Interview mit Dr. Frederik Weinert
Was stellen unsere Kinder im Internet an?

10.06.2018 | Stand 29.07.2023, 14:28 Uhr
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Was geht in unseren Kindern vor? Wissen Eltern überhaupt noch, was der minderjährige Nachwuchs an Smartphone und Computer anstellt – und was ihnen dort für Gefahren drohen?

ROTTAL-INN Das Wochenblatt befragt dazu anlässlich des Falls einer 13-Jährigen aus Simbach, die im Internet ihren Selbstmord androhte (zu lesen unter: https://www.wochenblatt.de/polizei/pfarrkirchen-rottal-inn/artikel/242220), den Kommunikationswissenschaftler und promovierten Medienexperte Dr. Frederik Weinert (36) aus Passau. Gerade ist sein Buch „Die Sprache der Rechten. Wie wir täglich manipuliert werden“ erschienen. Und Weinert recherchiert schon für das nächste, Thema: „Soziale Medien und Kindererziehung“.

Wochenblatt: Was sagt Ihnen diese „Masche“ mit den „testweisen Selbstmorddrohungen“?

Weinert: Kinder und Jugendliche schließen im Internet seit Jahren gefährliche Wetten ab. Wer die krasseste Reaktion bekommt, gewinnt die Challenge und hat seine fünf Minuten Ruhm.

Meist geht es darum, sich selbst oder anderen Schaden zuzufügen. Solche „Pranks“ werden dann mit dem Handy gefilmt und ins Internet gestellt. Erfundene Suizid-Drohungen sind neu. Gut, dass die Polizei so schnell reagiert hat.

Was steckt da dahinter?

Bei diesen Challenges geht es um soziales Prestige und Angeberei. Vor 20 Jahren waren es Mutproben wie Klingel- und Telefonstreiche, heute geht es um mediale Aufmerksamkeit. Der Kick ist es, nicht erwischt zu werden. 2016 kündigte ein Passauer Student aus gutem Hause aus Spaß einen Amoklauf an der Uni Passau an. Die Polizei spürte ihn aber direkt auf.

Auf welchem Kanal läuft sowas denn: Facebook, Instagram, Twitter … oder auf Blogs?

Die Teenies machen sich in geschlossenen Chat-Gruppen gegenseitig heiß, meist auf Facebook oder WhatsApp. Es entsteht eine unberechenbare Gruppendynamik, weil die Teenies immer in Kontakt stehen. Sie schicken sich Beweisbilder und Sprachnachrichten als Ansporn.

Was kann man Eltern generell raten, damit ihre Kinder gar nicht erst in solche oder ähnliche Schwierigkeiten kommen?

Viele Eltern wissen nicht, welche gefährlichen Trends im Internet lauern. Manche drücken ihren Kindern zu früh ein Smartphone in die Hand. Sie wollen den Nachwuchs immer erreichen, allerdings auch beschäftigt wissen. Engagierte Eltern können sich zusammenschließen und in Zusammenarbeit mit lokalen Verbänden wie dem Kinderschutzbund und dem Kreisjugendring Medien-Workshops anregen.

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