. Diese hat drei Erscheinungsbilder: Divertikelblutungen, Engstellen im Darm bis hin zum Darmverschluss (sogenannte Passagestörungen) und die Divertikulitis. „Bei einer Divertikulitis gelangt Stuhl in die Ausstülpungen. Diese können sich dann entzünden. Die Folge: Die Betroffenen haben Beschwerden wie Bauchschmerzen, Verstopfung, Übelkeit, Fieber oder Erbrechen – meist im linken Unterbauch. Das wird deshalb auch Linksappendizitis genannt.“ Zur Diagnose bei Verdacht auf die Divertikelkrankheit gehören neben einer klinischen Untersuchung und der Untersuchung des Blutes auf erhöhte Entzündungswerte im Labor eine Ultraschalluntersuchung und eine Computertomographie. „Mithilfe des CTs können wir die Erkrankung in verschiedene Stadien einteilen, je nachdem, ob beispielsweise ein Durchbruch des Darmes vorliegt oder nicht. Je nach Stadium muss dann entsprechend die Behandlung erfolgen.“

Die Therapiemöglichkeiten reichen von ausgewogener Ernährung und regelmäßiger Bewegung über die Behandlung mit Antibiotika bis hin zur Operation. Vor der OP wird eine Darmspiegelung gemacht, um einen Tumor auszuschließen und die Divertikel zu bestätigen. „Jede Operation birgt immer auch ein gewisses Risiko. Deshalb treffen wir diese Entscheidung immer individuell und vor allem gemeinsam mit dem Patienten“, erläuterte der Chirurg. „Bei der Operation entfernen wir das Sigma des Dickdarms und schließen die entstandene Lücke wieder. In der Regel haben die Patienten nach dem Eingriff Ruhe.“ Die Operation kann minimal-invasiv durchgeführt werden, das heißt, es sind nur kleine Schnitte notwendig. Die Patienten erholen sich so schneller von der OP und es treten seltener Wundheilungsstörungen auf. „Muss akut operiert werden, weil der Darm durchgebrochen ist, können wir das nicht minimal-invasiv machen“, so Dr. Schief. „Dann legen wir zur Sicherheit auch einen künstlichen Darmausgang. Denn gerade der Darm ist ein hochsensibles Operationsfeld: Hier haben wir immer Keime und Bakterien. Da ist die Gefahr größer, dass es zu Entzündungen kommen kann. Deshalb verschließen wir bei Notfällen den Darm erst einmal blind. Später können wir den künstlichen Darmausgang dann wieder zurückverlegen.“ Den nächsten „Ratgeber Gesundheit“ gibt es am Dienstag, 12. Juni. Thema von PD Dr. Hischam Bassiouni ist dann „Kopfschmerzen – wann ist der Neurochirurg gefragt?“ Beginn ist um 18 Uhr im Speisesaal des Amberger Klinikums.

Schwandorf