Der halbierte Mann
„Brandy“ hat unglaubliche 72 Kilo abgenommen

20.02.2018 | Stand 26.07.2023, 8:58 Uhr
−Foto: Foto: schmitzer

Vor eineinhalb Jahren wog Michael Brandmaier noch 145 Kilo. Jetzt ist er ein Fliegengewicht

ALTÖTTING/MÜHLDORF Der Moment, der für den Mühldorfer Michael „Brandy“ Brandmaier alles änderte, war, als er feststellte, dass er sich nicht mehr selbst die Schuhe binden konnte. Sein gewaltiger Bauch war ihm im Weg.

August 2016: Mit 45 Jahren wiegt „Brandy“ 145 Kilo bei 1,64 Meter Körpergröße. Durch das Übergewicht sind bei dem Justizbeamten, der früher Gerichtsvollzieher in Altötting war, schon die ersten Beschwerden eingetreten: Seine Knie machen Probleme. „Dabei war ich noch gut dran, denn ein Freund, der weniger wog als ich, hat einen Schlaganfall erlitten. Und ich wollte eigentlich meinen 50er noch erleben.“

Als Kind war Michael Brandmaier zwar stämmig aber nicht dick. Als junger Mann hatte er sogar eine sportliche Figur, spielte Fußball und hielt sich fit.

Die Gewichtszunahme begann mit seiner Beamtenlaufbahn. Täglich Mittagessen und abends noch bei der Mutter „reinhauen“ ließ den Hüftspeck wachsen.

Diäten hat Brandy schon viele versucht, auch in Spezialkliniken, schaffte auch immer wieder einige Kilo abzuspecken, letztlich stellte sich aber der Jojo-Effekt ein und er nahm alles wieder zu. Und immer ein paar Kilo mehr obendrauf. Er sei zwar keine Sportskanone gewesen, aber Badminton habe er regelmäßig mit Ehrgeiz gespielt.

Mit 145 Kilo. −Foto: Privat

„Die Leute haben sich zwar gewundert, wie man mit meinem Gewicht so flink auf dem Platz sein kann, abgenommen habe ich dadurch aber nicht“, schmunzelt Brandy.

Sein Rettungsanker war eine operative Magenverkleinerung, die er im August 2016 durchführen ließ. Dabei wurde sein Magen auf ein Volumen von 100 Milliliter verkleinert.

„Das ist wirklich der letzte Ausweg, wenn alle anderen Abnehmversuche fehlgeschlagen sind“, erklärt er. „Eine Operation ist immer riskant. Aber ich bin mit dem Ergebnis mehr als glücklich.“

Der Krankenhausaufenthalt dauerte neun Tage. Anfangs konnte er nur Suppen essen und Zwieback. Die Getränke durften keine Kohlensäure enthalten.

In den ersten drei Wochen nach der OP nahm Brandy 23 Kilo ab.

Er kämpfte stetig weiter, achtete auf viel Bewegung, aß nur noch kleine Portionen und dafür öfter am Tag.

Im Oktober 2017 folgte für ihn eine weitere wichtige Operation. Durch den enormen Gewichtsverlust war am Bauch eine Hautschürze entstanden, die er sich operativ entfernen ließ.

Heute hat der Mühldorfer ein Gewicht von 73 Kilo. Er hat also 72 Kilo abgenommen und sich damit halbiert.

Brandy ist glücklich mit seinem Körper und kann sich nicht mehr vorstellen, wie es ist, richtig dick zu sein.

Hilfestellung hat ihm in der Zeit nach der OP die Selbsthilfegruppe „Adipositas SHG Kurvenreich Altötting“ gegeben. „Es ist schön, wenn man sich mit anderen austauschen kann, die in der gleichen Situation sind.“ Mit dem vorliegenden Artikel möchte „Brandy“ anderen Menschen Mut machen, ihre Pfunde loszuwerden.

„Man verdrängt die gesundheitlichen Probleme, schiebt die eigene Gewichtsobergrenze immer weiter nach oben. Man redet sich ein, zufrieden mit seinem Körper zu sein, belügt sich aber nur selbst.“

„Packt es an. Egal ob durch sportliche Betätigung oder Ernährungsumstellung. Und wenn ihr euch letztlich für eine Magenverkleinerung entscheidet, dann lasst euch nicht von den Kassen abwimmeln. Bleibt hart, dann übernehmen sie die Kosten.“

Michael Brandmaier genießt es, seine Klamotten von der Stange kaufen zu können und nicht mehr in Spezialläden. Und er freut sich sogar darüber, wenn ihn die Leute auf der Straße nicht mehr erkennen, weil er so „schmal“ geworden ist.

„Meine Lebensqualität ist eine ganz andere als vorher. Und das wünsche ich mir auch für andere, die noch in ihrem viel zu dicken Körper feststecken.“

Altötting