In Landshut von Auto überrollt
Den Schadenersatz für ihre tote Lea will Renata (52) an eine Hundeschule spenden

04.09.2020 | Stand 13.09.2023, 6:56 Uhr
−Foto: n/a

Hündin Lea sollte alten und einsamen Menschen ein Stück Lebensfreude schenken. Doch ihre Ausbildung zum Therapiebegleithund konnte Lea nicht abschließen. Ein schreckliches Ereignis in Landshut riss die Hündin aus dem Leben ...

Landshut. Der Eingang zu dem Mehrfamilienhaus in Landshut-Schönbrunn ist mit bunten Blumen und Engelsfiguren geschmückt. Ein Grablicht spendet Trost. Im Mittelpunkt ein Hundefoto, versehen mit einer schwarzen Banderole. Darunter steht, in goldener Schrift, um wen hier getrauert wird: „Therapiebegleithund Lea in Ausbildung“.

Das liebevolle Arrangement erinnert an eine Tragödie, die sich vor etwa drei Wochen ereignet hat. Lea, eine dreijährige English Springer Spaniel-Dame, erlitt an jenem Tag so schwere Verletzungen, dass sie eingeschläfert werden musste. Besitzerin Renata T. (52) hat die traumatischen Ereignisse bis heute nicht verwunden.

Lea, das war eine gutmütige und verspielte Hundedame. Anwohner liebten sie, vor allem die Kinder in der Nachbarschaft. Ja sogar mit dem Postboten war sie ein Herz und eine Seele. „Sie war der Hofhund“, erzählt Renata T., die mit ihrer Familie in dem Mehrparteienhaus im Stadtosten wohnt. Meistens schlummerte ihr Vierbeiner friedlich im Schatten vor dem Zugang zum Treppenhaus. Doch ihr Stammplatz sollte Lea zum Verhängnis werden.

Der 13. August ist ein brütend heißer Sommertag. Gegen Mittag geschieht das Unfassbare: Ein Bewohner des Hauses steigt in sein Auto, will vom Parkplatz im Hinterhof fahren. Renata T., hört in ihrer Wohnung das Anlassen des Motors, das Anfahren – und ganz plötzlich ein Jaulen und Winseln, das ihr durch Mark und Bein geht.

Vor dem Haus ein bestürzendes Bild: Lea ist vom Auto erfasst und überrollt worden. Anwohner eilen zur Unglücksstelle. Die Polizei wird alarmiert, mit Hilfe der Beamten legt Renata T. das wimmernde Tier in den Kofferraum ihres Autos. Sie will zum Tierarzt. Die Hündin ist verstört, vom Schmerz gepeinigt, voller Angst. In Panik schnappt sie sogar nach ihrem Frauchen.

Renata T. registriert die blutende Wunde an ihrer Hand kaum. Ihr einziger Gedanke gilt Lea. Sie rast zum Tierarzt. Nach einer Röntgenaufnahme die niederschmetternde Diagnose. „Die Wirbelsäule war gebrochen“, erzählt die 52-Jährige. Vermutlich hat das Tier überdies schwerste innere Verletzungen. Es ist der Moment des Abschieds. Auf Anraten der Veterinäre gibt Renata T. ihr Einverständnis, Lea einzuschläfern.

Lea war eigentlich zu Höherem bestimmt. Eine Ausbildung an der Hundeschule hatte sie bereits absolviert, bei den Johannitern wurde sie gerade zum Therapiebegleithund geschult. Der Hund sollte Frauchen Renata T., die selbst in der ambulanten Altenpflege arbeitet, künftig bei den Hausbesuchen zu den Senioren begleiten. „Viele alte Menschen sind so allein, so einsam“, weiß Renata T. Ihre Lea hätte Freude in den oft tristen Alltag gebracht. „Sie freuen sich so über das schöne, weiche Fell.“

Stattdessen wurde die Hündin viel zu früh aus dem Leben gerissen. Was Renata T. doppelt traurig macht, ist das Verhalten des Autofahrers in den folgenden Tagen und Wochen: „Es gab keine Entschuldigung, keine Anteilnahme, nichts. Ihn kümmert es nicht.“

„Nichts bringt Lea zurück“, weiß die 52-Jährige. Doch der Tod der Hündin soll nicht völlig sinnlos gewesen sein. Renata T. hat einen Rechtsanwalt eingeschaltet. Es soll geklärt werden, wie es zu dem schrecklichen Zwischenfall im August kommen konnte. Auch Schadenersatzansprüche werden geprüft. Sollte ihr Geld zugesprochen werden, will Renata T. die Summe in voller Höhe an das Hundezentrum Vilstal in Taufkirchen spenden.

Ihr verstorbener Liebling machte dort einst die ersten Schritte zum Therapiehund. Vielleicht kann mit dem Geld ein anderer Hund jenen Weg zu Ende gehen, der Lea nicht vergönnt war.

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