Paarungszeit
Im Berliner Zoo hofft man auf Nachwuchs bei den Großen Pandas

06.04.2019 | Stand 04.08.2023, 15:33 Uhr
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Mit berühmtem schwarz-weißen Fell, einem runden Gesicht und puscheligen Ohren, in einer bärenverrückten Stadt – seit ihrer Ankunft im (Panda-)Sommer 2017 gehören die beiden Großen Pandas „Meng Meng“ (5) und „Jiao Qing“ (8) zweifellos zu den Besucher-Lieblingen im Zoo Berlin. Nun könnte bald erster Nachwuchs das Berliner Panda-Wunder perfekt machen.

BERLIN Trotz niedlichem und „verkuscheltem“ Aussehen sind Große Pandas die meiste Zeit des Jahres alles andere als sozial. Sie leben als strenge Einzelgänger. Aus diesem Grund bewohnen die beiden Berliner Bambusbären auch zwei separate Anlagen im Panda Garden des Zoo Berlin. Einzig zur Paarungszeit im Frühjahr treffen Panda-Weibchen und -Männchen aufeinander – dann allerdings auch nur für höchstens 72 Stunden, denn länger ist die paarungsbereite Phase der Weibchen nicht. „Seit einigen Tagen zeigen unsere beiden Pandas deutliches Interesse aneinander, wobei sie sich sonst doch gegenseitig eher egal sind“, verkündet Tierarzt und Zoo- und Tierpark-Direktor Dr. Andreas Knieriem. „Mit fast quietschenden Lauten buhlt „Meng Meng“ derzeit erfolgreich um „Jiao Qings“ Aufmerksamkeit und auch ihre Hormonwerte bestätigen ihre paarungsbereiten drei Tage. Am 5. April um 8 Uhr ließen wir die beiden daher zum ersten Mal zusammen.“

Im Hinblick auf die erste Panda-Paarung haben im Panda Garden bereits vor einigen Wochen umfangreiche Vorbereitungsmaßnahmen begonnen. So flog Revierleiter Norbert Zahmel zweimal nach China, um von den dortigen Experten wertvolles Wissen rund um das Paarungsverhalten der Großen Pandas zu erlangen. Begleitet wurde er dabei jeweils einmal von dem Leitenden Tierarzt Dr. Andreas Ochs sowie von Panda-Tierpfleger Corvin Schmohl. „Vor allem die bestimmten Laute der sonst eher lautlosen Panda-Weibchen sowie ihr sich verändernder Hormonspiegel sind klare Signale für eine Paarungsbereitschaft“, erklärt Zahmel. In den vergangenen Tagen hat der Zoo Berlin in enger Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) mehrmals täglich über Urinproben „Meng Mengs“ Hormonwerte gemessen und ausgewertet. Dabei spielten vor allem die Progesteron- und Östrogenwerte eine bedeutende Rolle, die sich derzeit deutlich verändern. Die beiden Pandas durften zudem einzeln die Anlage ihres Artgenossen erkunden und sich so mit den jeweiligen Gerüchen vertraut machen. Durch Scheiben und Schieber konnten sie sich dabei erstmals sehr viel näher kommen. Zur Unterstützung sind außerdem vor gut einer Woche zwei chinesische Fortpflanzungs-Experten nach Berlin gereist um unser Team zu unterstützen.

Am Morgen des 5. April wurden dann die Schieber zwischen den getrennten Anlagen zum ersten Mal geöffnet, um die beiden Tiere zur Paarung zusammenzulassen. Nachdem vor allem „Meng Meng“ im vergangenen Jahr noch zu jung war, war es das bisher erste direkte Aufeinandertreffen. Um dabei für möglichst viel Ruhe zu sorgen, fand diese erste Kontaktaufnahme hinter den Kulissen statt. Zwar zeigten sich die beiden Pandas äußerst harmonisch, doch kam es bisher trotz mehrerer Versuche noch nicht zu einer Paarung. Auch die deutlichen Signale und Animierungsversuche der dominanten „Meng Meng“ und das Ablegen der anfänglichen Schüchternheit von „Jiao Qing“ konnten daran bislang nichts ändern.

Auch wenn in den meisten Fällen die natürliche Paarung am erfolgreichsten ist, konnten bei der weltweiten Panda-Fortpflanzung auch bereits sehr gute Erfahrungen mit künstlicher Besamung gesammelt werden. Vorsorglich wurde die im Panda Garden integrierte Tier-Klinik dafür bereits vorbereitet und mit entsprechender Technik ausgestattet. Dennoch laufen die Versuche der natürlichen Paarung zunächst weiter. Es ist nicht unüblich, dass unerfahrene Pandas anfangs etwas mehr Zeit benötigen. Dabei gilt es für Panda-Halter außerhalb Chinas als großer Vertrauensbeweis seitens der chinesischen Experten, eine natürliche Paarung versuchen zu dürfen. In Chengdus Aufzucht- und Forschungseinrichtung für Große Pandas – aus der auch die beiden Berliner Tiere ursprünglich kommen – wurden bisher bei 60 künstlichen nur drei natürliche Besamungen „durchgeführt“.

Eine Geburt im Berliner Panda Garden könnte in drei bis sechs Monaten anstehen. „Wie bei Eisbären setzt auch bei Großen Pandas zunächst eine unterschiedlich lang dauernde Keimruhe ein, in der sich die befruchtete Eizelle nicht weiterentwickelt“, erklärt Zoologischer Leiter Dr. Ragnar Kühne. „Die anschließende eigentliche Entwicklungszeit beträgt dann noch 45 bis 60 Tage.“ Im Durchschnitt bringen Große Pandas nach einer Tragzeit von insgesamt 155 Tagen ein bis zwei Jungtiere zur Welt. Entsprechend darf der Zoo Berlin voraussichtlich schon im Juli/August auf Nachwuchs hoffen. Ob die Paarung erfolgreich war und „Meng Meng“ wirklich trächtig ist, kann jedoch frühestens vier Wochen vor Geburt festgestellt werden.

Aufgrund der Paarungszeit kann es dazu kommen, dass die beiden Großen Pandas „Meng Meng“ und „Jiao Qing“ in den nächsten Tagen nur unregelmäßig für die Zoo-Besucher zu sehen sind.

Regensburg