Klinik-Gesprächsrunde
Ausloten einer psychiatrischen Ambulanz im Landkreis

11.10.2018 | Stand 02.08.2023, 20:27 Uhr
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Bezirksrat Dr. Pröckl und Landrat Fahmüller erörterten mit Vorständen der Rottal-Inn-Kliniken Möglichkeiten einer noch engeren Zusammenarbeit.

ROTTAL-INN Wenn es um die Gesundheitsversorgung geht, dann müssen alle politischen Ebenen zusammenarbeiten: aus diesem Grundgedanken heraus fand jetzt ein Gespräch im Landratsamt statt, bei dem es um konkrete Möglichkeiten einer noch engeren Zusammenarbeit zwischen dem Bezirk Niederbayern und den Rottal-Inn Kliniken ging. Bezirksrat Dr. Thomas Pröckl hatte zwei Anliegen „im Gepäck“, die er mit Landrat Michael Fahmüller als Verwaltungsratsvorsitzendem des Kommunalunternehmens Rottal-Inn Kliniken und mit den beiden Vorständen Bernd Hirtreiter und Gerhard Schlegl besprechen wollte.

Erstes Thema war eine Verbesserung der Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. „Man darf sich da nichts vormachen: die Zahl der Menschen, die fachkundige Hilfe in diesem Bereich brauchen, nimmt leider in deutlichem Umfang zu und gerade hier ist ein wohnortnahes Hilfsangebot besonders wichtig“, so Dr. Pröckl. Der Bezirk habe deshalb bereits begonnen, die „Therapie näher zu den Menschen zu bringen“, so der Bezirksrat. Dazu werden Außenstellen der Bezirkskliniken errichtet, sie sind mit großem Erfolg beispielsweise bereits in Freyung-Grafenau tätig. Auch im Landkreis Rottal-Inn ist eine derartige Ambulanz bereits beschlossen, gerne würde der Bezirk diese Einrichtung an einem Krankenhaus einrichten und die entsprechenden Räumlichkeiten langfristig anmieten, so Dr. Pröckl, denn: „Wir können damit eine Stigmatisierung der Patientinnen und Patienten vermeiden, denn ein Krankenhaus besucht jeder von uns , das ist nichts Besonderes“.

Gerade bei psychischen Problemen sei es aber wichtig, den Menschen die „Schwellenangst“ zu nehmen. Dass die Einrichtung in Rottal-Inn Sinn machen würde, das konnte Dr. Pröckl mit Zahlen belegen: im vergangenen Jahr wurden durch Einrichtungen des Bezirks 177 Menschen aus der Region Rottal-Inn ambulant behandelt, im laufenden Jahr waren es bereits in den ersten sechs Monaten fast 120 Patientinnen und Patienten.

Landrat Michael Fahmüller sagte ebenso wie die beiden Klinikvorstände eine Prüfung dieses Anliegens zu. Man müsse erst feststellen, ob die gewünschten Flächen in den Rottal-Inn Kliniken zur Verfügung gestellt werden können, aber grundsätzlich sei eine entsprechende Einrichtung natürlich sinnvoll. „Das würde den Patienten aus unserer Region lange Wege ersparen“, darin war sich die Gesprächsrunde einig.

Ein weiteres Thema war der Ärztemangel, dem der Bezirk seit neustem mit einem besonderen Konzept entgegenwirken will: in Kooperation mit einer österreichischen Privatuniversität sollen der ärztliche Nachwuchs in Österreich und in Metten bei Deggendorf das Studium absolvieren können. Bei einer begrenzten Zahl von Studenten tritt der Bezirk als „Sponsor“ auf, indem er die Studiengebühren bezuschusst. Im Gegenzug müssen sich diese Studenten verpflichten, nach ihrer Ausbildung eine festgelegte Zahl von Jahren an Kliniken des Bezirks Niederbayern tätig zu sein.

„Die Nachfrage nach diesem Förderprogramm ist groß und wir sehen hier eine große Chance. Denn wer einige Jahre hier bei uns als Arzt tätig war, der bleibt im besten Fall entweder ein Berufsleben lang an unseren Kliniken oder er lässt sich in der Region nieder“, so Dr. Pröckl. Der Bezirk will jetzt auch für andere Kliniken die Möglichkeit schaffen, sich an diesem Programm zu beteiligen: „Sollte sich einer der geförderten Ärztinnen und Ärzte bereiterklären, nach dem Studium über eine festgelegt Anzahl von Jahren an den Rottal-Inn Kliniken tätig zu sein, dann würde es der Bezirk begrüßen, wenn die Rottal-Inn Kliniken die geleisteten Fördermittel übernehmen würden“, erläuterte der Bezirksrat.

Bernd Hirtreiter und Gerhard Schlegel zeigten sich diesem Angebot gegenüber sehr offen: „Wir brauchen auch in Zukunft fähigen ärztlichen Nachwuchs, am liebsten ist es uns natürlich, wenn diese Fachkräfte über Jahre an unseren Häusern bleiben“, erklärten sie übereinstimmend. Hier gäbe es also ein „grundsätzliches OK“, allerdings müsse man von Fall zu Fall entscheiden, ob Interessenten für den breiten Aufgabenbereich eines Klinikums der Grundversorgung geeignet sind und sich diesen Aufgaben auch stellen wollen.

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