„Zum Wohle des Patienten“
Geriatrie der Kliniken Am Goldenen Steig führt Medikamentenvisite ein

04.06.2018 | Stand 29.07.2023, 7:38 Uhr
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Das Kompetenzzentrum Geriatrie der Kliniken Am Goldenen Steig in Freyung führt eine pharmakologische Visite ein.

FREYUNG Die Geriatrie am Krankenhaus in Freyung arbeitet sehr aktiv an der zukünftigen Ausgestaltung und dies, obwohl die Auslastung derzeit bei erfreulichen 120 Prozent liegt. Der Aufbau der Geriatrischen Abteilung in Freyung mit vielen Neuerungen stellt für das komplette Behandlungsteam eine Bereicherung und gleichzeitig ansprechende Herausforderung dar.

Nun folgt eine weitere Neuerung am Kompetenzzentrum Geriatrie und unterstreicht damit die Fortschrittlichkeit: Die Medikamentenvisite oder auch pharmakologische Visite genannt.

Möglich wird dies durch ein neues Teammitglied in der Zentralapotheke der Kliniken Am Goldenen Steig, die approbierte Apothekerin Dorit Engelke. Sehr zur Freude des Leiters der Freyunger Krankenhausapotheke Dr. Otto Wiederer: „Mit unserer neuen Apothekerin Dorit Engelke konnten wir eine sehr kompetente Mitarbeiterin mit interessanten Zusatzqualifikationen begrüßen.“ so Dr. Wiederer.

Dorit Engelke studierte Pharmazie an der LMU in München und kann eine umfangreiche Erfahrung im Klinikbereich vorweisen. Sie war zuletzt über 10 Jahre am Klinikum Großhadern tätig. Sie ist Fachapothekerin für Klinische Pharmazie und besitzt die Zusatzqualifikation „Pharmakologie in der Geriatrie“. Die Apothekerin hat auch bereits einige Jahre in England gearbeitet. Dort sind pharmakologische Visiten mit den Krankenhausärzten an der Tagesordnung.

Die Klinische Pharmakologie kann einen sehr wertvollen Beitrag bei einer optimierten Pharmakotherapie gerade älterer, multimorbider Patienten leisten. Im englischsprachigen Raum ist der Klinische Pharmakologe in die Therapie mit eingebunden. Denn gerade komplexere Therapien mit mehreren Medikamenten führen zu Interaktionen von Arzneimitteln. Es ist absolut begrüßenswert und qualitätssteigernd, dass im Rahmen einer Visite oder bei speziellen Einzelfällen der Pharmakologe dem behandelnden Arzt beratend zur Seite steht – zum Wohle des Patienten.

In einem gemeinsamen Gespräch der beiden Pharmazeuten Dr. Otto Wiederer und Dorit Engelke mit Dr. Roland Friedlmeier, dem Chefarzt der Geriatrie am Krankenhaus Freyung entstand daher die Idee, diese sinnvolle Option auch am Kompetenzzentrum Geriatrie umzusetzen.

Chefarzt Dr. Friedlmeier: „Mit der pharmakologischen Visite werden wir die Versorgungsqualität am Kompetenzzentrum Geriatrie um ein weiteres Instrument bereichern. England hebt sich insbesondere im Bereich Geriatrie in vielen Aspekten von Deutschland ab. Für unsere Patienten möchten wir aus beiden Bereichen das Beste bei uns zusammenführen.“

Dorit Engelke: „Von einem interdisziplinären, konstruktiven Austausch profitieren alle Beteiligten, in erster Linie natürlich die Patienten.“

Dass die Neuerungen offensichtlich ganz gut ankommen, zeigt eine seit eineinhalb Jahren stetig steigende Auslastung der Geriatrie, aktuell liegt die Belegung bei 120 Prozent und dies bei einer Wartezeit von mehreren Wochen.

In England wurde bereits in den sechziger Jahren ein universitärer Lehrstuhl für Geriatrie eingerichtet. Zudem ist die Geriatrie in England als Spezialisierung in der Inneren Medizin der zweit beliebteste Schwerpunkt nach der Kardiologie. In Deutschland wird das Fach eher als nachrangig klassifiziert.

Doch wie sehen das diejenigen Personen, die im Bereich Geriatrie tätig sind? Wie unterscheidet sich die Geriatrie von anderen Disziplinen? Aus diesem Grund bat man das Behandlungsteam des Kompetenzzentrums Geriatrie um eine Stellungnahme.

Chefarzt Dr. Roland Friedlmeier:

„Wir haben das Privileg unsere Patienten ganzheitlich und individuell behandeln zu können. Wir dürfen weggehen von der reinen Reparaturmedizin und hin zum gesamten Menschen. Selbstständigkeit und insbesondere Selbstbestimmtheit der uns anvertrauten Personen möchten wir fördern.

Unsere Aufgabe ist eine ausgewogene Balance zwischen dem Gewünschten, dem Machbaren und dem Notwendigen zu finden.“

Dr. Gabriele Zwick-Gebert, Fachärztin:

„Ursprünglich hat mich mein Spezialgebiet, die Diabetologie, zur Geriatrie geführt. Ich lernte dann aber sehr schnell, den ganzheitlichen Ansatz der Geriatrie zu schätzen.

Der Patient wird nicht nur organzentriert behandelt, sondern als Einheit von Seele, Geist und Körper betrachtet; darüber hinaus werden soziale Aspekte berücksichtigt.

Unser Behandlungsteam ist, neben gut ausgebildeten Pflegekräften und Ärzten, mit Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Psychologie, Sozialdienst und Freizeittherapie auch sehr breit aufgestellt.“

Franziska Blumauer, Stationsleitung Pflege:

„Als ausgebildete Altenpflegerin ist die Geriatrie für mich ausgesprochen bereichernd: Es ist ein medizinisch anspruchsvoller, breiter Tätigkeitsbereich mit einer besonderen Nähe zum Patienten, verbunden mit einer ausgeprägten Dankbarkeit, regelmäßigen Erfolgserlebnissen und auch vielen heiteren Momenten. Die Patienten kommen zunächst stark bewegungseingeschränkt und schwach zu uns und gehen bei Entlassung häufig selbstständig die Treppe. Dies zu sehen ist eine Freude!“

David Islinger, Physiotherapie:

„Im interdisziplinären, berufsfeldübergreifenden Team erfolgt ein intensiver Austausch zwischen den einzelnen Berufsgruppen, um auf die Bedürfnisse des Patienten möglichst ideal eingehen zu können. Die Therapiegestaltung erfolgt maßgeschneidert. Während der Übungen ist durchaus auch Zeit für ein offenes Gespräch mit den Patienten über deren Sorgen und Ängste. Unsere Patienten sind hierfür ungemein dankbar.“

Stefanie Jirka, Physiotherapie:

„Die gemeinsamen Besprechungen aller beteiligten Therapeuten, Pflegemitarbeiter und Ärzte geben in Summe ein sehr differenziertes, ganzheitliches Bild des Patienten. Dieser Teamansatz auf der Geriatrie macht eine sehr individuelle Behandlung des einzelnen Patienten möglich und ermöglicht kurze Wege.“

Franziska Weber, Pflege:

„Für uns ist auch wichtig, woher der Patient kommt und was er vor seiner Krankheit konnte. Der Patient ist nicht eine Nummer, sondern ein Mensch mit Zielen, Bedürfnissen und Wünschen. Während des Aufenthaltes entsteht durch die tägliche Grundpflege, die Gespräche und die gemeinsamen Tätigkeiten eine besondere Nähe und Verbundenheit zueinander, deutlich intensiver als auf anderen Stationen. Die Dankbarkeit unserer Patienten ist oftmals sehr berührend.“

Passau