Gelungene Veranstaltung
Computersüchtig? Kinder und Jugendliche im Sog neuer Medien

19.02.2018 | Stand 19.07.2023, 12:07 Uhr
−Foto: n/a

Anlässlich des Präventionsprojektes „na und, du hast ja keine Ahnung!“ der Abteilung Gesundheitswesen des Landkreises Freyung-Grafenau ging die Vortragsreihe nun in die zweite Runde.

FREYUNG In einem bestens gefüllten Saal im Nebengebäude des Freyunger Kurhauses fand sich eine große Zuhörerschar ein, um dem aufschlussreichen Vortrag von Diplom-Sozialpädagogin (FH) und Supervisorin (DGSv) Sylvia Seider am Kompetenzzentrum für Gesundheitsförderung und Prävention in Passau über das Thema Sucht im Bereich der neuen Medien zu folgen.

Organisatorin Katrin Greiner, Diplom-Sozialpädagogin (FH) der Abteilung Gesundheitswesen des Landkreises Freyung-Grafenau, begrüßte im Namen des Landratsamtes und des Schirmherren Landrat Sebastian Gruber die zahlreichen TeilnehmerInnen.

Neben der Einführung mit aktuellen Zahlen aus der KIM- (Kinder und Medien, Computer und Internet) und JIM-Studie (Jugend, Information, Multimedia) wurden u. a. nachfolgende Daten durch Referentin Sylvia Seider erläutert:

JIM-Studie für die Mediennutzung und den Medienumgang bei Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren

Zum Beispiel „Gerätebesitz“: Hier dominiert das Smartphone, welches 97 Prozent so gut wie alle Jugendlichen besitzen. Da Smartphones als multifunktionale Alleskönner viele Medientätigkeiten ermöglichen, sind weitere spezielle Geräte deutlich seltener vorhanden. Über einen Computer oder Laptop verfügen 69 Prozent, zwei Drittel können über eine eigene Spielkonsole verfügen.

Näheres unter https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/JIM/2017/JIM_2017.pdf

Bei der Betrachtung der täglichen Mediennutzung der 12- bis 19-Jjährigen steht das Smartphone mit 93 Prozent an erster Stelle, dicht gefolgt von Internet- (89 %) und Musiknutzung (83 %). Online-Videos spielen für drei von fünf Jugendlichen im täglichen Mediengebrauch eine Rolle, 55 Prozent hören täglich Radio und 45 Prozent sind tägliche Fernsehzuschauer.

Näheres unter https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/JIM/2017/JIM_2017.pdf

KIM-Studie – Basisstudie zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger in Deutschland

Die 6- bis 13-Jährigen selbst besitzen nach Angaben der Haupterzieher noch nicht das gesamte Spektrum an Mediengeräten. Das Gerät, das sich am häufigsten in den Kinderzimmern findet, ist das Mobiltelefon (51 %, Smartphone oder konventionelles Handy). CD-Player (45 %) und Spielkonsolen sind ebenso bei knapp der Hälfte im Eigenbesitz

Weitere Themenbereiche: tragbar und/oder stationär (netto): 44 %, tragbar: 34 %, stationär: 23 %). Etwa ein Drittel der Kinder besitzt einen eigenen Fernseher (36 %) oder ein Smartphone (32 %), jeder Vierte verfügt über ein eigenes Radio (24 %). Ein Fünftel der Kinder hat einen eigenen Kassettenrekorder (21 %) oder Computer bzw. Laptop (20 %), 18 Prozent können vom eigenen Zimmer aus das Internet nutzen. Einen eigenen Tablet-PC besitzen nur fünf Prozent der Sechs- bis 13-Jährigen. (https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/KIM/2016/KIM_2016_Web-PDF.pdf)

Dabei wurde anschaulich auf folgende Themen eingegangen:

Was macht neue Medien und Spiele so attraktiv? Darunter zählen Schlagwörter wie Schnelligkeit, Aktualität, Vielfältigkeit, Zeitlosigkeit, Grenzenlosigkeit, Kreativität und Gleichzeitigkeit, auf die die Referentin ausführlich und praxisnah eingegangen ist.

Wer ist besonders gefährdet, und warum und wann beginnt die Sucht? Verfügbarkeit und Griffnähe der neuen Medien sind dabei besonders zu erwähnen. Hier wurde das klassische Suchtdreieck erläutert, welches die Wechselwirkung zwischen Person, Umwelt und Droge zeigt.

Wie kann man im Alltag Kindern und Jugendlichen einen gesunden Umgang nahe bringen? Vorbeugen ist besser als heilen: Beispiele, wie zeitliche Limits für Kinder und Jugendliche setzen, eine geschützte Umgebung, nicht unbeaufsichtigt im Kinderzimmer, Geräte eher im Wohnzimmer anbringen oder mindestens Beobachtungsbesuche durchführen, Eltern sollen Vorbild und eigene Mediennutzung hinterfragen, Alternativen zur Freizeitgestaltung aufzeigen, Hobby ausüben, Genuss und Abenteuer, gemeinsam etwas Spannendes erleben – um Konkurrenz zur Spannung in den Medien zu entwickeln, soziale Kontakte auch in der Realität pflegen, sich Unterstützung bei Unsicherheiten und Ängsten holen, waren Punkte, die den Anwesenden anschaulich nähergebracht wurden.

Bei der anschließenden Fragerunde wurde durch Beispiele aus dem Zuschauerraum die Aktualität des Themas erneut bewusst. Der Umgang mit Medien ist permanent Thema in zahlreichen Familien und Einrichtungen und ganz oft mit Konflikten und Ängsten verbunden.

Mit einem großen Dankeschön in Form von Blumen und einem Präsent für die Referentin ging ein kurzweiliger Abend mit einem lebendigen und realitätsnahen Vortrag zu Ende, welcher mit vielen Beispielen aus der Praxis wunderbar zum Nachdenken und Umsetzen zu Hause anregte

Passau