Besonderer Fund
Vorsicht bei Pilzen – „was ich nicht kenne, nehme ich auch nicht mit!“

30.08.2019 | Stand 13.09.2023, 0:18 Uhr
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Sie wachsen wieder – die Pilze. Sie locken uns in die Wälder, denn gebraten mit einer Scheibe Butterbrot, als Zugabe in eine Bratensauce oder in der Schwammerlbrühe schmecken Pilze einfach lecker. Dabei sollte man aber nicht blind durch den Wald laufen und alles „ernten“, was nach Pilz aussieht. Etwas Sorgfalt sollte man walten lassen, denn der falsche Pilz im Kochtopf kann böse Folgen haben.

SINZING Für Fritz Gaßner aus Sinzing ist das kein Problem, zwei bis dreimal in der Woche ist er in der Schwammersaison unterwegs und sucht nach Pilzen. Steinpilze, Rotkappen, Maronen oder Birkenpilze wandern dabei in seinen Korb. Damit da nichts Falsches landet, hat er eine klare Devise: „Was ich nicht kenne, nehme ich auch nicht mit!“ Und damit ist Gaßner bis heute gut gefahren. In der Regel werden die gesammelten Pilze gleich gegessen oder getrocknet und eingefroren. Da bekommt auch die Schwiegermutter mal eine Portion ab. Kürzlich war Fritz Gaßner wieder unterwegs – im Kelheimer Forst suchte er nach den leckeren Gewächsen. Und plötzlich leuchtete er hervor – hinter einem Baum hatte Gaßner eine „Krause Glucke“, auch „Fette Henne“ genannt, entdeckt – zum ersten Mal übrigens, so einen Pilz hatte er zuvor noch nie gefunden. Und zur Premiere gab es dann ein besonders schönes Exemplar – 1.900 Gramm schwer und in Herzform. Gaßner wusste gleich, welchen Pilz er da vor sicht hat, das geht aber heutzutage nicht mehr jedem so, deshalb mahnen viel Organisationen zur Vorsicht. „Nur nehmen, was man genau kennt, das ist die wichtigste Regel beim Pilzesammeln. Ist man sich nicht absolut sicher zur Genießbarkeit des Pilzes, sollte er auf keinen Fall gegessen werden“, sagen zum Beispiel die Johanniter – und liegen da auf einer Wellenlänge mit Fritz Gaßner.

Wer sich unsicher ist, sollte sich dringend Rat einholen. „Viele Pilzratgeber geben einen guten Überblick über die heimischen Pilze und helfen bei der Erkennbarkeit. Auch kann der Rat der Pilzsachverständigen der Deutschen Gesellschaft für Mykologie befragt werden“, so die Johanniter. Sollte es doch zu einer Vergiftung kommen, ist schnelles Handeln gefragt. „Bereits geringste Mengen von Pilzgiften können schwere Vergiftungserscheinungen hervorrufen, bis hin zu tödlichem Ausgang.“ Dr. Andreas Spall, Standortarzt der Johanniter in Ostbayern, berichtet, dass Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Schweißausbrüche oder eine Gelbfärbung der Haut Symptome einer Pilzvergiftung sein können. Diese treten manchmal auch erst Stunden oder Tage nach dem Verzehr auf. „Bei Verdacht auf eine Vergiftung sollte man sofort den Rettungsdienst rufen sowie alle Pilzreste und gegebenenfalls Erbrochenes aufbewahren“, empfiehlt der Experte. Da es kein Hausmittel gegen eine Pilzvergiftung gibt, sollte man auf Eigenbehandlungen verzichten, auch sollte man das Erbrechen nicht aktiv herbeiführen. „Ruhe bewahren und unter der Notrufnummer 112 professionelle Hilfe rufen, das sind die besten Hilfsmittel. Wer nach einem Pilzessen bewusstlos wird, sollte sofort in die stabile Seitenlage gebracht werden“, empfiehlt Dr. Spall. Wichtig: Nicht nur giftige Pilze können gefährlich sein. „Zu Vergiftungserscheinungen kommt es laut der Deutschen Gesellschaft für Mykologie sogar am häufigsten dann, wenn Speisepilze zu lange aufgehoben, falsch gelagert oder nicht richtig zubereitet wurden. Denn auch genießbare Pilze sind im rohen Zustand meistens giftig. Ausnahmen bilden Zuchtchampignons und Steinpilze“, so die Johanniter. „Sicherheit geht in jedem Fall vor“, rät Dr. Spall.

Dass die „Krause Glucke“ essbar war, wusste Fritz Gaßner von einem Arbeitskollegen – und so wurde sie in Stücke gezupft und mit Zwiebeln und Ei angebraten. Geschmeckt hat es, berichtet Gaßner dem Wochenblatt. Und wahrscheinlich überlegt er schon, wo er als nächstes auf Schwammerljagd gehen könnte ...

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