„Der geniale Assistent“
Klinikum Ingolstadt nimmt einen OP-Roboter der neuesten Generation in Betrieb

10.04.2019 | Stand 04.08.2023, 17:26 Uhr
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Mit „da Vinci“ verbinden die meisten vermutlich Universalgenie Leonardo da Vinci und sein weltberühmtes Portrait der Mona Lisa. Für Prof. Dr. Andreas Manseck, Direktor der Klinik für Urologie und Leiter des ProstatakarzinomZentrums, ist „da Vinci“ noch mehr: ein hochmodernes roboter-assistiertes Operationssystem. Im März ging im Klinikum Ingolstadt die neueste Generation des „da Vinci“ in Betrieb. Damit operieren Prof. Manseck und sein Team mit dem weltweit modernsten minimalinvasiven Operationssystem im Bereich der Urologie.

INGOLSTADT Der erste Eindruck erinnert an Science Fiction: Kein Chirurg steht neben dem Patienten am Tisch, sondern ein OP-Roboter. Seine Arme bewegen sich scheinbar selbstständig. Doch der Eindruck täuscht: Nicht nur die vorbereitenden Schritte und Schnitte sind von Menschenhand gesetzt. Auch die Arme des Roboters – insgesamt vier an der Zahl – bewegen sich nur, wenn Prof. Manseck oder eines seiner Teammitglieder es möchte. „Denn der Roboter ist ein Assistent, der von uns gesteuert wird. Wir sitzen einige Meter entfernt vom Patienten an einer Konsole“, erklärt Prof. Manseck. „Der ,da Vinci‘ führt ausschließlich Bewegungen aus, die wir ihm vorgeben. Ohne den Chirurgen geht also am da Vinci nichts“, so der Urologe.

Ähnlich wie bei der herkömmlichen Schlüssellochchirurgie werden bei der „da Vinci“-Methode drei bis sechs sehr kleine Schnitte in die Bauchdecke des Patienten gesetzt. Diese sind nicht länger als fünf bis elf Millimeter und bereiten einer 3D-Kamera bzw. feinen Operationsinstrumenten, die an den Roboterarmen angebracht sind, den Weg. Die Kamera liefert während der Operation zehnfachvergrößerte und hochaufgelöste Bilder aus dem Körperinneren. Für den eigentlichen Eingriff tritt der Operateur vom Patienten weg und setzt sich an eine Konsole. Mithilfe von zwei freibeweglichen Griffen und sieben Fußpedalen werden von dort aus die Bewegungen des OP-Roboters und damit die OP-Instrumente gesteuert.

Höhere Präzision – mehr Sicherheit

Die Urologie des Klinikums Ingolstadt setzt bereits seit 2007 auf das Assistenzsystem. Seit März operiert das Team um Prof. Manseck mit der jüngsten Version, dem „da Vinci Xi“. „Die neue Generation ist noch präziser und sicherer für unsere Patienten“, erklärt Prof. Manseck. Bewegungen des Operateurs werden zitterfrei auf den Roboter übertragen, die Instrumente an den Roboterarmen sind noch beweglicher, da den Rotationsmöglichkeiten der menschlichen Hand nachempfunden. „Damit kommen wir auch an Stellen, die eng an benachbartes Gewebe angrenzen oder können auch kleinste Tumorteile erkennen und entfernen. Das sind häufig sehr schwierige und komplexe Eingriffe. Hier können wir in Zukunft noch präziser arbeiten bzw. können wir damit auch operieren, wo es früher noch nicht möglich waren“, berichtet Prof. Manseck, der jahrelange Erfahrung auf diesem Gebiet hat.

Das bringt vor allem Vorteile für die Patienten: „Dadurch dass wir so genau arbeiten können, erhöht sich zum Beispiel bei einer radikalen Prostatektomie – also bei einer kompletten Entfernung der Prostata – die Chance, Kontinenz und Potenz zu erhalten.“ Die neuartige integrierte OP-Tischsteuerung ermöglicht verschiedene Blickwinkel ins Körperinnere, ohne die Verbindung mit dem da Vinci unterbrechen zu müssen. Zuvor mussten die Patienten umgelagert werden, der Operateur hatte in dieser Zeit keinen Blick mehr auf das Operationsgebiet, zudem hat sich die Zeit im OP-Saal für die Patienten verlängert. „Jetzt profitieren unsere Patienten von mehr Sicherheit und kürzeren OP-Zeiten“, erklärt Prof. Manseck. Im Klinikum Ingolstadt wird das da Vinci-Operationssystem derzeit von der Klinik für Urologie für komplexe Nieren-, Nebennieren-, Harnblasen- und Prostataoperationen eingesetzt.

Besseres Arbeiten für den Chirurgen

Doch auch für die Operateure bringt das neue System viele Vorteile mit sich. Die Bilder, die die Mediziner über die Konsole sehen, sind wesentlich hochauflösender und deutlicher. Das ist weniger anstrengend für die Augen und das Sitzen an der Konsole entlastet den Rücken. „Doch noch viel wichtiger ist der da Vinci, um Fachkräfte für uns zu gewinnen und weiterzubilden“, erläutert der Direktor der Klinik für Urologie. Der Operationsassistent besitzt nämlich eine Simulationsfunktion, an der Ärztinnen und Ärzte die Eingriffe mit dem da Vinci vorab trainieren können. „Der ,da Vinci‘ ermöglicht uns damit nicht nur chirurgische Eingriffe auf höchstem Niveau, sondern unterstützt uns auch bei der Fort- und Weiterbildung“, lobt Prof. Dr. Manseck seinen neuen Operationsassistenten.

Kelheim