Kunst am Donaumarkt
Der „Goldene Waller“ ist am Donauufer gestrandet – und wird nach wenigen Stunden schon verunstaltet

23.10.2019 | Stand 31.07.2023, 4:16 Uhr
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Am 4. Juni eröffnete Ministerpräsident Dr. Markus Söder feierlich das neue Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg. Nun ist auch die Gestaltung des Umfeldes fertiggestellt. Am Freitag, 18. Oktober, trafen sich die Verantwortlichen am Donauufer. Als Höhepunkt übergaben Bürgermeisterin Maltz-Schwarzfischer und Regierungspräsident Axel Bartelt zusammen mit Cisca Bogman und Oliver Störmer (Künstlerteam stoebo) das Kunstwerk „Goldener Waller“ der Öffentlichkeit.

REGENSBURG Nach sieben Jahren Baustelle ist der Donaumarkt in Regensburg nun endlich fertig. Seit 2012 wurden auf 6.000 Quadratmetern archäologische Grabungen durchgeführt – die bisher größten Grabungen in der historischen Altstadt Regensburg, bevor die Umbaumaßnahmen des Donaumarkts beginnen konnten. Seitdem hat sich viel getan, das Haus der Bayerischen Geschichte wurde gebaut und zieht seit diesem Jahr zahlreiche Besucher an, ein modernes Wohnviertel ist entstanden und umliegende Gassen (Trunzer-, Klostermeyer- sowie Gichtlgasse) wurden ebenso wie der Österreicher Stadel saniert. Am Freitag, 18. Oktober, wurde mit einem Festakt der Abschluss der Baumaßnahmen gefeiert.

Am 4. Juni eröffnete Ministerpräsident Dr. Markus Söder feierlich das neue Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg. Nun ist auch die Gestaltung des Umfeldes fertiggestellt. Am Freitag trafen sich die Verantwortlichen am Donauufer. Als Höhepunkt übergaben Bürgermeisterin Maltz-Schwarzfischer und Regierungspräsident Axel Bartelt zusammen mit Cisca Bogman und Oliver Störmer (Künstlerteam stoebo) das Kunstwerk „Goldener Waller“ der Öffentlichkeit. Die abstrakte Skulptur, die im Jahr 2014 den ersten Preis eines Kunstwettbewerbs gewonnen hat und einen Wels (auf Bairisch: Waller) darstellt, schwebt auf einem Sockel über der Treppe und ist schon jetzt ein beliebtes Fotoobjekt für Selfies – steht aber gleichzeitig heftig in der Diskussion, vor allem in den sozialen Medien. Der circa 800 Kilo schwere und acht Meter lange Waller hat die Stadt Regensburg knappe 200.000 Euro gekostet. Viele Regensburgerinnen und Regensburger finden das Kunstwerk überflüssig und hätten ihre Steuergelder lieber an anderer Stelle und in anderer Form gesehen. Apropos Form – auch darüber wird viel geredet, kritisiert wird die abstrakte Umsetzung des Fischs, den man als solchen nicht unbedingt sofort erkennt.

„Metapher für Wandel“

Regierungspräsident Bartelt, der selbst gerne angelt und den Waller gut kennt, zeigt sich dagegen sehr angetan und ist der Meinung, dass das Gold der Skulptur das Grau des Museumsgebäudes perfekt ergänze und der „Goldene Waller“ die Umbaumaßnahmen am Donaumarkt somit komplettiere. Nur die charakteristischen Barteln des Süßwasserfisches fehlen ihm. Das Künstlerduo erklärt dazu, dass „die Form des Wallers auf seine Bewegung reduziert ist, die gleichzeitig eine Metapher für Wandel und Anpassung ist“.

Auch die Bürgermeisterin freut sich über den Wandel des Donaumarkts und sieht darin ein „Zeugnis dafür, dass sich Regensburg ständig weiterentwickelt“. Sie lädt alle Regensburgerinnen und Regensburger dazu ein, auf den Treppenstufen unter dem Waller oder auf einer der zahlreichen, neu aufgestellten Bänke Platz zu nehmen und den Blick auf die Donau bei Sonnenuntergang zu genießen. Auch Kinder sollen nicht zu kurz kommen – für sie wurde ein Spielplatz beim Österreicher Stadel errichtet. Maltz-Schwarzfischer dankt in ihrer Rede den Anwohnern für ihre Geduld während der Baumaßnahmen am Donaumarkt und versichert, dass auch die letzten Baucontainer schnellstmöglich verschwinden werden.

Für die Anwohner ebenso ein wichtiges Thema ist der Hochwasserschutz für den Donaumarkt. „Dieser besteht aus einer Hochwasser-Schutzmauer mit aufgesetzten mobilen Hochwasser-Schutzelementen und mehreren Brunnen, die das Grund- und Drängewasser im Untergrund auf ein unschädliches Niveau absenken“, informiert die Stadt. Durch mehrere Stützwände wurde der Donaumarkt zusätzlich auf ein Niveau über dem hundertjährlichen Hochwasser angehoben.

Aktuell aber bereitet der Stadt Regensburg nicht unbedingt ein mögliches Hochwasser die größten Sorgen, sondern die Frustration mancher Bürgerinnen und Bürger, die nicht nur in den sozialen Medien wie Facebook, Twitter und Instagram über das Kunstwerk schimpfen, das diesen Titel nicht verdient habe, sondern ihre Wut bereits wenige Stunden nach der Einweihung am Waller selbst ablassen: Die ersten Verunstaltungen wurden bereits in die Skulptur eingeritzt und müssen nun von der Stadt kostenaufwendig entfernt werden. Ob es bei diesem einem Male bleibt, ist die andere Frage. Fest steht: Der Waller ist auf jeden Fall jetzt schon über die Stadt hinaus bekannt. Um es mit den Worten der Stadt zu sagen: Der Waller „wird in Zukunft nicht nur den Donaumarkt prägen, sondern vielleicht auch zu einem kleinen Wahrzeichen für Regensburg werden“.

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