Kommentar
Die Essenspolizei regiert in den Kindergärten

07.08.2019 | Stand 13.09.2023, 0:17 Uhr
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Aktuell erzürnen sich weite Teile der Nation (mal wieder) an der Frage, ob man es zulassen kann, dass in deutschen Kindergärten kein Schweinefleisch mehr serviert wird, weil es Kinder gibt, die das nicht essen dürfen. Aktueller Fall: Zwei KiTas in Leipzig strichen Schweinefleisch vom Speiseplan – Gummibärchen sollte es auch nicht mehr geben.

REGENSBURG Und das, weil man Rücksicht auf zwei muslimische Mädchen nehmen wolle. Kann man machen, denke ich mir, für sinnvoll halte ich es aber nicht. Weil ein anderes Kind keine Milch verträgt, wird dann selbige auch gestrichen, weil weitere Kinder kein Gluten essen dürfen, fällt die Weizensemmel aus dem Speiseplan ... und so weiter. Die Liste könnte man wohl endlos fortsetzen. Dabei wäre es doch so einfach: An dem Tag, an dem es Schweinefleisch gibt, essen die beiden muslimischen Mädchen eben nur Gemüse, wenn es Milchreis gibt, müssen die Laktose-Intoleranten eben drauf verzichten. Und wenn es Weizentoast gibt, dürfen eben die Gluten-Unverträglichen nicht zugreifen. Problem gelöst!

Mir hat sich allerdings in der Diskussion noch ein ganz anderes Problem aufgetan. Am Rande habe ich es ja schon mitbekommen, dass wohl manche Dinge in der Pausenbrotbox in der KiTa nicht so gerne gesehen werden. Da wurde wohl schon mal der Joghurt mit zu viel Zucker angesprochen – oder die Salami, die zu viel Fett enthält. Auch Kuchen zum Geburtstag ist wohl nicht mehr so gerne gesehen, Mütter (und manchmal auch Väter) zerbrechen sich jetzt die Köpfe, was wohl der selbsternannten Essenspolizei in der KiTa nicht negativ auffällt.

Dabei sollte eines klar sein: Wie Eltern ihre Kinder ernähren, das geht gerade mal den Kinderarzt noch etwas an, der kann nämlich wirklich Tipps geben, wie man ein Kind gesund ernährt. Andere Eltern oder das KiTa-Personal haben da ja wohl mal gar nichts zu melden. Letztlich entscheiden Eltern ganz alleine, ob ihr Sprößling jeden Tag Reißwaffeln oder Schokoladen-Toast essen darf. Und ja, ein Kuchen zum Geburtstag hat auch noch keinem Kind geschadet. Und es wird ja keiner wirklich glauben, dass Eltern ihre Kinder den ganzen Tag mit Schoko-Toast und Kuchen ernähren. Gut, es mag seltene Ausnahmen geben, aber die kann man mit Vorschriften in der KiTa sicher auch nicht ändern.

Es ist wie bei uns Erwachsenen – da ist das Problem nicht das viele Essen zwischen Weihnachten und Silvester, sondern das zwischen Silvester und Weihnachten. Und bei Kindern ist das Problem nicht die Pausenverpflegung in der KiTa, sondern das Essen zu Hause, das leider bei vielen nicht so gesund ist, wie es sein könnte. Also, lasst den Kindern ihr Essen und schickt die Essenspolizei nach Hause!

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