Faktencheck des Landratsamts
Zuwanderung und Integration im Landkreis Rottal-Inn

01.07.2018 | Stand 13.09.2023, 0:19 Uhr
−Foto: Foto: Tatjana Kerlin

Vergangenen Dienstag haben Landrat Michael Fahmüller, Waldemar Herfellner (Leitung Kreisentwicklung) und Bildungskoordinatorin Kathrin Zenger im Rahmen eines Pressegesprächs in den Räumen der Kreisentwicklung in der Sparkasse Pfarrkirchen Zahlen zur „Zuwanderung und Integration im Landkreis Rottal-Inn“ vorgestellt.

PFARRKIRCHEN Die Daten aus dem Jahr 2017 präsentierte Bildungskoordinatorin Kathrin Zenger. An diesen Zahlen habe sich auch in diesem Jahr nicht viel geändert:

Von 119.394 Bürgern im Landkreis sind 10.864 ausländische Einwohner ohne deutschen Pass. Das entspricht 9.1 Prozent. Im Landkreis Freyung-Grafenau sind es im Vergleich vier Prozent und in München 25 Prozent.

Mit 21,3 Prozent ist Arnstorf dabei die Gemeinde mit dem höchsten Anteil an Migranten, definiert als ausländische Staatsangehörige, im Landkreis. Danach folgen Simbach mit 15,9, Eggenfelden mit 15 und Pfarrkirchen mit 13,6 Prozent.

Woher kommen die Migranten, die im Rottal leben? Dazu betont Zenger: „Die Zuwanderung ist europäisch. Der Schwerpunkt liegt bei den Nachbarländern.“ Diese Entwicklung trifft laut Zenger auf ganz Niederbayern zu. 81 Prozent stammen aus Europa. Bei den restlichen 19 Prozent kommt der höchste Anteil mit 71 Prozent aus Asien. 19 Prozent stammen aus Afrika und sechs aus Amerika (vier Prozent Sonstige).

Auch interessant: Insgesamt sind 117 verschiedene Nationalitäten im Landkreis vertreten. Dabei zählen zu den „Top 5“ der Zuwanderergruppen von den 10.864 nicht-deutschen Staatsangehörigen im Landkreis Rottal-Inn: Österreich (15,6 Prozent), Rumänien (13,1 Prozent), Polen (10,8 Prozent), Ungarn (7,6 Prozent) und Syrien (5,7 Prozent).

Die „Top 5“ im Kontext „Asyl und Flucht“: Syrien (5,7 Prozent), Nigeria (1,3 Prozent), Irak (1,2 Prozent), Afghanistan (1,0 Prozent) und Pakistan (0,2 Prozent).

Weniger als 1 Prozent der Gesamtbevölkerung im Landkreis sind Asylbewerber, also etwa 900 anerkannte Flüchtlinge oder Geduldete (Zahl vom Juli 2017). Dieser Anteil sei bis heute unverändert geblieben.

„Die Zuwanderung ist jung. Fast jeder 2. Ausländer im Landkreis ist jünger als 35 Jahre“, stellt Kathrin Zenger fest. Was wiederum ein soziales und wirtschaftliches Potenzial für den „alternden Landkreis“ bedeute.

650 nicht-deutsche Kinder besuchen die Krippen oder Kitas des Landkreises. In den Krippen liegt der Anteil der Kinder mit Fluchthintergrund bei 16 Prozent (Kitas 13 Prozent, Hort 8 Prozent). Der Vorkurs „Deutsch“ zur Sprachförderung wurde 2017 für 200 Kinder mit Migrationshintergrund und 50 deutsche Kinder durchgeführt.

In den Grund- und Mittelschulen ist der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund deutlich gestiegen. Von 10 Prozent in den Grundschulen im Jahr 2016/2017 zu 18 Prozent in 2017/2018. In den Mittelschulen waren es im letzten Jahr noch 15 Prozent, dieses Jahr sind es 19 Prozent. Dies bedeute insbesondere eine große Herausforderung für die Lehrkräfte.

„Umfassendes System der Sprachförderung an den Grund- und Mittelschulen hat sich gefestigt“, so Zenger. So bietet der Landkreis in den Grund- und Mittelschulen verschiedene Deutsch-Förderkurse, unterrichtsergänzenden Schulunterricht oder fachliche Beratung für Lehrer an. Im ländlichen Raum seien allerdings die Mindestteilnehmerzahlen für die Förderkurse ein Problem.

280 nicht-deutsche Schüler sind an den beruflichen Schulen im Landkreis vertreten (2016/2017). Dazu kommen im Schuljahr 2016/2017 sechs „Berufsintegrationsklassen“ mit ungefähr 100 berufsschulpflichtigen Jugendlichen ohne Deutschkenntnisse.

Unterschiedliche Vorkenntnisse, das Erlernen der Fachsprache, das sehr viel Zeit benötigt, und fehlende Vertrautheit mit dem Ausbildungssystem in Deutschland seien hier die Herausforderungen.

Übrigens: Von den 457 Studenten des European Campus Rottal-Inn seien im Sommersemester 2018 290 ausländische Studenten. 70 Nationen sind derzeit vertreten.

Die Zahl der bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter gemeldeten erwerbsfähigen Personen im Landkreis sinkt. „Die Zuwanderung stärkt den lokalen Arbeitsmarkt“, so Zengers Fazit. Von den 38.200 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Landkreis seien 9,7 Prozent Ausländer (Stand Juni 2017).

„Es sind viele gute Strukturen im Bereich ‚Integration‘ entstanden, die Abstimmung zwischen den Akteuren funktioniert gut“, erklärt Zenger.

Aber auch im Landkreis gebe es Fälle, die nicht integrierbar sind: „Eines der wichtigsten Themen ist die Sprache. Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration ist die deutsche Sprache zu lernen. Wer das nicht gewillt ist zu tun, wird scheitern“, so Landrat Fahmüller. Allerdings sei dies eher die Ausnahme: „Wir haben sehr gute Beispiele für Integration in unserem Landkreis“, betont Fahmüller.

Das sei vor allem durch den Zusammenhalt im Landkreis möglich: „Wir haben sehr viele engagierte, ehrenamtliche Leute im Landkreis. Unsere Helferkreise machen viel Ort.“

Fahmüllers Fazit lautet: „Das größte Problem ist das lange Anerkennungsverfahren“.

Rottal-Inn