Bildung während der Pandemie
Wie denken Regensburger Studenten über die Corona-Krise?

26.03.2020 | Stand 13.09.2023, 0:07 Uhr
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Die Corona-Krise wirkt sich auch im Bereich Bildung aus: Der Semesterstart verschiebt sich nach hinten, Auslandssemester werden abgebrochen und Nebenjobs fallen weg. Wir haben mit Regensburger Studentinnen und Studenten gesprochen und gefragt, wie es ihnen mit der aktuellen Situation geht.

Regensburg. Viele Studentinnen und Studenten müssen mit Einschränkungen leben, haben jetzt Probleme mit ihren Studienplänen oder machen sich Sorgen um ihre Zukunft. Sophia musste ihr Auslandssemester in Spanien wegen der Verbreitung des Virus abbrechen – es gibt natürlich Schlimmeres, aber viele Erfahrungen würden ihr jetzt fehlen, auf die sie sich bereits gefreut hatte. „Die größte Einschränkung ist für mich zur Zeit die Schließung der Bibliothek an der Uni. Ich muss Hausarbeiten schreiben, aber ohne Bib ist es kaum möglich. Nur wenige Bücher haben Online-Versionen und außerdem lerne ich in der Bib viel produktiver als zu Hause“, berichtet Anna. Auch Andreas ist eingeschränkt: „Gerade, wenn man historisch forscht, ist man oft auf Publikationen angewiesen, die nicht digital abrufbar sind – die von den Bibliothekskatalogen angebotenen Volltexte neuerer Veröffentlichungen helfen mir also nur bedingt. Die Arbeit an meiner Dissertation ist deshalb stark eingeschränkt.“

Einige Studenten müssen für Arbeiten Interviews führen – mit der Ausgangsbeschränkung ist das nur bedingt möglich. Und Natalie steht momentan mitten in den Examensprüfungen, noch ausstehende Prüfungen werden verschoben. Deshalb weiß sie wie viele andere Betroffene nicht, wann sie ihren Abschluss hat und ob sie wie geplant im Herbst ins Referendariat gehen kann, „es verschiebt sich alles ins Ungewisse“. Anna wollte im Sommersemester eigentlich ihre Bachelorarbeit schreiben, aber jetzt weiß sie nicht mehr, „ob es überhaupt funktionieren wird und ob ich mein Studium im Sommersemester abschließen kann“. Deswegen ist sie sich nicht sicher, ob sie sich für ihren gewünschten Masterplatz in einer anderen Stadt bewerben und ihr jetziges Zimmer im Wohnheim kündigen soll oder nicht. „Aber es geht zurzeit vielen ähnlich, dass die Zukunftspläne etwas durcheinander gekommen sind“, so Anna. Ein zusätzliches Problem ergibt sich für Studenten, die in der Gastronomie oder im Einzelhandel arbeiten und sich damit ihr Studium finanzieren. Denn die Einnahmen fallen jetzt komplett weg.

Das Sommersemester soll voraussichtlich sowohl an der OTH als auch an der Uni Regensburg am Montag, 20. April, starten, doch so richtig überzeugt davon, dass dies auch passieren wird, ist niemand. Daniela denkt sogar darüber nach, ob es realistisch ist, dass das Sommersemester überhaupt stattfinden wird – oder ob es nicht komplett ausfallen muss. Doch die Zeit – egal ob man sie als verlorene oder gewonnene Zeit betrachtet – lässt sich sinnvoll nutzen. Kim ist als studentische Hilfskraft in der Grundschulpädagogik angestellt und berichtet: „Wir arbeiten aktuell an einer App, mit der Kinder ihr Hörverständnis und ihre Rechtschreibung verbessern können. Ich spreche hierfür Wörter und Sätze in ein Mikrofon ein.“ Home Office ist für sie deshalb nichts Neues. Für Amelie hat sich nicht viel geändert: „Da ich gerade meine Zulassungsarbeit und zwei andere Hausarbeiten schreibe, ändert sich für mich bis jetzt nicht viel. Die Abgaben meiner Arbeiten haben sich nach hinten verschoben, wodurch ich jetzt sogar noch mehr Zeit zum Schreiben habe.“ Die Literatur, die sie dafür benötigt, hat sie bereits zu Hause.

Viele Studentinnen und Studenten berichten von Online-Angeboten, die es jetzt von den Hochschulen gibt. Doch nicht in allen Studiengängen ist das bisher möglich. In einigen Bereichen fehlt auch der direkte Kontakt zu Professoren und Kommilitonen. Ina studiert Philosophie und findet: „In Philosophie ist die Diskussion mit den Dozenten und Kommilitonen elementar, man kann das nicht durch Online-Angebote ersetzen.“ Und Anna berichtet: „Ich habe von ein paar Freunden gehört, dass ihre Kursleiter Vorlesungen online halten. Das heißt, sie nehmen Videos auf und dann stellen sie sie für die Kursteilnehmenden zur Verfügung. Für eine Vorlesung kann das ganz gut funktionieren, aber für Seminare oder Projektarbeiten wird es mit der Online-Umsetzung schwieriger.“ Eine gute Alternative sei die Virtuelle Hochschule Bayern, erzählt Daniela, die Online-Kurse finden auch nach jetzigem Stand statt.

Eine Krise bleibt nicht für immer und hat auch positive Seiten, viele Studenten bleiben hoffnungsvoll, was die Zukunft betrifft. „Not macht erfinderisch“, so Natalie, außerdem würden viele Leute jetzt anfangen, einander zu helfen. Luisa ist der Meinung, dass nicht nur von Corona-Partys berichtet werden sollte, sondern eben zum Beispiel auch von Jugendlichen, die für Ältere einkaufen. Und Anna freut sich, dass viele Veranstaltungen oder Freizeitaktivitäten wie Wohnzimmer-Konzerte und Yoga-Kurse plötzlich auch online stattfinden können. Kim findet trotz aller Sorgen und Probleme, die diese Zeiten mit sich bringen: „Tatsächlich müssen wir jetzt auf uns selbst achten, gesund bleiben und virtuellen Kontakt zu unseren Liebsten aufbauen. Durch Beistand können wir uns gegenseitig unterstützen. Und ganz ehrlich, es ist doch wirklich schön, dass man sich in der Zeit wenig Stress machen muss.“

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