Rettungsschirm
Wie Neueinstellungen helfen, den Arbeitsmarkt zu retten

08.04.2020 | Stand 03.08.2023, 12:36 Uhr
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Nicht nur unmittelbar von der Krankheit Betroffene, sondern auch die Wirtschaft und der Arbeitsmarkt leiden unter der Ausbreitung von COVID-19. Die Politik versucht gegenzusteuern und setzt alles daran, Arbeitsplätze zu erhalten. Doch selbst wenn Kurzarbeit, Liquiditätshilfen und Lohnfortzahlungen greifen, könnte der Arbeitsmarkt einbrechen.

Regensburg. Der Grund: Viele Beschäftigungsverhältnisse enden trotzdem, zum Beispiel wenn Angestellte in Rente gehen. Werden diese Stellen nicht neu besetzt, könnte das enorme Auswirkungen haben. Diese hat der Wirtschaftsforscher Prof. Dr. Enzo Weber von der Universität Regensburg zusammen mit seinem Kollegen Prof. Dr. Christian Merkl von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg simuliert. Ihre Ergebnisse sind nun bei „VoxEU“ erschienen.

In ihren Berechnungen gingen die Wissenschaftler von drei verschiedenen Szenarien aus. Im ersten Szenario sinkt die Einstellungsrate um ein Drittel, im zweiten Szenario um die Hälfte und im dritten um zwei Drittel im Vergleich zu der Zeit vor der Corona-Krise. Dieses Level bleibt jeweils für 18 Monate konstant. Geht man von letzterem und damit vom ungünstigsten Szenario aus, würde sich die Zahl der Arbeitslosen in nur eineinhalb Jahren etwa verdoppeln – und zwar ausschließlich aufgrund der fehlenden Neueinstellungen. „Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs“, erklärt Prof. Dr. Enzo Weber. „Denn hier fehlen noch die Personen, die nicht arbeitslos sind, sondern zum Beispiel von der Schule beziehungsweise Hochschule kommen. Außerdem wechseln viele Beschäftigte direkt von einem bestehenden in ein neues Arbeitsverhältnis.“

Prof. Weber rät daher zu einem Rettungsschirm für Neueinstellungen, der unter anderem Subventionen vorsieht. Als einfaches und direktes Mittel empfiehlt der Wirtschaftsforscher, dass Unternehmen für einige Zeit keine Sozialbeiträge für neu eingestellte Beschäftigte zahlen müssen. „Das wäre ein starker Anreiz für Neueinstellungen“, so Prof. Dr. Enzo Weber „Dadurch könnten auch Start-ups unterstützt werden, die ihr gesamtes Personal neu einstellen. Zudem hätte diese Form der Subventionen einen positiven Einfluss auf den Niedriglohnsektor. Es wäre also ein universelles Mittel, das nicht auf einzelne Jobs und Branchen beschränkt wäre.“ Neben den Hilfspakten für bestehende Arbeitsplätze sind Subventionen für Neueinstellungen, so sind die Wissenschaftler überzeugt, ein weiterer wichtiger Schritt, um einen Zusammenbruch des Arbeitsmarktes zu verhindern.

Regensburg