Ex-Geschäftsführer vor Gericht
„Bayern-Ei“-Prozess vor dem Landgericht Regensburg – Angeklagter schweigt zu Verhandlungsbeginn

30.09.2019 | Stand 13.09.2023, 2:02 Uhr
−Foto: Foto: Ursula Hildebrand

Alleine das Verlesen der Anklageschrift dauerte fast zweieinhalb Stunden - schier endlose Listen zu Krankheitsfällen und Eierverkäufen wurden durch die Staatsanwaltschaft im Rahmen der Anklageschrift vorgetragen. Auf der Anklagebank: der ehemalige Geschäftsführer der „Bayern-Ei“ GmbH & Co. KG aus Niederharthausen im Landkreis Straubing-Bogen. Er muss sich wegen gewerbsmäßigen Betruges und Körperverletzung mit Todesfolge verantworten.

REGENSBURG Am Montag, 30. September, begann der Prozess vor dem Landgericht Regensburg. Dem Angeklagten wird vorgeworfen, im Jahr 2014 wissentlich mit Salmonellen verseuchte Eier weiterverkauft zu haben. Die Infektionen seien dabei sowohl durch eigene als auch durch externe Untersuchungen belegt worden.

Zahlreiche Proben wurden genommen, Eier, Stallstaub und Kot der Tiere wurden untersucht, es gab positive wie negative Ergebnisse aus den Betriebsstätten des Unternehmens. Die Staatsanwaltschaft wirft dem ehemaligen Geschäftsführer nun vor, von den positiven Ergebnissen der Proben gewusst zu haben und die kontaminierten Eier trotzdem in den Verkehr gebracht zu haben. An fast 30 Abnehmer im In- und Ausland soll das Unternehmen Eier verkauft haben - unter anderem auch nach Österreich. Hier soll es dann zur tragischsten Folge der mit Salmonellen belasteten Eier gekommen sein: Ein damals 91-Jähriger starb im September 2014 nach dem Verzehr seiner Mahlzeit, die er über einen Service, der „Essen auf Rädern“ anbot, bezogen hatte. Der Stamm der ursächlichen Salmonellen-Infektion konnte ermittelt werden - laut Anklageschrift hatte er sich eindeutig auf das Unternehmen im Landkreis Straubing-Bogen zurückverfolgen lassen, genauer gesagt auf den Standort Niederharthausen.

Das sieht Anwalt Dr. Ulrich Ziegert von der Kanzlei Bossi & Ziegert aus München anders. Er sagte in einem Eingangsstatement, der Erreger lasse sich eben nicht zurückverfolgen, von einer lückenlos belegten Lieferkette könne keine Rede sein. Zudem sei der für die Infektionen ursächliche Salmonellenstamm keineswegs selten, er sei vor allem in Österreich sehr oft vorgekommen – auch ohne, dass Eier von „Bayern-Ei“ im Spiel waren. Der Angeklagte selbst äußerte sich am Montag nicht zu den Vorwürfen.

30 Prozesstage sind angesetzt, verfolgte von der regionalen und überregionalen Presse. Vor dem Gericht hatten sich schon am Morgen Tierschützer versammelt, um gegen die angeblichen Zustände in den Ställen des Unternehmens zu demonstrieren. Sie fordern „Gefängnis für den Tierquäler“. Die Frage der Haltung der Tiere in den Ställen ist beim laufenden Prozess auch Gegenstand der Erörterungen, hier geht es aber vor allem um ein Menschenleben – und ums Geld!

Der Prozess wird am Dienstag und Mittwoch, 1. und 2. Oktober, fortgesetzt, der nächste Prozesstag ist dann Mittwoch, 9. Oktober.

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