Corona-Pandemie
Auch in Krisenzeiten durch Musik verbunden – die Domspatzen nutzen kreative Wege

11.05.2020 | Stand 04.08.2023, 16:08 Uhr
−Foto: n/a

Chor, Schule und Internat der Regensburger Domspatzen mussten wegen Corona ihren Präsenzunterricht beenden und sind wie alle anderen gezwungen, kreative Wege zu finden, um mit den Jungs auch musikalisch in Verbindung zu bleiben.

Regensburg. Die Regensburger Domspatzen wurden durch die Corona-Pandemie gezwungen, den Chorbetrieb vor Ort komplett einzustellen. Auch die Domliturgie durfte von heute auf morgen nicht mehr chorisch gestaltet werden. Sämtliche Konzerttermine sind abgesagt oder verschoben. Der einzige Trost: Es geht allen so in diesen Zeiten. Kreative Lösungen und Wege sind gefragt, um weiter Musik machen und mit den Buben und jungen Männern singen zu können. In den Wochen vor Ostern geschah dies in erster Linie über das Versenden von Noten- und Audio-Dateien per Mail. Die Sänger erarbeiteten zu Hause selbstständig neue Literatur, die Lernkontrolle durch die Chorleiter geschah über zurückgeschickte Videos.

Online-Proben

Nach den Osterferien wurde begonnen, mit Videokonferenz-Tools in Stimmgruppen oder im Einzelunterricht zu arbeiten. Trotz der Schwierigkeit, alle Sänger übers Netz synchron zu hören, ist es doch eine Möglichkeit, in begrenztem Umfang neue Stücke zu erarbeiten. Ein guter Nebeneffekt der Online-Proben: Die jungen Sänger sehen und hören sich wieder regelmäßig. „Diese soziale Komponente ist nicht zu unterschätzen“, so Heiß. Die Stimmbildnerinnen der Domspatzen geben Einzelunterricht über Telefon oder Video.

Online-Stimmcheck

Gerade in März und April laden die Domspatzen jedes Jahr interessierte Viertklässler zu sich ein. In diesem Jahr hätte man ein topsaniertes Haus mit neuen Chorsälen und neuer Hauskapelle zeigen können. Auch hier war eine Lösung gefragt: Schnell wurde ein virtueller Vorsingraum eingerichtet und getestet. Interessierte Buben können sich online per Video-Konferenz vorstellen. Die Interessenten und deren Familien bekamen per Link eine Einladung zum Vorsingen. Mehr als 30 Jungs haben dieses Angebot genutzt. „Natürlich ist es uns wesentlich lieber, die Jungs und ihre Familien von Angesicht zu Angesicht zu treffen, aber in Zeiten von Corona war das Vorsingen per Zoom die schnelle und qualitativ beste Alternative“, sagt Domkapellmeister Heiß. Selbstverständlich mit den dafür notwendigen Datenschutzmaßnahmen. „Die Form des Online-Vorsingens ist zukünftig immer denkbar, gerade für Interessenten, die weiter weg wohnen“, so Heiß.

Singen mit den Domspatzen

Die Domspatzen starteten auch die Mitsingaktion „1.000 Stimmen für die Helfer“. Sie luden alle Menschen ein, ihr Stimme aufzunehmen und per Videoclip zu schicken. Am Ende entstand der „Chor der 1.000 Stimmen“ mit dem bekannten Volkslied „Kommt ein Vogel geflogen“ auf den Lippen. Es ist das Lied, welches die Domspatzen bei Ihren Reisen in alle Welt immer mit im Koffer haben. Bernhard Blix, ehemaliger Domspatz und heute Komponist von Filmmusik, fügte Ton und Bild von 540 eingehenden Videos zusammen und ergänzte eine Orchesterbegleitung. Das Ergebnis wurde in den sozialen Medien tausendfach angeklickt. Ein Ständchen zum Dank an all jene, die in den Zeiten der Pandemie Großartiges für die Gesellschaft leisten.

Kreative Lösungen sind wohl auch in den nächsten Wochen gefragt, wenn Domliturgie und Konzerte nicht in gewohnter Weise stattfinden können. Die Chorleiter der Domspatzen gestalten jeden Sonntag die Messfeiern im Dom musikalisch. „Auch in Corona-Zeiten muss die Dom-Musik vorbildlich sein“, sagt Christian Heiß. Für die Regensburger Domspatzen sei diese Zeit eine große Herausforderung. Wie andere Chöre müssten sie damit kreativ umgehen, das Beste daraus machen, wünschen sich aber eine baldige Perspektive. Denn: „Wir merken, wie sehr es unsere Jungs und Männer zurück ans Haus drängt, sie wollen lernen und singen, im Dom und auf den Konzertbühnen“, erläutert Domkapellmeister Christian Heiß. Gleichwohl müsse man sich auch weiter in Geduld üben. Denn die Gesundheit der Menschen stehe selbstverständlich immer an erster Stelle.

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