Chefarzt platzt der Kragen
„Maximale Intoleranz gegen ignorante Arroganz!“

20.03.2020 | Stand 13.09.2023, 0:35 Uhr
Alexander Schmid
−Foto: n/a

Auf einer Pressekonferenz des Betreibers der Landkreiskrankenhäuser im Landkreis Landshut, LAKUMED, ist Chefarzt Prof. Dr. Johannes Schmidt

Landshut. „Dieser arroganten Form der Ignoranz muss man mit maximaler Intoleranz begegnen.“, sagte Schmidt. Er sehe in der Stadt noch immer zu viele Menschen, die sich treffen würden. Auch würden die strengen Besuchsregeln in den Krankenhäusern schlicht missachtet. „Wir brauchen eine Ausgangssperre. Sofort!“, so Schmidt auf der Pressekonferenz zur aktuellen Lage.

Und die ist momentan nicht gerade rosig in Stadt und Landkreis Landshut, wie der Leiter des Gesundheitsamtes, Dr. Heribert Stich, und Landrat Peter Dreier berichteten. „Momentan haben wir 97 positiv getestete Fälle und 447 Kontaktpersonen. Aber das ändert sich stündlich“, so Dreier. Es werde immer schwere, die Infektionsketten nachzuvollziehen. Die Tendenz der Fallzahlen gehe rapide nach oben. Barriere-Maßnahmen, so Stich, wären momentan das einzig Effektive im Kampf gegen das Virus. „Sie schützen die Risiko-Gruppen“, so der Mediziner. Speziellen medikamentöse Therapien stünden derzeit noch nicht zur Verfügung, auch wenn es erfolgversprechende Medikamente gebe.

Deutlich wurde auf der Pressekonferenz auch, dass beileibe nicht jeder Verdachtsfall getestet werden kann. Plädiert wurde deshalb dafür, dass nur noch von Risikopatienten und solche mit schweren Verläufen Abstriche genommen würden. „Sonst wird das System überlastet“, so Schmidt. Denn notwendig ist es für die Behandlung dieser Patienten, dass die Ergebnisse schnell vorliegen würden. Patienten mit Symptomen aber eher milden Krankheitsverläufen sollten zu Hause bleiben. Sie zu testen, habe höchstens einen Effekt für die Statistiker, würde in der aktuellen Lage nichts bringen.

Die Situation im Krankenhaus Achdorf ist derzeit noch entspannt. Auf einer Eskalationsstufe von 1 bis 4 liege man derzeit bei „1“, so Schmidt. Im Kreiskrankhaus Vilsbiburg sieht die Situation aber schon wieder anders aus. Dort habe man die Eskalationsstufe „2“ bereits erreicht. Dort gebe es zwei Beatmungsgeräte, ein Corona-Patientin werde momentan beatmet, das zweite Gerät wäre durch eine andere Patientin belegt.

LAKUMED-Geschäftsführer Jakob Fuchs verkündete auf der Pressekonferenz ein absolutes Besuchsverbot für das Kreiskrankenhaus. Eine Reaktion darauf, dass sich Besucher der Klinik nicht an die Vorschriften gehalten hatten. „Es ist traurig, wie unvernünftig die Leute sind“, so Fuchs. Ein Sicherheitsdienst wird jetzt alle Eingänge überwachen. Jeder, der sich nicht an die Regeln halte, werde sofort angezeigt, so Schmidt.

Landrat Peter Dreier nutzte die Gelegenheit, sich bei allen Ärzten, Medizinern, Pflegekräften und den Teams in den Hausarztpraxen für die hervorragende Arbeit zu bedanken. Um sie nicht zu überlasten „sind unsere Appelle so wichtig!“

Zum Abschluss der Pressekonferenz gab es noch einen Appell der Hygiene-Beauftragten der Kreiskrankenhäuser, Dr. Sieglinde Eder: Jeder, der eine medizinische Vorbildung habe und helfen wolle, solle sich mit den Krankenhäusern in Verbindung setzen. Das gelte für Ärzte und Pflegekräfte. Der Aufruf macht deutlich: Jetzt wird es ernst!

Landshut