Deggendorfer Bundespolizisten
Zwischen Hochleistungssport und Hochrisikospiel

11.07.2017 | Stand 24.07.2023, 16:39 Uhr
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Die Einsatzkräfte der Bundespolizeiabteilung Deggendorf (BPOLABT DEG) befinden sich derzeit im Dauereinsatz. Neben der permanenten Migrationslage an der deutsch-österreichischen Grenze fordern auch diverse Fußballbundesligabegegnungen die Deggendorfer Bundespolizisten

DEGGENDORF Zwischendurch absolvierten sie zur Abwechslung einen Einsatz der angenehmeren Art im oberbayerischen Bad Endorf. Der Bundesminister des Innern, Dr. Thomas de Maizière, und der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Alfons Hörmann, ehrten vergangenen Mittwoch die Medaillengewinner der dort ansässigen Bundespolizeisportschule. 46 Medaillen bei Weltmeisterschaften, Junioren- und U 23 Weltmeisterschaften sowie Europa- und Junioreneuropameisterschaften, das ist die sensationelle Sportbilanz der Hochleistungssportler des Wintersportleistungszentrums der Bundespolizei. Die Deggendorfer übernahmen am Veranstaltungsort die Durchsuchungs- und Objektschutzmaßnahmen, die Aufgrund der Anwesenheit ihres obersten Dienstherrn, Dr. Thomas de Maizière, obligatorisch sind, und sorgten so für einen reibungslosen und störungsfreien Ablauf der Feierlichkeiten. Eine kleine Abordnung der BPOLABT DEG um Polizeidirektor Mario Konjević war ebenfalls unter den geladenen Gästen.

Der Ball rollt in den Fußballliegen und die Deggendorfer ebenfalls: Freitag Würzburger Kickers - Hannover 96, Samstag FC Bayern München - Borussia Dortmund, Sonntag VfB Stuttgart - Karlsruher SC. Für diese drei Partien wurden die Donaustädter von den zuständigen Bundespolizeidirektionen München und Stuttgart zur Verstärkung angefordert.

Am Sonntagnachmittag fand in der mit 58.000 Zuschauern ausverkauften Mercedes-Benz Arena in Stuttgart das Baden-Derby zwischen dem VfB Stuttgart und dem Karlsruher SC statt. Das Verhältnis zwischen den Fans beider Vereine wurde als feindschaftlich, die Begegnung als Hochrisikospiel eingestuft.

Etwa 2500 Anhänger des KSC, darunter Ultras und weitere erlebnisorientierte und gewaltbereite Jugendliche und Heranwachsende, reisten mittels Zügen der DB AG nach Stuttgart an. Rund 90 Deggendorfer Bundespolizisten unter der Führung des Ersten Polizeihauptkommissars Xaver Heinrich überwachten den Fanreiseverkehr am Stuttgarter Hauptbahnhof. Weitere Einsatzkräfte der Bundesbereitschaftspolizei aus Bad Düben, Bad Bergzabern, Duderstadt und der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit aus Bayreuth (BFE) waren im Rahmen des hochbrisaten Derbys vor Ort.

Bereits in der Anreisephase zündeten die KSC-Anhänger Pyrotechnik und wüteten in der S-Bahn und in Regionalzügen. Deckenverkleidungen, Kopfstützen, Mülleimer und Notentriegelungshebel wurden abgerissen, Deckenleuchten und Fenster eingeschlagen. Nach Anpfiff des Derbys in der Mercedes-Benz Arena kam es aus dem KSC-Block erneut zum Abfeuern von Pyrotechnik in Richtung Fußballfeld, so dass die Unparteiischen die Zweitligabegegnung unterbrechen mussten. Ebenso brachten die Gästefans beim Umsteigevorgang am Stuttgarter Hauptbahnhof ein weiteres Mal Rauchkörper zum Einsatz.

Gegen 18 Uhr rollte der Sonderzug in Richtung Karlsruhe. Für die Deggendorfer war aber noch lange nicht Dienstschluss. Sie begleiteten die Fans im Regionalexpress bis nach Karlsruhe, wo erneut massive Sachbeschädigungen im Zug begangen wurden. "Das primäre Ziel, Ausschreitungen zwischen den Fanlagern zu verhindern, wurde erreicht. Das Ausmaß der Sachbeschädigungen in den Zügen ist jedoch erheblich", so der Leiter der Bundespolizeiinspektion Stuttgart, Reinhard Pürkenauer.

Ein Social Media Team mit PHKin Martina Borgschulze und POK Werner Straubinger begleitete den Einsatz für die Direktion Bundesbereitschaftspolizei via Twitter (#bpol_bepo). Sie stellten Kurznachrichten mit Fotos in Realzeit aus dem Einsatzgeschehen direkt auf Twitter ein. Ein Tweet mit Bildern aus dem verwüsteten S-Bahn-Waggon löste im Netz hitzige Grundsatzdiskussionen aus bis hin zu einem Statement der Deutschen Bahn über eine Online-Redaktion. Hierin kündigte der DB-Sicherheitschef Konsequenzen an.

Obwohl es sich bei der Begegnung um ein nicht alltägliches Derby handelte, war es für die Einsatzkräfte der Bundesbereitschaftspolizei ein Fußballspiel von vielen, mit gewaltbereiten Fußballanhängern, Pyrotechnik und Sachbeschädigungen im bahnpolizeilichen Aufgabenbereich.

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