Corona-Krise
Wie man in vier Tagen Hersteller von Schutzmasken wird

25.03.2020 | Stand 13.09.2023, 0:07 Uhr
Alexander Schmid
−Foto: n/a

Bis vor Kurzem war die Firma Zettl einem breiteren Publikum nicht bekannt. Jetzt sorgte der Autozulieferer für überregionale Schlagzeilen, als Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger bekannt gab, dass der ab sofort medizinische Schutzmasken herstellt. Wie geht das in so kurzer Zeit?

Landshut. Klar war für die Firma Zettl, dass aufgrund der wirtschaftlichen Gesamtlage etwas passieren musste. Wie so vielen Autozulieferern drohte Stillstand, Kurzarbeit. „Als Familienunternehmen haben wir regelmäßige Meetings, in denen alle Familienmitglieder die verschiedensten Themen besprechen. Wir suchten gemeinsam nach einer Lösung. Nach der Ideensammlung kamen wir zu dem Entschluss, eventuell bei der Produktion von Mundschutzmasken helfen zu können“, sagt Matthias Zettl, Mitglied der Geschäftsführung. Nach Beschluss der Produktionsumstellung ist man dann auf die bayerische Regierung mit dem Vorschlag zugegangen.

Neben der Entwicklung verschiedener Bauteile, Schnittmuster und Prototypen, werden am Standort Weng bei Landshut eigentlich Lederbauteile für das Interieur verschiedenster Premium-Automobilhersteller produziert. Ein Umstand, der in der Krise half. „Auf Grund unserer flexiblen Unternehmensstruktur war es uns möglich, die Produktion innerhalb von vier Tagen umzustellen. Wir arbeiteten Tag und Nacht.“

Flexibilität ist auch in „normalen Zeiten“ eine der Stärken des Unternehmens: Im Tagesgeschäft muss sich das Unternehmen immer neu auf seine Kunden einstellen und teilweise binnen weniger Tage oder Stunden Bauteile fertigen. „Unsere jahrelange Erfahrung in der Entwicklung von Lederbauteilen half uns sehr bei dem Erstellen er ersten Schnittmuster für den Mundschutz. Die Herausforderung lag darin, eine Maske zu entwickeln, die für jede Kontur der Gesichtsform anzuwenden ist.“

Außerdem hatte die Firma einen starken Partner an der Seite, der half, das richtige Material für zertifizierte Masken zu bekommen. „Das Material stammt von einem Vlies-Hersteller aus Oberfranken. Bei der Beschaffung hat uns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger sehr geholfen“, so Zettl.

Innerhalb kürzester Zeit konnte so die Produktion von Masken anrollen, die medizinischen Qualitätsstandards entspricht. Alle der rund 300 Mitarbeiter in der Produktion würden jetzt unter Hochdruck „hochmotiviert“ rund um die Uhr arbeiten. Aktuell werden mehrere tausend Masken je Arbeitstag produziert. „Durch geplante Automatisierungen bzw. Teil-Automatisierungen diverser Arbeitsschritte gehen wir davon aus, dass die Produktion auf mehrere zehntausend Stück pro Tag erhöht werden kann“, sagt Zettl und ist stolz auf sein Team. „Wir als Familienunternehmen sind sehr froh, solche Mitarbeiter bei uns beschäftigt zu haben.“

Wegen der Produktion der Masken muss das Unternehmen nahezu keine Kurzarbeit einführen. Ob die Zettl-Group auch nach der Pandemie Masken weiterproduzieren wird, ist derzeit noch unklar. Matthias Zettl: „Zu dem jetzigen Zeitpunkt machen wir uns über die Zeit nach der Pandemie noch keine Gedanken. Unser Ziel ist es jetzt, so schnell wie möglich zu helfen.“

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