Diagnose und Behandlung
Was tun bei einem Zeckenbiss? – Chefarzt Prof. Dr. Frank Weber gibt Tipps

18.04.2018 | Stand 20.07.2023, 18:58 Uhr
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Kaum ist der Frühling da und die Temperaturen sind angenehm, tummeln sie sich massenweise in Wiesen und Wäldern: Zecken. Oftmals bleibt der Zeckenbiss aber unerkannt und der Übeltäter ungesehen, doch die Borreliose-Erkrankung tritt später auf. Prof. Dr. Frank Weber, Chefarzt der Abteilung für Neurologie an den Sana Kliniken des Landkreises Cham, erklärt, wie diese diagnostiziert und behandelt werden kann.

LANDKREIS CHAM „Nach dem Biss einer infizierten Zecke können die ersten Anzeichen einer Borreliose schon nach kurzer Zeit oder erst nach Wochen oder Monate auftreten – dann, wenn dieser längst vergessen ist. Das macht es unter Umständen für den Betroffenen so schwierig, die Symptome auf diesen Biss zurück zu führen“, erklärt Prof. Dr. Frank Weber, Chefarzt der Abteilung für Neurologie an den Sana Kliniken des Landkreises Cham. Die Borreliose (oder „Lyme-Erkrankung“) hat viele Facetten, vom wandernden „roten Hof“ („Erythema migrans“) über Kopf-, Muskel- bis hin zu Rückenschmerzen. Auch Lähmungserscheinungen in Armen und Beinen sind keine Seltenheit. Bei den letztgenannten Fällen spricht man von einer Neuroborreliose. Bei einer Meningitis (Hirnhautentzündung) kann es neben Kopfschmerzen zur Nackensteifigkeit und zu hohem Fieber kommen.

„Im Rahmen eines Hirnnervenbefalls kann es auch zu einer Gesichtslähmung kommen, einseitig oder sogar beidseitig. Oft wird dann fälschlicherweise an einen Schlaganfall gedacht“, berichtet Prof. Weber aus der Praxis. Ob tatsächlich eine Borreliose oder Neuroborreliose vorliegt, wird im Sana Krankenhaus Cham ermittelt. Zentrale und periphere Nerven können mittels Elektroneurographie und Kernspintomographie untersucht werden. Häufig schafft eine Blut- oder Liquoruntersuchung Klarheit. „Im Fall eines positiven Befundes kann hier auch gleich eine zielgerichtete Therapie begonnen werden“, so der Chefarzt weiter.

Wird die Borreliose rechtzeitig erkannt, schafft meist eine Antibiotika-Therapie Abhilfe. Bei einer fortgeschrittenen Entzündung des Gehirns und des Rückenmarks können jedoch auch Schäden zurückbleiben. Der erfahrene Chefarzt rät deshalb, im Zweifelsfall immer rechtzeitig den Arzt aufzusuchen, um mögliche Folgeschäden zu vermeiden.

Was tun bei einem Zeckenbiss?

Entdeckt man eine Zecke, sollte diese mit einer Pinzette oder einer Zeckenzange möglichst schnell entfernt werden. Dabei gilt: Die Zecke so nah am Kopf fassen wie möglich und niemals am vollgesogenen Körper. Die Zecke mit gleichmäßigem Zug gerade herausziehen. In der Haut verbleibendes Mundwerkzeug, wenn möglich, entfernen. Falls dies nicht möglich sein sollte, kann es auch in der Haut verbleiben und wird vom Körper mit der Zeit abgestoßen. Desinfektion der Stelle mit einem Desinfektionsmittel. Darauf achten, dass die Zecke nicht gequetscht wird, sonst kann mit Erregern infizierter Speichel oder Darminhalt schneller übertragen werden. Die Zecke niemals mit Öl, Klebstoff oder gar Nagellack bedecken. Zecken sollten möglichst bald entfernt werden. In der Regel werden Borrelien erst nach 16 bis 24 Stunden übertragen, wird die Zecke schnell entfernt, ist also das Übertragungsrisiko der Borreliose-Erreger gering.

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